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Neues aus Japan Nr.107 Oktober 2013

Die Insel Sado

– reich an Goldvorkommen und traditionellen Künsten

Mit rund 855 km² ist Sado eine relativ große Insel im Japanischen Meer, etwa 45 km nordwestlich von Niigata gelegen, der größten Stadt in der Region Hokuriku. Die einzigartige Topografie der Insel wird von zwei parallel verlaufenden Bergketten, die bis zu 1000 m hoch aufragen, sowie von der dazwischen liegenden zentralen Ebene von Kuninaka geprägt. Die Insel dient seit dem Altertum als Zwischenstation für die Schifffahrtsrouten im Japanischen Meer, und auf der Zentralebene wird bereits seit mehr als 2000 Jahren Reis angebaut. Ab dem 8. Jahrhundert diente Sado auch als Strafkolonie für politische Gefangene sowie als Exilort für Dissidenten. Einige dieser unfreiwilligen Bewohner brachten vom Festland auch kulturelle Praktiken mit auf diese isolierte Insel und leisteten so einen Beitrag zur Entstehung der unverwechselbaren Kultur von Sado. Mehr als alles andere aber ist die Insel berühmt für ihre Rolle als größter Gold- und Silberproduzent während einer Periode des Goldrausches im 17. Jahrhundert.

 

 

Goldminen sind noch immer das Symbol von Sado

Wenn Japaner über Sado sprechen, denken viele als erstes an Goldminen. Gold wurde auf dieser Insel 1601 entdeckt, und bis zur Schließung der letzten Mine im Jahr 1989 wurden insgesamt rund 78 Tonnen dieses Edelmetalls gefördert. Die Relikte der Minen können noch heute in der Gegend von Aikawa im Westen der Insel besichtigt werden. Eine Fahrt mit dem Auto vom Hafen Ryotsu, der als Eingangstor zur Insel fungiert, dorthin dauert etwa 50 Minuten. Die Stollen der Minen erstrecken sich rund 3.000 m in ost-westlicher sowie 600 m in nord-südlicher Richtung. Ihre Gesamtlänge beträgt ca. 400 km.

 

Einige Stollen können heute besichtigt werden. Bewegliche Figuren und wirklichkeitsgetreue Modelle führen den Besuchern anschaulich vor Augen, wie ab dem 17. bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Stollen gegraben und das Grundwasser abgepumpt wurde – alles ohne den Einsatz von Maschinen nur mit menschlicher Kraft. Daneben sind auch Maschinen und Anlagen jüngeren Datums wie Minenfahrzeuge und Steinbrecher zu sehen. Insgesamt umfassen die Ausstellungen einen Zeitraum von 400 Jahren japanischer Bergbaugeschichte. Darüber hinaus bietet auch die Dohyu-no-wareto, eine in der Mitte gespaltene Mine als Resultat fortwährenden Grabens in den Felswänden, die beeindruckende Außenansicht einer ehemaligen Goldmine.

 

Während der Edo-Zeit (1603-1867) entwickelte sich Aikawa zu einer prosperierenden Bergbaustadt, in der eine große Zahl von Beamten und Arbeitern lebten, die die Minen betrieben. Im 17. Jahrhundert zählte die Stadt bis zu 50.000 Einwohner. Das Gold und Silber wurden von Ogi aus, einem Hafen im Südwesten der Stadt, zur Hauptinsel Honshu verschifft. Die mit Kopfstein gepflasterten Straßen und die Kanäle sowie Häuser dieser Hafenstadt sind über 200 Jahre alt und gehen auf die goldene Zeit dieses Hafens zurück, als sich zahllose Kaufleute und Schiffsbesatzungen in den engen Straßen drängten. Ogi ist auch bekannt für seine einzigartigen „Wannenboote“. Tatsächlich sind dies große hölzerne Badewannen, an denen ein Ruder angebracht ist. Sie wurden früher von Frauen verwendet, die in den zahlreichen Buchten der Insel Kreiselschnecken, Abalonen und andere Meeresfrüchte sammelten. Auch wenn sie ziemlich instabil wirken, ist eine Fahrt in einem dieser „Boote“ eine sehr beliebte Attraktion unter den Besuchern der Insel.

 

Eine wahre Fundgrube der darstellenden Künste

Unter den zahlreichen Personen, die im Laufe der Geschichte nach Sado verbannt wurden, waren auch bekannte buddhistische Priester und sogar ein früherer Kaiser, der in einem Konflikt mit der Samurai-Regierung der Unterlegene war. Auch der Dramatiker Zeami, der wohl bekannteste Autor von Stücken für das klassische japanische Nō-Theater, zählte zu den Exilanten. Die Nō-Kunst fasste durch die ausdrückliche Förderung von Beamten der Shogunatsregierung Fuß auf der Insel, und diese besondere Tradition hat sich bis heute erhalten: So zählt man noch heutzutage auf Sado die stolze Zahl von 33 Nō-Theaterbühnen. Gegründet wurden diese Theater in Shinto-Schreinen, wo auf den Bühnen Aufführungen zu Ehren der Gottheiten der jeweiligen Schreine stattfanden. Heute werden an verschiedenen Orten auf der Insel Aufführungen von Nō-Stücken an den Wochenenden zwischen Juni und August veranstaltet.

Neben dem Nō-Theater gelangten auch regionale Volkslieder sowie das Puppentheater nach Sado. Während die Lieder durch Seeleute überliefert wurden, stammt das Puppentheater direkt aus Kyoto. Auch diese Künste haben dazu beigetragen, auf Sado eine einzigartige Kultur entstehen zu lassen. Eine weitere Tradition, die sich bis heute erhalten hat, ist der Dämonen-Trommeltanz, bei dem als Dämonen verkleidete Männer zu den mitreißenden Rhythmen der Taiko-Trommeln tanzen. In den letzten Jahren wurden die Aufführungen mit japanischen Taiko-Trommeln durch das Taiko Ensemble „Kodō“ weiterentwickelt. Dieses Ensemble hat seinen Sitz auf Sado und bricht von dort aus regelmäßig zu Tourneen auf, die es auch ins Ausland führen.

 

 

 

Die Wohltaten der Insel Sado genießen

Dank der warmen und kalten Meeresströmungen, die die Insel umfließen, ist das Meer um Sado eines der fischreichsten Gebiete Japans. Auf den Märkten der Insel findet sich eine Vielzahl schmackhafter Krebsarten, die in den Restaurants stets frisch zubereitet werden. Vor allem die leuchtend roten hokoku-akaebi, die Alaska-Garnelen, schmecken am besten roh, da sich dann ihr leicht süßlicher Geschmack voll entfaltet. Zu den Fischen und Meeresfrüchten passt sehr gut Sake, japanischer Reiswein. Fünf Sake-Brauereien gibt es auf der Insel Sado, die auch als namhaftes Reisanbaugebiet bekannt ist. Und die Produkte dieser Brauereien haben sowohl in Japan selbst als auch im Ausland viel Lob für ihre Qualität erhalten. Der reiche Wohlgeruch des Sake kann auch in den traditionellen Mumyoi-Schalen genossen werden, die aus dem roten Ton hergestellt werden, der in den Goldminen gefunden wird.

Dank all der Menschen, die auf der Suche nach Gold und Silber nach Sado kamen, zieht die Kultur dieser Insel noch heute zahlreiche Besucher in ihren Bann, die mit dem Wunsch auf diese Insel fahren, hier die Traditionen kennenzulernen, die im Laufe der langen Geschichte von Sado entstanden sind und bis auf den heutigen Tag überliefert werden.

 

 

 

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