Botschaft von Japan

Entwicklungszusammenarbeit

Die Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) und japanische Unternehmen

Warum für die Erreichung der SDGs auch das Engagement von Unternehmen wichtig ist

Die beim Nachhaltigkeitsgipfel der Vereinten Nationen in New York 2015 verabschiedeten Nachhaltigen Entwicklungsziele (engl. Sustainable Development Goals, SDGs) verfolgen das Ziel, bis zum Jahr 2030 eine nachhaltigere und bessere Welt zu verwirklichen. In einem breiten Spektrum von Themen, die von Armut und Hunger über Klimawandel und Energie bis hin zu Frieden reichen, wurden dafür insgesamt 17 Ziele mit 169 konkreten Vorgaben aufgestellt.

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Bild: Oben: Augenuntersuchung bei einem Säugling in einem Flüchtlingslager in Aserbeidschan. Engagement des Optikunternehmens Fuji Megane © UNHCR/Andrew McConnell. Unten: Im Rahmen eines Projekts des Unternehmens SARAYA lernen Kinder in Uganda gründliches Händewaschen.

Die Regierung von Japan gründete zur Verwirklichung der SDGs einen eigenen „Stab zur Förderung der SDGs“, dem sämtliche Ministerinnen und Minister der Regierung unter dem Vorsitz des Premierministers angehören. Damit wurde der institutionelle Rahmen geschaffen, um die SDGs sowohl in Japan selbst als auch im Bereich der internationalen Zusammenarbeit des Landes aktiv voranzutreiben. Zusammen mit der Erstellung von Richtlinien und einem Aktionsplan wurden zudem weitere Schritte umgesetzt. Am Engagement zur Förderung der SDGs sollen sich jedoch nicht nur die Regierung, sondern möglichst zahlreiche Akteure, beispielsweise Regionen und Kommunen, Bürgerorganisationen wie NGOs sowie auch private Unternehmen in einem engen gegenseitigen Zusammenwirken beteiligen. Dabei richten sich insbesondere auf das Engagement der Unternehmen große Hoffnungen. Denn ihr Wissen, ihre Technologien, ihr humanes Kapital sowie ihre finanziellen Ressourcen ermöglichen einen effektiven Einsatz mit Blick auf die Nachhaltigen Entwicklungsziele und lassen deren künftige Verwirklichung erkennen. Darüber hinaus erfährt in den letzten Jahren auch ethisches Investment in Unternehmen, die die Bereiche Umwelt sowie Gesellschaft besonders berücksichtigen und sich für eine vorbildliche Unternehmensführung einsetzen, einen raschen Zuwachs. Auch um weitere Investitionen zu sichern und den Wert ihrer Unternehmen zu steigern, müssen Unternehmer daher die SDGs in ihre Aktivitäten integrieren und auf diese Weise die Investoren von sich überzeugen.

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Bild: Zusammenkunft des Stabs zur Förderung der SDGs (Foto: Cabinet Public Relations Office)

Unterstützung des unternehmerischen Engagements durch die Regierung

Neben der Förderung von ethischem Investment unterhält auch die Japan International Cooperation Agency (JICA) im Bereich internationale Entwicklungszusammenarbeit Projekte zur Unterstützung von Businessaktivitäten auf dem Gebiet der SDGs für kleine und mittlere Unternehmen. Damit werden diese Unternehmen dabei unterstützt, ihre Technologien für die Lösung vielfältiger Probleme in den Entwicklungsländern einzusetzen. Diese Projekte bieten den Unternehmen somit einen Rahmen, der ihnen die Durchführung eigener Projekte erleichtert. Darüber hinaus wird auch eine Kooperation der Unternehmen mit in Entwicklungsländern tätigen internationalen Organisationen unterstützt.

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Bild: Präsentation kostengünstiger Toiletten sowie Unterricht in Hygienemaßnahmen in Kenia (LIXIL).

