
Leben im japanischen Winter – Erfindungen gegen die Kälte
Die japanische Inselkette erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung von der Subarktischen bis zur Subtropischen Klimazone und zeichnet sich damit durch sehr unterschiedliche klimatische Bedingungen aus. Bis auf die Inseln im äußersten Süden wird der Winter in Japan jedoch durchgehend von kalten Temperaturen geprägt. In Hokkaido, der nördlichsten Präfektur, sinkt das Thermometer dann regelmäßig unter minus 15 Grad Celsius; die Region Hokuriku, an der Nordwestküste der Hauptinsel Honshu am Japanischen Meer gelegen, ist für ihre extremen Schneefälle bekannt. Und selbst in der Hauptstadt Tokyo liegt die Durchschnittstemperatur im Januar unter 5 Grad Celsius. Welche Mittel und Wege haben die Menschen in Japan nun gefunden, um sich während der kalten Winterzeit warm zu halten?
Kotatsu – eine Erfindung, die Japaner seit vielen Jahrhunderten lieben
![]() Kotatsu, eine traditionelle Vorrichtung, um im Winter warm zu bleiben, werden heute – passend zum modernen Lebensstil – mit einer Vielzahl von Decken angeboten. (Mit freundlicher Unterstützung von MUJI Yurakustore, Ryohin Keikaku Co., Ltd.) |
In Japan ist der kotatsu ein sehr wichtiges Heizgerät für die kalte Jahreszeit. Er besteht aus einem niedrigen Tisch über einer Wärmequelle, die von einer Decke abgedeckt wird, damit die Beine der dort Sitzenden schön warm bleiben. Kotatsu kamen während der Muromachi-Zeit (14.- 16. Jh.) auf, wobei zunächst ein Tisch über ein kleines Feuer gestellt wurde, das in einer Vertiefung im Fußboden brannte. Später wurden als Heizquellen Holzkohlebecken verwendet und schließlich kamen in den 1950er Jahren erste elektrisch beheizte kotatsu auf, die unter der Tischplatte angebracht waren. Diese praktische Erfindung verbreitete sich rasch im ganzen Land.
In den letzten Jahren haben sich auch die kotatsu verändert, um sich an den veränderten Lebensstil der Menschen in Japan anzupassen. Modelle, die sich – um auch während der warmen Jahreszeit verwendet zu werden – ohne weiteres in normale Tische verwandeln lassen, sind mittlerweile die Norm. Eine große Auswahl an Decken und Bezügen für kotatsu mit den unterschiedlichsten Designs bietet für jeden Geschmack das Richtige.
Zwar werden in Japan auch Heizgeräte, Bodenheizungen sowie Klimaanlagen mit Heizfunktionen verwendet, aber der kotatsu zeichnet sich durch seinen besonders niedrigen Energieverbrauch aus. Aus diesem Grund sind viele Menschen sehr dankbar, wenn sie während der kalten Winterzeit einen dieser heizbaren Tische besitzen und dabei die Stromrechnung im Blick haben.
Warm bleiben – immer und überall
Wärmflaschen oder Wärmebeutel, die mit heißem Wasser gefüllt werden, sind während der kalten Jahreszeit beliebte Begleiter für das Bett. Während solche Flaschen in China und Europa schon seit vielen Jahrhunderten verwendet werden, erleben sie in Japan in jüngster Zeit einen erstaunlichen Boom. Ausschlaggebend dafür sind die Möglichkeit, Energie und damit Geld zu sparen sowie die hohe Umweltverträglichkeit. Viele Menschen, insbesondere Kinder und jüngere Frauen, verwenden gerne Bezüge für ihre Wärmflaschen, die Figuren aus Anime – japanischen Zeichentrickfilmen – nachempfunden sind und die die Flaschen in flauschige Stofftiere verwandeln oder die einfach nur niedlich aussehen. Andere Wärmflaschen enthalten spezielle Flüssigkeiten, die immer wieder in wenigen Minuten bequem an der Steckdose aufgeladen werden können und dann stundenlang warmhalten. Ein weiteres Modell verwendet ein Gel, das für knapp eine Minute in der Mikrowelle aufgeheizt wird, um dann die ganze Nacht warm zu bleiben. Die kontinuierliche Verwendung dieser Wärmflaschen erweist sich als in hohem Maße wirtschaftlich.
Oben: Wärmflaschen aus Gummi und Kunststoff erleben in Japan eine Art Renaissance.
Unten: Eine große Auswahl möglichst niedlicher Designs steht bei den Bezügen zur Verfügung.
