Botschaft von Japan |
Neues aus Japan Nr.35 Oktober 2007 |
„Seit vier Jahren bin ich Filmregisseur. Ich bin immer noch ein Anfänger. Deshalb kommt es mir selbst merkwürdig vor, wenn ich sage, dass dieser Film auf Erinnerungen an den Anfang meiner Karriere beruht. Ich wollte einfach nur machen, was ich wirklich und wahrhaftig machen wollte. Und zwar eine Komödie, einen Actionfilm, eine dramatische, traurige, fantastische Geschichte mit Horror-Touch, einen reinen Tanzfilm mit Tanz, Tanz und nochmals Tanz. Ich wollte all diese Elemente mit einem zynischen Gelächter erfüllen, und das Ergebnis sollte dann noch unter 100 Minuten bleiben. Ich habe es versucht. Und yeah, ich habe es geschafft.“ (Verleihinfo Fortissimo, 10.01.2000) Wer dies vor inzwischen nahe sechs Jahren anlässlich seines damals in die Kinos gekommenen Streifens „Monday“ äußerte, ist einer der jungen Avantgarde-Regisseure Japans, der insbesondere aufgrund seines distanziert-ironischen Blicks auf die japanische Gesellschaft inzwischen Kultstatus genießt. Die Rede ist von Hiroyuki Tanaka; bekannt geworden unter seinem Künstlernamen „Sabu“, entlehnt von einem Yakuza, den er einmal selbst verkörperte. Sabu hielt sich erst unlängst im Rahmen eines DAAD-Künstlerstipendiums ein halbes Jahr in Berlin auf, um hier kreative Eindrücke zu sammeln, was ich zum Anlass nehmen möchte, Ihnen seine Filme „Monday“ und „Blessing Bell“ (in einer der folgenden Ausgaben) vorzustellen.
„Monday“ ist ein surrealer Trip durch Gedanken und Erinnerungen eines normalen japanischen Sararyman (Angestellten), namens Takagi (Akira Yamamoto), der sich nach seinem Aufwachen in einem fremden Hotelzimmer anhand verräterischer Details, wie Patronenhülsen, Visitenkarten und einer Pumpgun, Stück für Stück an einen albtraumhaften Amoklauf erinnert, der mit ihm so wenig zu tun zu haben scheint wie die Zigarettenkippe, die sich in seinem Drink wiederfindet. Bizarre Begebenheiten wie die Beerdigung eines schönen jungen Mannes, der leider im Zuge der gescheiterten Deaktivierung seines Herzschrittmachers explodiert, ein Handleser, der unter Gelächter lediglich imstande ist, die Bekanntschaft mit einer wundervollen Frau vorherzusagen, die Takagi allerdings schnurstracks ins Mafiamilieu entführt, von wo das Unheil mit zunehmendem Alkoholpegel und der Anwendung modernster Waffentechnik seinen Lauf nimmt, illustrieren eine beeindruckende Tour de force durch alle Stilmittel des Films.
Näher auf Details der Handlung
einzugehen, würde dem Film viel von seinen überraschenden Wendungen und
seiner Situationskomik nehmen, weshalb ich es hierbei belassen möchte. Sabu,
dem es erklärtermaßen darum geht, normale Durchschnittsbürger, die sich
plötzlich in beängstigenden Extremsituationen wiederfinden, zu den Helden
seiner Filme zu machen, choreographiert absurde Situationskomik und bissige
Kritik an der japanischen Gesellschaft mit den ihr eigenen Unterwerfungs-
und Höflichkeitsritualen und einem sonnigen Aufruf nach einer friedlichen
Welt ohne Waffen. Die Logik der Geschichte offenbart sich dabei nur
widerwillig; wer durchhält wird jedoch mit einem ungewöhnlich faszinierenden
Showdown belohnt. |
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Fazit: |
Bizarre Satire des japanischen Kultregisseurs Sabu, die nicht nur wegen ihrer vorzüglichen Tanzeinlage an Tarantinos „Pulp Fiction“ erinnert. Düsteres und bissiges Werk mit Action- und Horrorelementen, das allerdings etwas guten Willen zum Durchhalten voraussetzt. |
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J.G. (Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan) | |||
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Filme aus Japan „Monday“ |
(Japan 2000, 143 Minuten) |
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