
1. Deutsch-Japanischer Wirtschaftsdialog
Japan und Deutschland sind seit mehr als 150 Jahren durch intensive und freundschaftliche Beziehungen miteinander verknüpft. Beide Staaten agieren heute als eng verbundene Partner, die gemeinsame Werte miteinander teilen und zudem tiefe wirtschaftliche Bande unterhalten. Als Handelsnationen, die sich aufgrund ihrer qualitativ hochwertigen und innovativen Produkte und Dienstleistungen großer Wertschätzung erfreuen, unterhalten beide bereits eine Vielzahl von Kooperationen; nichtsdestotrotz besteht noch viel Raum für weitere Formen der Zusammenarbeit.
Um das Engagement in diesem Bereich weiter auszubauen, fand am 5. November in den Räumen der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft im ehemaligen Reichstagspräsidentenpalais in unmittelbarer Nähe zum Reichstag der 1. Deutsch-Japanische Wirtschaftsdialog statt. Diese Veranstaltung bot Unternehmensvertretern aus beiden Ländern die Möglichkeit, Kontakte mit Vertretern des Bundestags und der Bundesregierung zu knüpfen sowie miteinander ins Gespräch zu kommen.

Foto: ©Hiroshi Toyoda
Die über 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer setzten sich auf deutscher Seite u.a. aus Abgeordneten des Deutschen Bundestags, Vertretern der Bundesregierung (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur sowie Auswärtiges Amt), der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan, des Deutsch-Japanischen Wirtschaftskreises und deutscher Unternehmen zusammen.
Die japanische Seite wurde durch japanische Unternehmen in Deutschland (vorwiegend Vertreter der Japanischen Industrie- und Handelskammer), dem Berliner Büro der Japan External Trade Organization (JETRO), der Präfektur Kagoshima und der Botschaft von Japan vertreten.
Eingeleitet wurde der Wirtschaftsdialog durch Grußworte des Bundestagsabgeordneten Mark Hauptmann und von Botschafter Takeshi Nakane, die gemeinsam als Veranstalter auftraten. In anschließenden Grundsatzbeiträgen wurden die Themen „Industrie 4.0“ sowie „Digitalisierung“ behandelt.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt ging zunächst auf den aktuellen Stand der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen ein und präsentierte sodann das deutsche Engagement in diesem Bereich. Prof. Dr. Yoshiyuki Sankai, Gründer und CEO von Cyberdyne Inc., stellte zunächst den in Japan verfolgten Ansatz vor, um im Anschluss die künftig anzustrebende Perspektive sowie zahlreiche Beispiele für auf dieser Grundlage entwickelte Technologien vorzustellen, die bereits Einzug in unseren Alltag halten.
Links: Grußwort von Botschafter Nakane;
Rechts: Grußwort von Mark Hauptmann
Fotos: ©Hiroshi Toyoda
An die Vorträge schloss sich eine Panel-Diskussion an, die vom CEO der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan, Herrn Markus Schürmann, moderiert wurde. Teilnehmer waren der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Thomas Silberhorn, der Abgeordnete des japanischen Unterhauses und frühere Staatsminister im Außenministerium, Minoru Kiuchi, der President Asia Pacific der Jenoptik AG, Daniel Böhme sowie der Stellvertretende Vorsitzende der Central Federation of Societies of Commerce and Industry und Vorsitzende der Kagoshima Prefectural Federation of Societies of Commerce and Industry, Yoshihisa Mori.
Links: Panel-Diskussion u.a. mit Minoru Kiuchi,
Abgeordneter des japanischen Unterhauses und früherer Staatsminister im Außenministerium; Rechts: Musikerinnen spielen traditionelle Volkslieder
Fotos: ©Hiroshi Toyoda
Nachdem zwei Sänger traditionelle Volkslieder von den Amami-Inseln im Süden Japans vorgetragen hatten, wandte sich zum Abschluss der Veranstaltung der Vorsitzende des Deutsch-Japanischen Wirtschaftskreises, Gerhard Wiesheu, an die Gäste. In seinem Schlusswort führte er aus, dass diese Veranstaltung in dieser Form eine Premiere sei. Ausgehend von dem großen Erfolg dieses Abends und von dem, was er bereits an Lob vernommen habe, hoffe er, dass sich die Beziehungen zwischen Japan und Deutschland auch in Zukunft immer enger gestalten werden.
Prof. Dr. Yoshiyuki Sankai, einer der Keynote-Speaker dieser Veranstaltung, meinte über diesen Abend: „Dass Persönlichkeiten aus den unterschiedlichsten Bereichen gleichsam wie ein Kondensat hier an einem Ort zusammengefunden haben, ist von großer Bedeutung. Normalerweise besteht ja eine gewisse Distanz, aber heute Abend konnten sich alle unmittelbar miteinander austauschen. Besonders positiv fand ich, dass man über alles sprechen konnte, über Politik, Wirtschaft und die Beziehungen zwischen den Unternehmen in unseren beiden Ländern. Aber nicht nur die Welt der Hochtechnologie und der Unternehmen war hier präsent, sondern es gab auch Traditionelles wie die Volkslieder aus Südjapan, den Zuckerrohrbrand Amami Kokuto Shochu oder Kimonos und traditionelle Speisen und Getränke. Alles dies war außerordentlich gut geplant und wurde ansprechend miteinander verknüpft, so dass dies wirklich ein ganz besonderer Abend war.“
Prof. Dr. Yoshiyuki Sankai, Gründer und CEO von Cyberdyne Inc., stellt den Roboteranzug HAL vor
Fotos: ©Hiroshi Toyoda
Als dritt- bzw. viertgrößte Wirtschaftsnationen haben Japan und Deutschland im Bereich Spitzentechnologien und verarbeitende Industrie wie z.B. digitale Technologien und Medizintechnik eine weltweit führende Stellung inne. Im Rahmen des 1. Deutsch-Japanischen Wirtschaftsdialogs haben beide Seiten erneut bestätigt, dass man sich bei den eigenen traditionellen Stärken gegenseitig sehr gut ergänzen könne sowie dass man mit den Themen Industrie 4.0 und Mobility 4.0 auf dem besten Weg sei, Industrien der nächsten Generation zu entwickeln und neuen Mehrwert zu schaffen. Übereinstimmend war man der Auffassung, dass dies nicht nur für große Unternehmen, sondern insbesondere auch für die Kooperation auf der der Ebene der mittelständischen Unternehmen in Japan und Deutschland gelte, die die Herstellung qualitativ hochwertiger Produkte zu ihren Stärken zählen. Es überwiegt die Einschätzung, dass die Beziehungen zwischen beiden Ländern weniger durch Wettbewerb geprägt sind, sondern dass es sich bei ihnen um reife Beziehungen auf der Grundlage von Vertrauen handelt. Dieses vertrauensvolle Verhältnis gilt es nun weiter auszubauen. Zugleich wurde die Hoffnung ausgedrückt, dass Japan als Ausgangsbasis für das Engagement deutscher Unternehmen in Asien fungieren könne, während umgekehrt auch Deutschland japanischen Unternehmen dabei dienen könne, in den anderen Ländern der EU Fuß zu fassen. Es steht zu hoffen, dass sich auch im Bereich der Wirtschaft die japanisch-deutschen Beziehungen künftig noch intensiver gestaltet werden.