Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.43                                   Juni 2008

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Filme aus Japan

Brave Story

(Japan 2006, 108 Minuten)

 

 

 

 

“Brave Story” mag die Geschichte eines tapferen kleinen Jungen sein – neu und in diesem Sinne mutig ist sie deshalb leider nicht. Erneut ist es ein Knabe, dem es auferlegt ist, die Welt zu retten und der ob der ihm übertragenen Verantwortung über sich hinaus wächst und letzten Endes obsiegt. So weit – so gewöhnlich. Trotzdem ist Regisseur Kôichi Chigara ein sehenswerter Anime gelungen, der den Vergleich mit den Klassikern seines Genres nicht scheuen muss.

Der gleichnamige Roman „Brave Story“ der japanischen Autorin Miyuki Miyabe wurde bereits als Manga, Computerspiel und Spielfilm aufgearbeitet, was für sein Potential sprechen kann, aber in Zeiten optimierter Mehrfachvermarktung nicht muss. Wie gesagt – der Plot ist nicht neu:
Der zehnjährige Wataru Mitsuya ist ein normaler – eher unauffälliger kleiner Junge, als sein Leben durch die Trennung des Vaters von der Familie und den Zusammenbruch seiner Mutter einen tiefen Riss erfährt. Fortan ist nichts mehr wie es war und Wataru bestrebt, die Zeit zurückzudrehen und alles wieder ins Lot zu bringen. Das eint ihn wohl mit fast jedem Scheidungskind unserer unruhigen Zeit, in der nichts und schon gar nicht Beziehungen von Bestand sind. Im Unterschied zu diesen seinen Leidensgenossen wird Wataru jedoch durch die magische Welt „Vision“ eine Möglichkeit gegeben, sein Schicksal zu wenden.

Dafür muss er jedoch sieben Brücken überqueren respektive als Heldenlehrling fünf Diamanten finden, die ihm den Weg zur Schicksalsgöttin weisen. Er wird auf diesem Wege neue Freunde kennen lernen, wie die Katzenartistin Mina, die Kriegerin Katsu und ein riesiges freundliches Reptil, die ihn begleiten und echte Freundschaft lehren. Insofern sind die Parallelen zum „Zauberer von Oz“ oder Michael Endes „Unendlicher Geschichte“ evident, wenn auch nicht übermächtig, da es Chigara mehr und mehr gelingt, den Zuschauer durch seine faszinierende Bilderwelt in den Bann zu ziehen.

Nach einem relativ schwachen Auftakt gewinnt „Brave Story“ somit zunehmend an Fahrt und Wataru an Charakter. Die Bilder werden immer grandioser – nie habe ich einen schöneren animierten Himmel gesehen -, die Geschehnisse immer skurriler und die Geschichte tiefgründiger. Wataru wird letzten Endes der Versuchung widerstehen, um seines eigenen Glücks willen das Zauberland zu opfern und somit innerhalb von 108 Minuten dort angelangt sein, wofür unsereiner sein ganzes bisheriges Leben brauchte – im Erwachsensein und der damit verbundenen Bereitschaft sich ins Unvermeidliche zu fügen. Er wird sich von nun an, wie wir alle, seinem Leben mit all seinen Erfolgen und Rückschlägen stellen und das beste daraus machen...

„Die fantastische Welt, die wir für ‘Brave Story’ geschaffen haben, ist ein Ergebnis der gemeinsamen Vision der Regisseure der ‘achten Kunst’. Der Film inszeniert spektakuläre Bilder, die nur durch die totale Hingabe unseres 3-D-Teams entstehen konnten, wie zum Beispiel die vier Wächter am Anfang des Films oder der Schwarm der Dämonen am Ende des Films. Die Verschmelzung von 3-D und 2-D im Film hat technische Meisterleistungen vom Regieteam und den Bildregisseuren verlangt.“

 

Fazit:

Was immer Regisseur Chigira unter „ achter Kunst“ verstehen mag – tatsächlich ist „Brave Story“ liebenswertes Animationskino.

 
 
 

 
 

J.G. (Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)    
 

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