
Außenpolitische Grundsatzrede von Außenminister Fumio Kishida
anlässlich der Eröffnung der 189. Sitzungsperiode des Parlaments
am 12.02.2015
Fotos: Ministry of Foreign Affairs of Japan
Anlässlich der Eröffnung der 189. Sitzungsperiode des Parlaments möchte ich hier meine Überlegungen zur grundsätzlichen Ausrichtung der Außenpolitik Japans umreißen.
Überblick
Zu Beginn ist es mir ein tiefes Bedürfnis, den Familien unserer beiden Landsleute, die bei einem unmenschlichen und verabscheuungswürdigen Terrorakt in Syrien getötet wurden, meine aufrichtige Anteilnahme auszusprechen. Zusammen mit den Gebeten der Menschen in Japan hat unsere Regierung in dieser Krise alles Menschenmögliche unternommen. Es ist zutiefst bedauerlich, dass dieser Fall trotz unserer Bemühungen ein solches Ende genommen hat. Wir sind zutiefst empört über diese unerträgliche und verachtenswerte Tat und verurteilen sie mit allergrößtem Nachdruck. Ich möchte allen Abgeordneten des Parlaments für ihr Verständnis und ihre Mitwirkung in den letzten Wochen noch einmal ganz herzlich danken.
Weltweit verlieren zahlreiche unschuldige Menschen ihr Leben durch Terrorakte, die von extremistischen Gruppierungen verübt werden. Kein Land ist immun gegen die Bedrohung des Terrorismus. Japan aber wird sich dem Terror niemals beugen. Wir werden alles in unseren Kräften Stehende unternehmen, um die Sicherheit unserer Bürger in Japan und im Ausland zu gewährleisten. Wir werden unsere humanitäre Hilfe für den Mittleren Osten und Afrika weiter aufstocken, und wir werden unserer Verantwortung in Bezug auf den Kampf der internationalen Gemeinschaft gegen den Terrorismus in entschlossener Weise gerecht werden.
Ich möchte den Mitgliedern der Staatengemeinschaft meinen aufrichtigen Dank aussprechen für die Solidarität, die uns während der jüngsten Krise zuteil wurde. Die von Jordanien und weiteren Ländern und Regionen bezeugte Solidarität spiegelt die gesammelten Früchte des außenpolitischen Engagements wieder, das Japan über viele Jahre hinweg unternommen hat. Sie ist ein konkreter Beweis für die zunehmende Präsenz unseres Landes innerhalb der internationalen Gemeinschaft und für ein stetig wachsendes Netzwerk des engen Zusammenwirkens.
Wie die Terrorakte auf der ganzen Welt deutlich zeigen, geht mit dem Prozess der Globalisierung auch eine zunehmende Diversifizierung der Bedrohungen einher. Darüber hinaus ist auch das strategische Umfeld in der Region Asien-Pazifik unverändert schwierig. Kein Staat ist heute länger in der Lage, Frieden für sich sowie Sicherheit für seine Bürger aus eigener Kraft zu gewährleisten. Gerade aufgrund dieser vorherrschenden Bedingungen werden wir unsere Anstrengungen zur Förderung unserer Außenpolitik verdoppeln, nämlich das Banner eines „proaktiven Beitrags für den Frieden“ auf der Grundlage des Prinzips der internationalen Zusammenarbeit hochzuhalten. Auf diese Weise werden wir Japans nationale Sicherheit gewährleisten und unserer Verantwortung als Mitglied der Staatengemeinschaft für die Aufrechterhaltung von Frieden und Wohlstand weltweit gerecht.
