Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.39                              Februar 2008

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bericht eines Teilnehmers am JET-Programm:

Meine ersten Schritte als CIR im JET-Programm

 


Jedes Jahr Anfang August machen sich junge deutsche Hochschulabsolventen auf den Weg nach Japan, um sich für die Internationalisierung Japans zu engagieren. Dies geschieht im Rahmen des Japan Exchange and Teaching (JET) Programms, mit dem jährlich über 5000 junge Menschen aus fast 40 Ländern hauptsächlich als Assistenz-Sprachlehrer oder als Sporttrainer in Schulen arbeiten bzw. in Rathäusern oder Präfekturverwaltungen außerhalb der großen Zentren wie Tokyo oder Osaka bei der Koordination Internationaler Beziehungen zu assistieren.
Zur Zeit arbeiten zwei Assistenz-Deutschlehrer, ein Basketballtrainer sowie 16 Koordinatoren für Internationale Beziehungen (CIR) aus Deutschland zum Teil bereits im vierten Jahr in Japan. Acht von letzteren haben aber erst im vergangenen August ihre Stelle neu angetreten; so auch Sönke Grützmacher, dessen Bericht aus der Präfektur Ôita Sie hier lesen können:

 

Ich bin seit August 2007 als CIR in der Stadt Taketa, Präfektur Ôita, tätig. Genauer gesagt ist mein Arbeitsplatz im Örtchen Naoiri, das 2005 in die Stadt Taketa eingemeindet wurde. Nach wie vor arbeite ich also im 3.000 Seelenstädtchen Naoiri, auch wenn sich mein Aufgabenbereich eigentlich auf 28.000 Einwohner auf 487 km2 bezieht. Mit gerade mal 58 Einwohnern pro km2 ist es eine ziemlich ländliche und ruhige Gegend. Die Eingemeindung von Naoiri sowie zwei weiteren Orten ist noch nicht lange her, so dass sich die Einwohner, die davon nicht gerade begeistert sind, noch nicht recht daran gewöhnt haben.

Meine Aufgabe wird von der Verwaltung insbesondere darin gesehen, die Kommunikation mit der Partnerstadt Bad Krozingen zu erleichtern. Die Partnerschaft basiert auf dem Austausch zwischen der deutschen Thermalbadkultur und der japanischen Onsenkultur, denn Naoiri ist mit heißen Quellen gesegnet. Nach einer Anfangsphase von etwa 6 Wochen, in denen kaum zu tun war, bin ich nun ziemlich beschäftigt. Jedes Jahr führt die Stadt im Dezember im Zusammenhang mit einem Schüleraustausch mit der Partnerstadt eine zehntätige Reise mit sechs Schülern durch, den ich mit organisiere und begleite. Darüber hinaus hat das deutsche Thermalbad ein traditionelles japanisches Haus als Ruheraum bestellt, das in Taketa geplant und gebaut wird, wofür übersetzt, gedolmetscht und gemail werden muss. Als Drittes wird anlässlich des 1200-jährigen Jubiläums der Stadt eine 30-köpfige Delegation Bad Krozingen besuchen, wiederum fallen entsprechend in der Vorbereitungsphase Emails, Übersetzungen und vor Ort Dolmetschen an.

Die „grassroot internationalization“ versuche ich in Form von zwei wöchentlichen Deutschkursen, einem wöchentlichen Englischkonversationslunch, einer monatlichen Kolumne im Stadtblatt sowie monatlichen Kochkursen und Filmvorführungen zu vollziehen. Hinzu kommt ein Weihnachtsmarkt, den ich am 23.12. gestalten konnte, einer „Deutschen Ecke“ auf dem November-Dorffest sowie Schulbesuche.

Zwischendurch gibt es auch spontane Einsätze. So musste ich einmal dolmetschen, als ein Spezialist aus Deutschland kam, um hier auf einer Schweinefarm eine Maschine zum automatischen computergesteuerten Schweinezählen und –sortieren (!) zu warten und zu erklären.

Es heißt, in Japan würden die Mühlen langsam laufen, aber ich habe das Gefühl, in Taketa mahlen sie besonders langsam. Als ich anfing, war ich von der naiven Vorstellung geleitet, die Menschen würden sich förmlich darauf stürzen, was der CIR so alles vom Stapel lässt. Tatsächlich sind die Leute in Naoiri aber nach 15 Jahren Städtepartnerschaft ziemlich daran gewöhnt, einen Deutschen in ihrer Mitte zu haben. Andererseits hielt sich, zumindest am Anfang, die Teilnahmebereitschaft an den Angeboten trotz Werbung in Grenzen. Die Anzahl von insgesamt 14 Deutschschülern etwa wird als großer Erfolg gewertet. Wie es ein ALT aus Taketa ausdrückte: „It would be far easier if you wouldn’t always have to chase them.“ Mittlerweile hat sich das aber entspannt, dank zweier Zeitungsartikel in der Yomiuri und der Ôita Shimbun. Tatsächlich kommen jetzt Leute auf mich zu, hier und dort Kochkurse zu veranstalten, Vorträge zu halten etc. Insgesamt bin ich mit der Arbeit mittlerweile sehr zufrieden, auch wenn das einige Zeit gedauert hat. Mein Betreuer unterstützt mich, so gut er kann. Ich habe zwar kein Budget, aber das lässt sich oft mit etwas Kreativität wettmachen.

Was das Leben auf dem japanischen Land betrifft: Nun ja, die ersten 6 Wochen war ich ohne Auto! Naoiri hat praktisch keine Geschäfte, der nächste Supermarkt ist eine halbe Stunde mit dem Auto entfernt. Folglich vergingen die ersten Wochen, wie man es sich von einem entlegenen Dorf in den Bergen vorstellt. Das eigene Auto hat alles verändert, und es hat sich gezeigt, dass aus dieser Notwendigkeit die große Chance entstand, Japan für sich auf ganz andere und intensive Weise kennen zu lernen. Darin und in den niedrigen Lebenshaltungskosten liegen die großen Vorteile des Landlebens hier. Dass man bestimmte Annehmlichkeiten wie Videoshops, Restaurants etc. nur mit der Inkaufnahme einer langen Wegstrecke und dem Verzicht auf Alkohol wahrnehmen kann, gewöhnt man sich ebenfalls nach einiger Zeit.

Am Ende kann ich nicht meckern. Dass es ländlich wird, damit muss man rechnen. Die Bewältigung von Hindernissen auf einem japanischen Arbeitsplatz gehört genau zu dem, was ich während dieser Tätigkeit lernen möchte. Nach wie vor begreife ich es als große Chance und Herausforderung, hier zu sein. Ich hänge jedenfalls noch ein weiteres Jahr dran, denn je länger ich hier bin, desto besser gefällt es mir hier.
 

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