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Neues aus Japan Nr.67 Juni 2010

Kimonos für die Hochzeit

Neue Stile erobern die Herzen der angehenden Bräute

Nach vielen Jahren erfreuen sich Hochzeitskimonos unter den angehenden Bräuten wieder einer zunehmenden Beliebtheit. Lange Zeit bildete der shiromuku, ein rein weißes Kimono-Arrangement, den strahlenden Mittelpunkt der traditionellen japanischen Hochzeitsfeierlichkeiten. Nun gesellt sich ein ganzes Spektrum neuer Stile dazu, darunter zahlreiche Variationen des hikifurisode (ein Kimono mit langen schwingenden Ärmeln und einer gefütterten Saumschleppe). Durch die Verwendung von Organdy, einem fast durchsichtig wirkenden Baumwollgewebe, und zeitgenössischen Frisuren werden zudem ganz neue Effekte erreicht. Auf diese Weise nehmen die Optionen bei der Auswahl eines Hochzeitskimonos zu, und dies ist wohl mit ein Grund für die große Beliebtheit traditioneller Kostüme.

 

Verschiedene Arten von Kimonos für die Hochzeit

Die traditionellen Brautkostüme in Japan umfassen den bereits genannten shiromuku, die irouchikake (eine wattierte Außenrobe in verschiedenen Farben und Designs, die ohne Gürtel getragen wird), den hikifurisode und den furisode (ein Kimono mit langen Ärmeln, aber ohne Schleppe). Der shiromuku, der bereits seit der Muromachi-Zeit (1333-1568) verwendet wird, gilt als das prächtigste Hochzeitsgewand. Hier ist alles in weiß gehalten: von der uchikake (äußere Robe) und dem kakeshita (ein Kimono als Untergewand) bis zum obi (Gürtel), wataboshi und tsunokakushi (Kopfbedeckungen) und den zori-Sandalen.

Die Robe irouchikake ist eine uchikake in einer anderen Farbe als weiß, die bei formellen Anlässen getragen wird, und als Motive Kraniche, Schildkrötenpanzern und andere glückverheißende Symbole verwendet, die für ein langes Leben und Wohlstand stehen. Der hikifurisode gelangte gegen Ende der Edo-Zeit (1603-1868) zu großer Beliebtheit als formelles Brautgewand für die Frauen aus dem Samurai-Stand. Dieser Kimono hat eine lange Schleppe und wird zusammen mit der Kopfbedeckung tsunokakushi getragen.

Der furisode dagegen ist ein farbenprächtiger Kimono mit langen fließenden Ärmeln, der von unverheirateten Frauen getragen wird. Die Feierlichkeiten anlässlich des Tages des Erwachsenwerdens im Januar jeden Jahres, die für die jungen Männer und Frauen veranstaltet werden, die zwanzig Jahre alt werden, sind von den außerordentlich farbenprächtigen furisode geprägt. Viele Bräute, die für die Hochzeitszeremonie ein Brautkleid in westlichem Stil getragen haben, kleiden sich für den Empfang der Hochzeitsgäste in einen furisode um, den sie zum letzten Mal tragen, bevor sie ihr Leben als verheiratete Frau beginnen.

 

Neue Kimono-Stile

In den letzten Jahren heirateten eine Reihe von TV-Stars und andere Berühmtheiten, die ebenfalls als wichtige Vorbilder für Modetrends wirken, in ganz außergewöhnlichen Kimonos. Damit inspirierten sie viele junge Frauen, die nun ebenfalls von einer „Kimono-Hochzeit“ träumen. Besondere Aufmerksamkeit erregte die Hochzeit einer Berühmtheit, die zu diesem Anlass einen shiromuku mit rosafarbener Bordüre und Rüschen trug, den sie selbst entworfen hatte. Ein bekanntes Model, die auch als Schauspielerin wirkt, heiratete in einem aufwändig gefertigten junihitoe, einem aus zwölf Lagen bestehenden Kimono im Stil der Hofdamen der Heian-Zeit (794-1185). Die Hochzeit einer weiteren Sängerin und Schauspielerin zu Beginn des Jahres 2009 war das Gesprächsthema im ganzen Land, weil sie dabei eine schimmernde, mit Kranichen bestickte uchikake-Robe trug, die sie mit einer modernen Frisur kombiniert hatte, bei der eine künstliche violette Lilie den halben Kopf der Braut bedeckte.

Der hikifurisode ist heutzutage der beliebteste Kimono. Er zeichnet sich durch seine elegante bis zum Saum reichende Silhouette aus, die einen femininen und zugleich schicken Eindruck macht. Insbesondere schwarze hikifurisode erfreuen sich großer Popularität. Der Stoff ist mit farbigen, goldenen oder silbernen Fäden bestickt, was für eine elegante und zugleich leuchtende Erscheinung sorgt. Die farbenprächtigen Designs sind für sich genommen bereits kleine Kunstwerke. Schwarze hikifurisode werden oft zusammen mit modernen Frisuren getragen, und dieser Kontrast ist ein weiterer Grund für ihre große Beliebtheit.

Traditionelle japanische Gewänder, die mit Organdy kombiniert werden, sind ein weiterer neuer Trend. Uchikake-Roben aus diesem sehr leichten, transparenten Material verfügen über weiche und fließende Eigenschaften. Rosen und andere westliche Motive verzieren pastellfarbige Gewebe in Rosa oder Violett und verleihen dem Ganzen ein westliches Flair. Diese Gewänder sind von einer erfrischend modernen Schönheit, die sich auf diese Weise von den eher traditionellen Stilen abheben.

Yumi Katsura, eine weltbekannte Designerin von Hochzeitskleidern, hat ihre Aufmerksamkeit bereits vor einiger Zeit auf Kimonos gerichtet und mittlerweile eine ganze Reihe beeindruckender origineller Gewänder geschaffen. Ihre Kreationen, die auch uchikake-Roben mit langen und besonders reich verzierte Schleppen umfassen, machen die Zuordnung zum japanischen oder westlichen Stil unmöglich. Tatsächlich beinhalten die meisten Kreationen, die heutzutage besonders beliebt sind, eine Mischung aus beiden Stilen. Eine zunehmende Zahl von Frauen entscheidet sich dafür, zu ihrem Hochzeitskimono eine nichttraditionelle Frisur sowie einen auffälligen Haarschmuck zu tragen und auf die traditionelle Perücke oder Kopfbedeckung zu verzichten. Gerade die vielfältigen Möglichkeiten des Auswählens und Kombinierens wirken als wichtige Ursache für den Reiz, den Kimonos entfalten.

Die wiederentdeckte Beliebtheit der Kimono-Stile erstreckt sich übrigens auch auf den yukata (ein ungefütterter Baumwoll-Kimono für den Sommer). Der Trend, neue Entwürfe für Hochzeitskimonos zu kreieren, indem man traditionelle und moderne Elemente miteinander vermischt, dürfte noch eine ganze Weile anhalten.

 

(c) Web Japan 2009


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