In diesem Jahr jähren sich das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Gründung der Vereinten Nationen zum 70. Mal. Wir dürfen die großen Schrecken des 20. Jahrhunderts nicht wiederholen. Auf der Grundlage des aufrichtigen Bedauerns über den Zweiten Weltkrieg hat Japan stets die grundlegenden Werte Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Marktwirtschaft und Menschenrechte hochgehalten und die Vereinten Nationen sowie weitere Institutionen und Rahmenwerke unterstützt. Der Frieden und Wohlstand, an dem wir uns heute erfreuen können, gründet sich auf den Anstrengungen unserer Vorfahren und auf den Segnungen der internationalen Ordnung. Japan wird von seinem Kurs eines zutiefst dem Frieden verpflichteten Staats nicht abweichen.
Frieden bedeutet nicht bloß die Abwesenheit von Krieg. Während der vergangenen siebzig Jahre war Japan mit einem Umfeld gesegnet, in dem die Menschen in unserem Land in Sicherheit und Wohlstand leben konnten. Es ist unser Bestreben, diesen Frieden und Wohlstand auf der Grundlage unserer eigenen Erfahrungen in der Region sowie in der ganzen Welt zu verbreiten. Zu diesem Zweck haben wir aktiv zur Förderung der Entwicklung, zur Friedenskonsolidierung sowie zur nationalen Versöhnung und Demokratisierung in Asien und anderen Teilen der Welt beigetragen. Wir haben zudem die Initiative bei der Lösung globaler Fragen übernommen, etwa bei der Abrüstung, Nichtverbreitung sowie beim Umweltschutz.
Japan wird seinen Pfad als ein dem Frieden verpflichteter Staat auch in Zukunft weiter beschreiten, und es wird in Form eines „proaktiven Beitrags zum Frieden“ auf der Grundlage des Prinzips der internationalen Zusammenarbeit konkrete außenpolitische Maßnahmen umsetzen.
Gewährleistung der Sicherheit Japans und Verwirklichung von Wohlstand
Es ist notwendig Maßnahmen zu ergreifen, um auf das zunehmend schwieriger werdende sicherheitspolitische Umfeld zu reagieren, in dem Japan sich befindet. Unsere Position, Japans Territorium, seine Seegebiete und seinen Luftraum entschlossen zu verteidigen, besteht unverändert fort; wir werden auch weiterhin mit allen damit zusammenhängenden Fragen entschlossen, aber gleichzeitig besonnen umgehen. Um das Leben und den friedlichen Alltag seiner Bürger zu sichern und einen noch aktiveren Beitrag zu Frieden und Stabilität in der internationalen Gemeinschaft zu leisten, benötigt Japan eine Gesetzgebung im Bereich Sicherheit, die alle Eventualitäten abdeckt. Die Regierung wird diesbezüglich auch weiterhin ausführliche Erläuterungen geben, um so das Verständnis der Öffentlichkeit zu gewinnen.
Wie in der Vergangenheit werde ich auch in diesem Jahr in entschlossener Weise außenpolitische Schritte unternehmen, die auf den drei Pfeilern der Außenpolitik unseres Landes beruhen. Diese Pfeiler sind die Stärkung der Allianz zwischen Japan und den Vereinigten Staaten, die Vertiefung der Beziehungen zu unseren Nachbarländern sowie der Ausbau der Außenwirtschaftspolitik.
Den ersten Pfeiler bildet die Stärkung der Allianz zwischen Japan und den Vereinigten Staaten, die gleichsam als Eckpfeiler der Außenpolitik unseres Landes fungiert.
Im April 2014 haben die Spitzenpolitiker Japans und der Vereinigten Staaten bestätigt, dass dem bilateralen Bündnis eine ganz entscheidende Rolle bei der Gewährleistung einer friedlichen und prosperierenden Region Asien-Pazifik zukommt. Wir werden daher dieses Bündnis auf allen Gebieten weiter ausbauen.
