Botschaft von Japan

Kultur

Kabukimono – ein neuer Stil für Japans Pop-Künstler

Japans Unterhaltungskultur hat alten Traditionen stets großen Respekt gezollt, und vielleicht sind gerade deswegen solche Künstler erfolgreich, die mit ihren Visionen Überliefertes hinterfragen und bei ihren Auftritten dem Publikum neue und einzigartige Perspektiven bieten.

In der frühen Azuchi-Momoyama-Zeit (1593-1603) trug eine Schauspielerin namens Izumo no Okuni bei ihren yayako odori („Mädchentänzen“) in Kyoto Männerkleidung anstelle der üblichen weiblichen Kostüme – einschließlich eines Kurz- sowie Langschwerts – und schuf dadurch eine völlig neue Tanzkunst. Damit traf auf sie die Bezeichnung “Kabukimono“ ("schräger Kerl") voll und ganz zu. Ihre außergewöhnlichen Auftritte in extravaganten Kostümen schockierten das Publikum in Kyoto und beeindruckten es zugleich. Hier liegen die Ursprünge der heute unter dem Namen Kabuki bekannten Theaterkunst.

Japan ist ein Land, das in der Edo-Zeit nicht nur eine ausgeprägte Kultur der Stadtbürger hervorbrachte, sondern das auch das Entstehen neuer Werte stets freudig begrüßt hat. Dies bildet den historischen Hintergrund für das kontinuierliche Auftreten immer neuer Variationen von japanischen Pop-Künstlern, die zunehmend auch international im Rampenlicht stehen.

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Bild: Kabuki zukan („Kabuki Bilderrolle“) Zweiter Band (von zwei Bänden), Japan, Edo-Zeit (17. Jh.). Die kabuki odori der Schauspielerin Izumo no Okuni fanden sofort viele Anhänger wie etwa die tanzende Hofdame in der Mitte der Bildrolle. (The Tokugawa Art Museum (c) The Tokugawa Art Museum Image Archives / DNPartcom)

Kabukimono

Der Begriff bezieht sich auf einen Trend, der vom Ende der Bürgerkriegsära bis in die frühe Edo-Zeit (Ende der 1590er bis 1640er Jahre) hinein reichte und sich in den großen Städten Edo (heutiges Tokyo) sowie Kyoto großer Beliebtheit erfreute. Diese Künstler waren Außenseiter in ungewöhnlichen Kostümen, die die Konventionen missachteten. Der künstlerische Ansatz führte zu einer einzigartigen Neuorientierung in Bezug auf die traditionelle Ästhetik und Werte und fand unter den Menschen in den Städten viele Anhänger.

BABYMETAL

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Foto: Dana Distortion, (c) Amuse Inc.

Machtvoller Heavy Metal mit dröhnenden Bässen trifft hier auf die helle Stimme von SU-METAL, die zusammen mit YUIMETAL und MOAMETAL das Trio BABYMETAL bildet, das für seine possierliche und doch ausgefallene Dance Performance sowie seinen einzigartigen Groove bekannt ist. Ihre innovative Verschmelzung von J-POP und Heavy Metal begeistert Pop- und Heavy Metal-Fans in Japan und weltweit. Auch ihr Live-Act bildet bei BABYMETAL’s bahnbrechendem Stil und Philosophie keine Ausnahme, wenn der Geist von Kitsune sama, einer Inkarnation der Fuchsgottheit, die auch der Gott des Metalls ist, von den drei Mitgliedern der Band Besitz ergreift und sie zu ihrem Markenzeichen inspiriert – einem mit den Fingern gestalteten Fuchssymbol.

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Foto: (c) Taku Fujii

BABYMETAL Profile

Als Trio 2010 gegründet, präsentieren SU-METAL (Mitte), YUIMETAL (links) und MOAMETAL (rechts) einen einzigartigen Stil, bei dem harmonische Girl Vocals mit Heavy Metal Sound verschmelzen – begleitet von Dance Moves – ein Debüt im Heavy Metal. Der Auftritt begeistert jeden, der die Drei auf der Bühne erlebt. 2014 landeten sie mit ihrem Debütalbum „BABYMETAL“ einen Hit in den Billboard Charts. Ihr zweites Album „METAL RESISTANCE“, das im Mai 2016 erschien, landete in den Billboard TOP 40 – das erste Mal seit 53 Jahren, dass japanischen Künstlerinnen dies gelang. Im selben Monat gab BABYMETAL ein Solokonzert in Londons berühmter Wembley Arena – ebenfalls ein Novum für japanische Musikerinnen. Im September 2016 veranstaltete das Trio an zwei Tagen ein Solokonzert im Tokyo Dome, bei dem 110.000 Besucher gezählt wurden. (Anmerkung von Neues aus Japan: Im Oktober 2018 wurde offiziell bekannt gegeben, dass Yui Mizuno (YUIMETAL) die Band verlassen hat.)

