Harajuku – die Wiege des universellen Konzepts von „kawaii“
Der Bezirk Harajuku in Tokyo ist das Mekka für junge Mode in Japan. Dieses Stadtviertel mitten in der japanischen Hauptstadt gleicht mit seiner unüberschaubar großen Zahl von Shops und Boutiquen für die unterschiedlichsten Geschmäcker einem aufregenden Themenpark für Mädchen und junge Frauen. Harajuku bringt ständig neue Mode hervor, bei der die Idee von „kawaii“ (wörtlich: „niedlich“, „süß“) im Mittelpunkt steht. Harajuku-Mode ist oftmals derart fantasievoll, dass sie älteren Menschen geradezu exzentrisch erscheinen mag. Allerdings ist es gerade das Zum-Ausdruck-bringen des eigenen Geschmacks, das den Geist des Harajuku-Stils ausmacht. An den Wochenenden wimmelt es in den Straßen des Viertels von Mädchen und jungen Frauen, die sich nach der Kawaii-Mode kleiden und auf der Suche nach neuen Accessoires und frischer Inspiration sind.
Kyary Pamyu Pamyu
Kyary Pamyu Pamyu ist der ungewöhnlich klingende Künstlername einer derzeit sehr erfolgreichen Sängerin, die insbesondere wegen ihrer Mode im Harajuku-Stil viele Fans unter Mädchen und jungen Frauen zählt, bei denen sie als Mode-Ikone gilt. Kyary ist inzwischen durch Auftritte in verschiedenen Ländern auch international bekannt geworden und fasziniert Massen junger Menschen durch ihren ganz eigenen und originellen Modegeschmack.
Durchscheinende Kleider in leuchtenden Farben mit einer Unmenge von Rüschen, dazu pastellfarbene Strümpfe mit Akzenten in Form von Schnüren – dieser einzigartige Stil ist genau das, was Kyary mit Vorliebe trägt. Zudem integriert sie häufig als „Fairy Kei“ bekannte Elemente in ihr Bühnen-Outfit, um so ein luftiges und flauschiges Aussehen zu kreieren – genauso wie man sich eine Fee („Fairy“) eben vorstellt.
Offenherzige Mode
Was macht eigentlich den besonderen Stil der Kawaii-Mode von Harajuku aus? Es gibt viele unterschiedliche Modestile in Harajuku, z.B. den Gothic Style, der sich von der Mode des europäischen Mittelalters inspirieren lässt, oder den für Japan so typischen Lolita-Stil, bei dem eine kindliche Niedlichkeit und ein kokettierendes Schönheitsideal betont werden. Daneben gibt es aber auch den sogenannten Gothic Lolita Style, der beide Stile miteinander kombiniert. Ein weiteres Beispiel ist der von der Welt der Balletttänzerinnen inspirierte Ballerina-Stil, bei dem etwa Ballettröckchen mit farbenfrohen Tops kombiniert werden.
Für Kawaii-Mode bestehen keine festen Regeln. Der Fokus liegt beim Harajuku-Stil nicht etwa darauf, nach männlichen Maßstäben als „Kawaii“ zu gelten. Vielmehr wollen die Mädchen und jungen Frauen ihrer ganz eigenen Vorstellung von „Kawaii“ treu bleiben, und sie legen insbesondere Wert auf das, was ihnen selbst als „kawaii“ erscheint. Ein ausgeprägtes Gefühl für den eigenen Stil und der Mut, sich nicht von der Meinung und Kritik anderer abhalten zu lassen, während man gleichzeitig die ganze breite Farbenpalette nutzt – gerade dies sind die Elemente, die ein Harajuku Girl befähigen, seine eigene Kawaii-Mode zu kreieren.
Niedliche und coole Accessoires
Bei einem Bummel durch die Straßen von Harakuju kann man manchmal recht eigenartigen Gestalten begegnen. So kann es passieren, dass einem ein Mädchen über den Weg läuft, die ein fast 30 cm großes Stofftier an einer Schnur um ihren Hals trägt. Im ersten Moment glaubt man seinen Augen nicht recht zu trauen, aber da entdeckt man beim näheren Hinschauen noch ein weiteres ungewöhnliches Detail, nämlich einen riesigen Ring an ihrer Hand, auf dem auf Japanisch „doki doki“ steht. Übersetzt bedeutet dies ungefähr „mein Herz schlägt schneller“. Zudem trägt das Mädchen grellbunt bedruckte Strumpfhosen und Schuhe mit hohen Plateausohlen.
Eine andere junge Frau zeigt einen noch ausgefalleneren Modegeschmack. Sie trägt ein breites glitzerndes Band im Haar, während pinkfarbene, gelbe und mintgrüne Ketten von ihrem Hals herabhängen. Bei der Harajuku-Mode ist es auf alle Fälle sehr wichtig, sich mit den entsprechenden Accessoires auszustatten.
Auch wenn die Takeshita-Straße im Ausland allgemein als „die“ Modestraße in Harajuku gilt, liegt in einiger Entfernung von dieser Straße ein kleiner zweigeschossiger Shop, der außen in grellen Pinkfarben erstrahlt. Dieser Laden ist der eigentliche Ursprung von „Harajuku Kawaii“. Kyary Pamyu Pamyu war bereits lange Zeit vor ihrer erfolgreichen Karriere als Sängerin ein großer Fan dieses Ladens.
Seit 2009 finden regelmäßig Events statt, um das Konzept von „Kawaii“ auf der ganzen Welt bekannt zu machen. Bislang gab es in rund zwanzig Städten solche Veranstaltungen. Im Oktober findet „HARAJUKU KAWAII!!“ statt, ein Festival, das sich ganz der Kultur von Harajuku verschreibt und bei dem sich das gesamte Stadtviertel in einen riesigen Festplatz verwandeln wird.
Die japanische Kultur von „Kawaii“ wird sich weiter entwickeln und auch künftig viele junge Menschen in Japan und weltweit in ihren Bann ziehen.
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