Im Bereich der Sicherheit werden wir die Zusammenarbeit für Sicherheit und Verteidigung in einem breiten Spektrum von Themen fördern; dies schließt eine Revision der Richtlinien der japanisch-amerikanischen Verteidigungskooperation sowie einen weiteren Ausbau der Abschreckung ein. Wir werden die Umstrukturierung der US-Streitkräfte in Japan in Übereinstimmung mit den bestehenden bilateralen Vereinbarungen fortsetzen und uns weiter für eine Reduzierung der Lasten einsetzen, die Okinawa zu tragen hat. Insbesondere mit Blick auf den Flugplatz Futenma des US Marine Corps setzt sich die Regierung für eine möglichst rasche Verlegung ein; dabei ist sie sich der großen Bedeutung bewusst, die dem Ausschalten der Risiken zukommt, die von diesem Flugplatz ausgehen. Wir werden zudem die erforderlichen Vorbereitungen für die Unterzeichnung des Abkommens zur Ergänzung des bilateralen Truppenstatuts über Umweltmanagement einleiten.
Der zweite Pfeiler der Außenpolitik Japans ist die Vertiefung der Beziehungen zu unseren Nachbarländern.
Die Beziehungen zu China zählen zu den wichtigsten bilateralen Beziehungen unseres Landes. Chinas friedliche Entwicklung auf der Grundlage der Respektierung der Regeln der internationalen Gemeinschaft und der Herrschaft des Rechts bietet Japan außerordentlich große Chancen. Mit Blick auf die Ergebnisse des Gipfeltreffens und der Zusammenkünfte der Außenminister anlässlich des APEC-Gipfels in Beijing im November letzten Jahres kehren wir nun zum Ausgangspunkt der „Beziehungen zum beiderseitigen Nutzen auf der Grundlage gemeinsamer strategischer Interessen“ zurück. Wir werden die weitere Entwicklung der japanisch-chinesischen Beziehungen von einer umfassenden Perspektive aus durch einen kontinuierlichen Dialog und durch Kooperation auf den verschiedensten Ebenen vorantreiben.
Die Republik Korea ist unser wichtigster Nachbar, mit dem wir gemeinsame Interessen bei der Aufrechterhaltung von Frieden und Wohlstand in der Region teilen. Von daher ist es nur selbstverständlich, dass Japan seine Beziehungen zur Republik Korea ausbaut. Wir werden uns aktiv für die Förderung des Dialogs auf den unterschiedlichsten Ebenen engagieren. Von einer weiter gefassten Perspektive ausgehend möchten wir mit Blick auf den anstehenden 50. Jahrestag der Normalisierung der bilateralen Beziehungen zwischen Japan und der Republik Korea mittels Anstrengungen auf beiden Seiten zukunftsorientierte und vielschichtige kooperative Beziehungen gestalten. Wir werden uns zudem für den Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen einsetzen. In Bezug auf die Insel Takeshima, die inhärenter Bestandteil des Territoriums Japans ist, werden wir weiterhin stete Anstrengungen unternehmen, um unseren Standpunkt deutlich zu machen.
Darüber hinaus möchten wir einen auf die Zukunft gerichteten Ansatz zur Vertiefung der kooperativen Beziehungen zwischen Japan, China und der Republik Korea verfolgen und uns für eine trilaterale Zusammenkunft der Außenminister zu einem möglichst frühen Zeitpunkt einsetzen. Damit verknüpfen wir die Hoffnung, dass dies zu einem trilateralen Gipfeltreffen führen wird.
Eine noch besser integrierte, prosperierende und stabile ASEAN ist von außerordentlich großer Bedeutung für Frieden und Stabilität in der Region insgesamt. Wir werden die Anstrengungen zur Gestaltung einer ASEAN-Gemeinschaft in diesem Jahr unterstützen und eine Vertiefung ihrer Integration fördern. Darüber hinaus strebt Japan eine Vertiefung seiner Beziehungen zu den ASEAN sowie zu den einzelnen Mitgliedsstaaten dieser Gemeinschaft an.
Japan wird die Zusammenarbeit mit Indien auf der Grundlage einer „besonderen strategischen globalen Partnerschaft“ ausbauen und seine Beziehungen mit den anderen Ländern Südwestasiens weiter vertiefen.