(Mit freundlicher Unterstützung von Cuse Berry)
Wem Wärmflaschen nicht ausreichen, der hat die Qual der Wahl aus einer stetig wachsenden Auswahl elektrischer Heizdecken, die nicht nur für die Schlafenszeit im Bett, sondern auch als Schal, Decke für den Schoß, Läufer, Bodenmatte, Schlafsack und Wärmeschutz für die Beine verwendet werden können. Auch Decken mit Ärmeln, die wie ein Umhang getragen werden, sind sehr beliebt. Diese Decken werden gerne von Leuten getragen, die es jederzeit und an jedem Ort warm haben möchten.
Handwärmer – auf japanisch kairo – passen in die Hosen- oder Jackentasche und sind sehr praktisch, wenn man in die Kälte hinausgehen muss. Früher verwendete man in Japan erhitzte Steine als Wärmequelle, aber heutzutage kommen auch Produkte zum Einsatz, die einen Platin-Katalysator und verdampftes Benzol zur Wärmeerzeugung nutzen. Vor rund dreißig Jahren kamen auch Einweg-Wärmekissen auf, die ihre Wärme aus einer besonderen Eisenfüllung beziehen. Diese Produkte werden insbesondere in Drogerie- und Supermärkten angeboten, und es gibt sie heute in vielerlei Formen, die zum Teil an Kleidungsstücken oder sogar unter den Fußsohlen getragen werden können.
Links: Eine „tragbare Decke“ in der Art eines Umhangs, mit der man Energie sparen und sich während
der Nacht warm halten kann. (Mit freundlicher Unterstützung von Nishikawa Sangyo Co., Ltd.)
Rechts: Elektrisch beheizbarer Schoßwärmer. (Mit freundlicher Unterstützung von Koden Co.; Ltd.)
Links: Yutapon, ein Wärmebeutel mit einem Gel, der in der Mikrowelle erhitzt wird,
um dann Wärme zu spenden. (Mit freundlicher Unterstützung von Hakugen)
Rechts: Einweg-Wärmekissen, die an der Kleidung angebracht werden.
(Mit freundlicher Unterstützung von Hakugen)
Mit selbstwärmender Unterwäsche durch den Winter
Eine weitere Möglichkeit, dem kalten Winterwetter zu trotzen, ist leichte und eng anliegende Unterwäsche mit isolierenden Eigenschaften. Erstmals vor rund zehn Jahren von einem führenden Unternehmen für Freizeitbekleidung auf den Markt gebracht, werden für diese Unterwäsche feuchtigkeitsabsorbierende und wärmeerhaltende Materialen verwendet, die von einem bekannten japanischen Hersteller auf diesem Gebiet mittels neuester Technologien produziert werden. Wenn der Körperschweiß von dem Hightech-Stoff absorbiert wird, wird er in Wärme umgewandelt und erhöht so von selbst die Temperatur. Das Bekleidungsunternehmen hat sich mit dem Stoffproduzenten zusammengetan, um mittels dieser Technologie eine ganze Serie von Unterwäsche herzustellen. Diese bietet nun einen ganz neuen Weg, um ohne Frieren durch den Winter zu kommen. Die Unterwäsche ist nicht nur leicht und warm, sie verfügt außerdem über eine gute Isolierung, Feuchtigkeitserhaltung und ist bakterien- sowie geruchsresistent. Bei der Markteinführung war diese Wäsche gerade unter jüngeren Leuten ein großer Hit und sie wird mittlerweile auch im Ausland angeboten. Jährlich werden ca. 80 Mio. Garnituren verkauft.


Die warme und gleichzeitig leichte HEATTECH Serie für Frauen.
Diese Kollektion steht beim Boom funktionaler und wärmeerhaltender Unterwäsche ganz vorne an der Spitze.
(Mit freundlicher Unterstützung von UNIQLO, Fast Retailing Co., Ltd.)
Heutzutage entwickeln und vertreiben eine Vielzahl von großen Bekleidungsunternehmen, Unterwäscheproduzenten und Sportausrüstern funktionale Unterwäsche. Insbesondere vor dem Hintergrund der Stromeinsparungen während der Wintermonate haben die Unternehmen ihre Produktpalette aufgrund der erwarteten steigenden Nachfrage in den Wintermonaten ausgeweitet. Immer mehr Menschen in Japan beiderlei Geschlechts und aller Altersgruppen tragen heute diese wärmeerhaltende Unterwäsche.
Seit langer Zeit haben die Menschen in Japan unterschiedlichste Mittel und Wege gefunden, um sich gegen die Kälte in den Wintermonaten zu wappnen. Nun bietet sich ihnen eine ganze Fülle von Auswahlmöglichkeiten, um angenehm warm und kuschelig durch den Winter zu kommen.