DEMPAGUMI.inc

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(c) MEME TOKYO / TOY’S FACTORY

Bunt und vielfältig wie eine ausgekippte Spielzeugkiste ist jede der sechs Sängerinnen von DEMPAGUMI.inc ein echter otaku – also ein ausgesprochener Fan von Manga, Anime, Video Games oder Cosplay – in einem jeweils anderen Genre, und jede verbreitet ihre eigenen Ansichten über die sozialen Netzwerke. Ihre Live Performances, bei denen die verschiedenen einzigartigen Charaktere miteinander wetteifern, ihre originellen Songtexte sowie die Tanzeinlagen vereinen die Fans in extremer Euphorie. Der Musikstil ist seit ihrem Debütalbum unverändert und präsentiert „Dempa“ Songs, also elektronische Klänge, die vollgestopft sind mit wortreichen Texten. Einige ihrer bekanntesten Performances beinhalten eine fast chaotisch anmutende Musik, die sich plötzlich zu schnellen Beats entwickelt, sowie gegenseitige Rufe, die zwischen den sechs Sängerinnen hin und her gehen.

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(c) MEME TOKYO / TOY’S FACTORY

DEMPAGUMI.inc Profile

Die sechs Mitglieder der Band sind Mirin Furukawa, Risa Aizawa, Nemu Yumemi, Eimi Naruse, Moga Mogami und Ayane Fujisaki. Die Gruppe arbeitet mit verschiedenen Creators zusammen, darunter Tokyo Collection und dem Designer Mikio Sakabe. Sie findet nicht nur in Japan, sondern auch im Ausland große Beachtung und nahm beispielsweise an Fashion Events in Taipei und Jakarta teil. 2013 trat DEMPAGUMI.inc auf der JAPAN EXPO in Frankreich als Vertreter Japans auf und von April 2014 bis März 2015 war die Band PR-Botschafter für die Kulturmetropole Ostasiens 2014, Yokohama. 2015 folgte eine weltweite Tournee und im Dezember 2016 veröffentlichten sie das erste Best-of-Album „WWDBEST~Dempa Ryoko!~“. Im Januar 2017 gab es zudem eine Hallen-Tournee in Japan mit Stationen in der Makuhari Event Hall (Chiba), der World Hall in Kobe und im Nippon Budokan (Tokyo). (Anmerkung von Neues aus Japan: Yumemi und Mogami haben die Band mittlerweile verlassen und ihre Plätze an die neuen Mitglieder Rin Kaname und Nagi Nemoto abgegeben.)

WagakkiBand

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(c) Aves Music Creative Inc.

WagakkiBand erfüllt traditionelle japanische Klänge mit neuem Leben, indem sie mit westlicher Rockmusik verschmolzen werden. Rockmusik auf Musikinstrumenten wie wadaiko („Japanische Trommeln“), koto (eine lange 13-saitige Zither), shakuhachi (Bambusflöte) und Tsugaru jamisen (ein dreisaitiges Instrument auf der Region Tsugaru) zu spielen, kreiert neue lebhafte Melodien, die an Japan Festivals erinnern und selbst für junge Japaner neuartig klingen. Ihre Popularität machte einen großen Sprung, als die Gruppe Lieder mithilfe eines Vocaloid-Synthesizers (ein Synthesizer für künstliche Stimmerzeugung eines japanischen Herstellers) schuf und diesen Sound mit japanischen Instrumenten verschmolz. Seitdem ist die Band sehr erfolgreich. Ihr Appeal wird unterstützt durch aufwändige Kostüme, die aus einem Anime Video Game stammen, sowie durch eine außerordentlich dynamische Bühnenpräsenz. Die Band ist häufig im Ausland unterwegs; im März 2016 hatte sie ihr erstes Solokonzert in New York, dem im Juli eine Headline Tour in Nordamerika folgte. Die Gruppe zieht mit ihrer beeindruckenden Originalität weiterhin weltweite Aufmerksamkeit auf sich.

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Foto: KEIKO TANABE (TAMARUYA)

WagakkiBand Profile

Eine Rockband, die shi-gin (das Singen traditioneller Gedichte), japanische Musikinstrumente und westliche Rockmusik miteinander verschmilzt. Ihre Video Uploads mit Vocaloid Covers erregten umgehend große Aufmerksamkeit und führten im April 2014 zu ihrem Debüt mit dem Album „Vocalo Zammai“. Der Song „Sembon Zakura“ aus diesem Album wurde auf YouTube mittlerweile über 70 Mio. Mal angeklickt und weltweit unzählige Male kommentiert. Die Mitglieder der Band sind Yuko Suzuhana (Vocal), Kiyoshi Ibukuro (koto), Daisuke Kaminaga (shakuhachi), Beni Ninagawa (Tsugaru Jamisen), Kurona (wadaiko), Machiya (Gitarre), Asa (Bass) und Wasabi (Drums). Ihr zweites Album „Yasou emaki“, 2015 erschienen, erreichte Platz Eins auf der Oricon Chart und gewann den Planning Prize des Japan Record Award. Ihr lang erwartetes drittes Album „Shikisai“ kam im März 2017 heraus.

(c) Web Japan, 2019