In Bezug auf Australien, mit dem Japan eine besondere Beziehung basierend auf gemeinsamen Werten und strategischen Interessen unterhält, werden wir die Zusammenarbeit in den Bereichen Sicherheit und Verteidigung durch bilaterale und trilaterale Rahmenvereinbarungen zwischen Japan, Australien und den Vereinigten Staaten ausbauen. Wir werden zudem unsere bilateralen Beziehungen unter Einschluss stärkerer wirtschaftlicher Bande durch das Abkommen über die Wirtschaftspartnerschaft zwischen Japan und Australien vertiefen.
Japan strebt darüber hinaus mittels der 7. Zusammenkunft der Staats- und Regierungschefs der Pazifikinseln, die im kommenden Mai stattfinden wird, den Ausbau seiner Beziehungen zu den Inselstaaten des Pazifiks an.
Mit Blick auf die Beziehungen zwischen Japan und Russland werden wir unsere Interessen durch einen kontinuierlichen politischen Dialog verfolgen mit dem Ziel, einen Besuch von Präsident Putin in Japan zu einem geeigneten Zeitpunkt in diesem Jahr zu verwirklichen. In der Frage der Nördlichen Territorien, die die wichtigste ungelöste Frage bildet, werden wir uns beharrlich für Verhandlungen für den Abschluss eines Friedensvertrags mit Russland einsetzen, indem wir eine Lösung der Frage der Zugehörigkeit der vier Inseln erzielen. Wir werden uns zudem dafür engagieren, den Dialog und die Anstrengungen aller Beteiligten zu fördern, um eine friedliche Lösung der Situation in der Ukraine zu erreichen. Wir rufen Russland dazu auf, innerhalb dieses Prozesses eine konstruktive Rolle zu spielen. Japan wird der Ukraine auch weiterhin seine Unterstützung bei der Umsetzung von Reformen gewähren.
In Bezug auf Nordkorea wird Japan sich im Rahmen seiner Politik des „Dialogs und Drucks“ und in Übereinstimmung mit der Erklärung zwischen Japan und der DVRK von Pjöngjang weiterhin für eine umfassende Lösung der noch ausstehenden Fragen einsetzen. Als Beispiele seien hier die Entführungen sowie die Nuklear- und Raketenproblematik genannt. Die von Nordkorea weiterbetriebene Entwicklung von Kernwaffen und Raketen stellt eine große Bedrohung für Frieden und Sicherheit der Region und weltweit dar. In Abstimmung mit den beteiligten Staaten wird Japan Nordkorea weiterhin mit Nachdruck auffordern, die Resolutionen des VN-Sicherheitsrats und die Gemeinsame Erklärung der Sechs-Parteiengespräche aufrichtig und vollständig umzusetzen. Japan wird Nordkorea auch künftig dazu drängen, endlich auf die Stimme der Staatengemeinschaft zu hören und konkrete Schritte für eine Verbesserung der Situation der Menschenrechte im Land zu unternehmen. Die Entführungen sind eine Angelegenheit von größter Bedeutung in Bezug auf die Souveränität Japans und das Leben sowie die Sicherheit unserer Bürger; für die Regierung Abe stellt dies eines der wichtigsten Themen überhaupt dar. Japan wird alles in seiner Macht Stehende unternehmen, damit die von Nordkorea durchgeführten Untersuchungen zu konkreten Ergebnissen in Form einer Rückkehr aller Entführten führen.
Unser Land wird seine vielfältigen kooperativen Beziehungen mit den einzelnen europäischen Staaten, der Europäischen Union, der NATO und anderen Institutionen weiter vertiefen. Insbesondere werden wir die Zusammenarbeit ausbauen, die sich auf dem Gebiet der Sicherheit und Verteidigung mit Großbritannien und Frankreich entwickelt.
