Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.48                           November 2008

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Filme aus Japan

Ponyo on the Cliff

(Japan 2008, 101 Minuten)

Das neueste Werk des Großmeisters des japanischen Anime, Hayao Miyazaki, mit dem Titel „Ponyo on the Cliff“ (jap. Originaltitel „Gake no ue no Ponyo“) war während der Sommerferien dieses Jahres der große Kassenhit in Japan. Bei den diesjährigen Filmfestspielen von Venedig im Sommer lief er zudem als Wettbewerbsbeitrag. Auch wenn ihm eine Auszeichnung versagt blieb, wurde der Film vom Publikum doch mit großem Zuspruch und viel Beifall aufgenommen. In vielen bisherigen Filmen von Regisseur Miyazaki, etwa in „Nausicaä aus dem Tal der Winde“, „Das Schloss im Himmel“ oder „Porco Rosso“, war die Handlung von ausgesprochen dynamischen Szenen in der Luft und am Himmel geprägt. Im Gegensatz dazu spielt der neue Film überwiegend im Meer. Die Inspiration zu diesem Film kam Miyazaki angeblich während eines Ausflugs im Jahr 2004 mit den Mitarbeitern seines Unternehmens Studio Ghibli an die Küste von Tomonoura in der Präfektur Hiroshima.

Während die letzten Filme Miyazakis wie „Chihiros Reise ins Zauberland“ oder „Das wandelnde Schloss“ Geschichten erzählten, die vor allem auf bereits ältere Kinder und Erwachsene abzielten, wird die Welt in „Ponyo on the Cliff“ aus dem Blickwinkel eines fünfjährigen Jungen gezeichnet, der hier als Hauptdarsteller fungiert. Der Film bietet damit auch jüngeren Kindern uneingeschränkten Spaß. In diesem Sinne ist Miyazaki wieder zu seinem frühem Meisterwerk „Mein Nachbar Totoro“ zurückgekehrt. Auch die Tatsache, dass für den neuen Film keine Computergrafik verwendet wurde, sondern alle 160.000 Einzelbilder mit der Hand gezeichnet wurden, verleiht den Landschaftsbildern in „Ponyo on the Cliff“ den Zauber von mit Buntstiften gemalten Kinderbildern und lässt die große Bedeutung erkennen, die der Regisseur der „Welt aus der Sicht der Kinder“ beimisst.

Die im Film erzählte Geschichte handelt von „Ponyo“, die früher ein Mensch war, aber als Tochter eines Zauberers und einer Meeresprinzessin nun auf dem Grund des Meeres lebt. Sie verliebt sich in den fünfjährigen Menschenjungen Sôsuke und verwandelt sich schließlich wieder in einen Menschen zurück. Dies ruft nun sofort das Märchen „Die kleine Meerjungfrau“ von Hans Christian Andersen in Erinnerung, und auch wenn Miyazaki betont, dass dieses Märchen keineswegs bewusst die Grundlage für diesen Film bildet, so leugnet er doch nicht, dass er von dieser Geschichte, die er als Kind gelesen hat, womöglich beeinflusst wurde. Allerdings wurde dieses Märchen in der für Miyazaki so typischen Art und Weise bearbeitet und umgestaltet. Im Film sind das Festland als die Welt der Menschen und das Meer als Zauberwelt zunächst strikt voneinander getrennt, aber diese Trennung wird im Laufe des Films immer mehr überwunden und beide Welten verschmelzen schließlich miteinander. Gerade die selbstverständliche Art und Weise, wie diese Verschmelzung gezeigt wird, wirkt besonders reizvoll. Dies weckt Erinnerungen an den Film „Kikis kleiner Lieferservice“, in dem Zauberei und Alltag ebenfalls ganz selbstverständlich nebeneinander bestehen, und ist wohl ein einzigartiger Zug im Werk von Hayao Miyazaki.

 

Fazit:

Für uns vernunftgeprägte Erwachsene mag dieser Film auch von den Problemen der globalen Umwelt handeln oder gar nach einer philosophischen Deutung verlangen, aber vielleicht sollte man ihn einfach ohne jede Voreingenommenheit mit den Augen eines fünfjährigen Kindes betrachten und sich auf diese Weise an jeder Szene immer wieder neu erfreuen. Dies führt uns dann womöglich zum Motto des Films, das da lautet: „Wie schön ist es, geboren zu sein!“ und zu einem ganz simplen Glücksgefühl. Der ursprüngliche Name von Ponyo lautet übrigens „Brünhild“. Wenn man in der Szene, in der Ponyo - von einer riesigen Welle getragen - zu Sôsuke gelangt, die an Wagner erinnernde Musik hört, erscheint einem dieser Name irgendwie überzeugend. Freuen Sie sich auf den Kinostart von „Ponyo on the Cliff“ hier in Deutschland.

 
 
 

 
 

     

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