Japan wird seine Beziehungen in einem breiten Spektrum von Bereichen mit den Staaten Lateinamerikas und der Karibik vertiefen. Dies beinhaltet auch eine Zusammenarbeit auf internationaler Bühne.
Der dritte Pfeiler der japanischen Außenpolitik ist die Stärkung der Außenwirtschaftspolitik als Instrument der Förderung der Wiederbelebung der Wirtschaft unseres Landes.
Japan wird damit fortfahren, seine strategische Außenwirtschaftspolitik zu fördern, die zur Wiederbelebung sowie zum Wachstum seiner Wirtschaft beiträgt. Gemeinsame Initiativen des öffentlichen und privaten Sektors werden die Aktivitäten japanischer Unternehmen im Ausland fördern. Dazu zählen etwa die Unterstützung bei der Anbahnung von Aufträgen auf höchster Ebene sowie die Nutzung der öffentlichen Entwicklungshilfe (ODA) unseres Landes. Vom Standpunkt der Verstärkung der Anstrengungen, die zur Wiederbelebung der Wirtschaft in den Regionen Japans beitragen, werden wir damit fortfahren, japanische Produkte im Ausland zu unterstützen sowie Maßnahmen zu ergreifen, um schädlichen Gerüchten in Bezug auf die Sicherheit von Produkten Made in Japan zu begegnen. Um internationale Regeln im Bereich Wirtschaft zu entwickeln, wird sich Japan aktiv an Diskussionen in Rahmenwerken und Foren beteiligen. Dazu zählen etwa die Welthandelsorganisation (WTO), die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die Asien-Pazifik Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) oder der G7-Gipfel.
Darüber hinaus werden wir in strategischer sowie in zügiger Weise Verhandlungen für umfassende und hochrangige Wirtschaftspartnerschaftsabkommen führen, die auch in unserem eigenen Interesse sind wie etwa die Transpazifische Partnerschaft (TPP).
Japan wird seine außenpolitischen Ressourcen ausbauen, um eine stabile Versorgung mit Energie, Mineralien und Nahrungsmitteln sicherzustellen.
Mit Blick auf die nachhaltige Nutzung lebender Meeresressourcen einschließlich Wale werden wir weitere Anstrengungen unternehmen, um das Verständnis und die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft zu erlangen.
Maßnahmen zum Schutz japanischer Bürger im Ausland und gegen den internationalen Terrorismus
Als Reaktion auf die jüngste Ermordung japanischer Geiseln in Syrien haben wir zusätzliche Maßnahmen ergriffen wie z.B. Warnhinweise und die Verbreitung von Informationen zur Sicherheit an im Ausland lebende japanische Bürger. Wir haben zudem unseren Kontakt zu den japanischen Auslandsschulen intensiviert und die Behörden vor Ort gebeten, den Schutz dieser Schulen zu verstärken. Zusätzlich haben wir, um die Sicherheit der Japaner, die im Ausland leben und reisen, weiter zu verbessern, einen Arbeitsstab eingerichtet, der weitere mögliche Maßnahmen identifizieren und möglichst umgehend umsetzen wird.
Darüber hinaus wird Japan seine Verpflichtungen gegenüber der internationalen Gemeinschaft im Rahmen des Kampfes gegen den Terrorismus erfüllen und seine Position in dieser Angelegenheit noch deutlicher bekanntmachen. Zudem werden wir unsere Anstrengungen bei der Gewinnung von Informationen in Bezug auf den Terrorismus verdoppeln.
Angesichts der Bedrohung, die die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) darstellt, kommt der Wiederherstellung der Stabilität im Mittleren Osten eine große Bedeutung zu. Dies wird am besten auf der Grundlage einer Haltung gelingen, die sich mit dem Slogan „Der beste Weg ist, in der Mitte zu gehen“ zum Ausdruck kommt. Japan wird den moderaten muslimischen Staaten so viel nichtmilitärische Unterstützung zukommen lassen wie möglich, damit diese sich gegen die Welle des Extremismus stemmen können.
Weitere Beiträge für die Lösung globaler Aufgaben
Zusammen mit der Stärkung der genannten drei Pfeiler unserer Außenpolitik wird Japan auch weiterhin einen Beitrag zur Lösung der globalen Aufgaben leisten, denen sich die internationale Gemeinschaft gegenübersieht. Dies werden wir unter dem Banner eines „proaktiven Beitrags zum Frieden“, basierend auf dem Prinzip der internationalen Zusammenarbeit, unternehmen.
Japan wird darüber hinaus in diesem Jubiläumsjahr des 70-jährigen Bestehens der Vereinten Nationen seine Kooperation mit den VN weiter ausbauen.
Unser Land ist mit Blick darauf, sicherzustellen, dass die VN im 21. Jahrhundert angemessen agieren können, bereit, die Verantwortung eines ständigen Mitglieds des Sicherheitsrats zu übernehmen. Gemeinsam mit Indien, Deutschland und Brasilien wird Japan eine führende Rolle bei der Verwirklichung einer Reform des Sicherheitsrats spielen. Zudem werden wir alles in unseren Kräften Stehende unternehmen, um bei der anstehenden Wahl in diesem Jahr als nichtständiges Mitglied in den Sicherheitsrat gewählt zu werden.
Japan wird seine Beiträge für die Blauhelmmissionen der VN ausweiten sowie die Bewahrung und Konsolidierung des Friedens fördern.
Wir werden zudem die Zahl der japanischen Mitarbeiter in internationalen Organisationen weiter aufstocken.
In diesem Jahr jähren sich auch die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki zum 70. Mal. Als einziges Land, das den Einsatz von Kernwaffen im Krieg am eigenen Leib erlitten hat, wird Japan bei den Diskussionen im Rahmen der Überprüfungskonferenz der Vertragsstaaten des Nichtverbreitungsvertrags (NPT) eine führende Position einnehmen sowie realistische und praktikable Schritte fördern, um eine „Welt ohne Kernwaffen“ zu verwirklichen.
Auf dem Gebiet des Klimawandels werden wir auf der 21. VN-Klimakonferenz (COP 21) aktiv dazu beitragen, ein Abkommen für eine faire und effektive internationale Post-2020 Rahmenvereinbarung zu erreichen, die für alle Staaten anwendbar ist. Als Bestandteil dieses Engagements werden wir in dieser Sitzungsperiode dem Parlament einen Gesetzentwurf für den Grünen Klimafonds vorlegen, der die Leistung von finanziellen Beiträgen an diesen Fonds regelt.
Die Verwirklichung einer „Gesellschaft, in der Frauen leuchten“, stellt eine gemeinsame globale Herausforderung dar. Japan wird einen Beitrag dafür leisten, das 21. Jahrhundert zu einer Welt zu machen, in der die Menschenrechte von Frauen nicht länger verletzt werden. Wir werden auch in diesem Jahr erneut eine Weltfrauenkonferenz (World Assembly for Women WAW!) in Japan veranstalten.
Unser Land wird sich aktiv an den Diskussionen über die Post-2015-Agenda für nachhaltige Entwicklung beteiligen. Mit dem Konzept von Human Security als Leitprinzip zielen wir auf die Gestaltung eines Rahmenwerks ab, das auf die internationalen Herausforderungen in Bereichen wie Reduzierung der Risiken von Naturkatastrophen sowie öffentliches Gesundheitswesen reagieren kann. Wir setzen uns für ein Rahmenwerk ein, an dem ein breites Spektrum von Akteuren beteiligt ist. Im nächsten Monat wird Japan als Gastgeber der 3. VN-Konferenz über die Reduzierung von Risiken von Naturkatastrophen in Sendai fungieren. Dabei werden wir die Gelegenheit ergreifen, einen Appell an die Staatengemeinschaft zu richten, damit der Reduzierung dieser Risiken sowie dem Wiederaufbau von Katastrophengebieten endlich der erforderliche Stellenwert zukommt.
Im Rahmen der jüngst verabschiedeten Charta zur Entwicklungszusammenarbeit werden wir die öffentliche Entwicklungshilfe (ODA) in strategischer Weise dafür nutzen, um einen noch aktiveren Beitrag für Frieden, Stabilität und Wohlstand in der internationalen Gemeinschaft zu leisten. Insbesondere werden wir die ODA dafür verwenden, weitere Partnerschaften des öffentlichen und privaten Sektors zu fördern.
Japan wird seine Partnerschaft mit den rasch wachsenden afrikanischen Staaten vor allem im Rahmen des TICAD-Prozesses (Tokyo Internationale Conference on African Development) weiter ausbauen. Wir werden zudem unsere nahtlose Unterstützung für die Bekämpfung der Ebola-Epidemie fortführen.
Unser Land wird alles in Seiner Macht stehende unternehmen, um die Herrschaft des Rechts in Bezug auf die globalen Güter einschließlich Meere, Weltraum und Cyberspace zu verwirklichen und zu stärken. Zusammen mit weiteren führenden Staaten und anderen beteiligten Ländern werden wir uns für die Aufrechterhaltung und Förderung „offener und stabiler Meere“ auf der Grundlage der „Drei Prinzipien für die Herrschaft des Rechts auf den Meeren“ einsetzen.
Stärkung umfassender außenpolitischer Kapazitäten und strategische Verbreitung von Informationen
Wir werden damit fortfahren, unsere umfassenden außenpolitischen Kapazitäten zu stärken, um Mechanismen für die Umsetzung einer Außenpolitik zu schaffen, die Japan auf dieselbe Stufe hebt wie die großen Mächte. Um die Präsenz unseres Landes innerhalb der Staatengemeinschaft zu stärken, werden wir unsere Haushaltsmittel in effizienter Weise dafür nutzen, ein wahres und zutreffendes Bild von Japan und seiner vielfältigen Attraktivität zu vermitteln, während wir gleichzeitig weltweit einen Personenkreis fördern und ausweiten, der über fundierte Kenntnisse über unser Land verfügt. Wir werden verstärkt sogenannte „Japan Houses“ in führenden Staaten gründen, die als Zentren für unsere weltweite Informationsarbeit fungieren. Darüber hinaus werden wir Ressourcen für den Ausbau der Zusammenarbeit mit den Gemeinschaften der japanischen Immigranten im Ausland bereitstellen.
Schlussbetrachtung
Die außenpolitischen Erfolge, die Japan in den beiden letzten Jahren erzielt hat, sind der stetigen Förderung vertrauensvoller Beziehungen zu den Staaten in aller Welt zu verdanken. Bei diesem Engagement haben wir einen ganz Japan umfassenden Ansatz verfolgt, in dessen Rahmen alle Ressourcen unseres Landes mobilisiert werden. Während Außenpolitik die Beziehungen zwischen Staaten begründet, basieren diese Beziehungen bei näherem Hinsehen letztendlich auf der persönlichen Begegnung von Menschen. Ich verspreche, dass ich als Außenminister von Japan das gegenseitige Verständnis mit meinen Amtskollegen und weiteren führenden Persönlichkeiten weltweit fördern werde. In den vergangenen beiden Jahren habe ich diesen persönlichen Begegnungen stets große Bedeutung beigemessen, sie sorgfältig gepflegt und die so entstandenen vertrauensvollen Beziehungen ausgiebig genutzt. Ich verspreche, dass ich mich mit all meiner Kraft für die Umsetzung der Außenpolitik einsetzen werde, die ich hier umrissen habe, um auf diese Weise positive Ergebnisse bei den außenpolitischen Aufgaben zu zeitigen, denen wir uns heute gegenübersehen.
Ich bitte alle Abgeordneten des Parlaments sowie alle Menschen in Japan hierbei um ihre Unterstützung und Zusammenarbeit.