Tatsächlich nutzt eine Vielzahl von Unternehmen eigene Projekte und engagiert sich in Entwicklungsländern für die Verwirklichung der SDGs. So kooperiert z.B. das für seine Yashinomi-Waschmittel bekannte Unternehmen SARAYA mit dem Kinderhilfswerk UNICEF beim Projekt „Wash A Million Hands!“ in Uganda für die Verbesserung des Hygienebewusstseins durch gründliches Händewaschen. Das Baustoffunternehmen LIXIL hat eine kostengünstige und einfach zu benutzende Toilette für den Einsatz in Entwicklungsländern entwickelt, deren Nutzung im Rahmen eines Projekts der JICA gefördert wird. Gleichzeitig engagiert sich das Unternehmen in Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen und NGOs für ein verbessertes Bewusstsein bei der Hygiene. Das Unternehmen Fuji Megane mit Sitz in Hokkaido unterhält seit 1983 ein Projekt für Brillen-Spenden für Flüchtlinge und Vertriebene. Als weitere Beispiele können das Engagement des Lebensmittelherstellers Ajinomoto im Bereich Verbesserung der Ernährung sowie die Entwicklung von speziell gegen Malaria präparierten Moskitonetzen durch Sumitomo Chemical genannt werden. Dabei werden die Kenntnisse der jeweiligen Unternehmen genutzt, um im Rahmen des eigenen unternehmerischen Handelns Lösungen für Herausforderungen in den Entwicklungsländern zu finden und diese in die Praxis umzusetzen. Die Regierung von Japan unterstützt Unternehmen bei Projekten zur Erreichung der SDGs zudem unmittelbar. So veranstaltet sie etwa Seminare, bei denen Unternehmen Partner unter internationalen Organisationen finden können, die sich in Entwicklungsländern engagieren. Darüber hinaus werden Unternehmen, Kommunen sowie Bürgerorganisationen für ihr vorbildliches Engagement mit dem „Japan SDGs Award“ ausgezeichnet.

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Bild: Verleihung des 3. Japan SDGs Award. Ein Vertreter eines SDGs-Projekt in Uomachi Gintengai in Kitakyushu, Präfektur Fukuoka, zusammen mit Premierminister Abe und weiteren Regierungsmitgliedern (Foto: Cabinet Public Relations Office)

Auch die Unternehmen profitieren von internationalen Projekten zur Verwirklichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele. So eröffnen sich ihnen Möglichkeiten für eigene unternehmerische Aktivitäten in den Entwicklungsländern, die durch die mittel- und langfristige Stabilisierung dieser Staaten erheblich zunehmen.

Künftiges Engagement der Gesellschaft zur Verwirklichung der SDGs

Seit der Verabschiedung der SDGs sind genau fünf Jahre vergangen, und bis zu ihrer angestrebten Verwirklichung bleiben noch zehn Jahre. Beim SDG-Summit im September 2019 in New York erklärte VN-Generalsekretär Antonio Guterres den Zeitraum bis 2030 zur „Dekade des Handelns“, da ein Nachlassen beim Engagement in Bezug auf die SDGs erkannt wurde, und rief dazu auf, den Einsatz für diese Ziele zu beschleunigen.

Aktuell steht die ganze Welt aufgrund des neuartigen Coronavirus vor großen Herausforderungen. Das Virus breitet sich über Ländergrenzen hinweg aus und wird damit zu einem unmittelbaren Problem für alle Menschen weltweit. Der Kampf gegen Corona erfordert einen Ansatz aus unterschiedlichsten Richtungen wie etwa Gesundheit und Hygiene, die Art und Weise unseres Arbeitens, Bildung oder wirtschaftliche Maßnahmen. Alle Staaten und Menschen sind nun aufgefordert, mithilfe eines Vorgehens nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum einen Ausweg aus dieser Situation zu finden. Hierbei ist genauso wie bei den SDGs eine Haltung erforderlich, bei der die ganze Welt gemeinsam auf ein Ziel hinarbeitet.

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Bild: Das „ODA-Männchen“, die Werbefigur des Japanischen Außenministeriums für staatliche Entwicklungszusammenarbeit (ODA) © DLE

Darüber hinaus hat diese beispiellose weltweite Pandemie auch unsere Wertvorstellungen erschüttert und unser Alltagsleben erheblich verändert. Für eine bessere Wiederbelebung nach der Pandemie sollten daher die Nachhaltigen Entwicklungsziele eine feste Grundlage für unseren „neuen Alltag“ bilden. Die stärksten Auswirkungen hat das neuartige Coronavirus auf Menschen, die ohnehin gefährdet sind, wie Kinder und ältere Menschen, Frauen sowie in Armut lebende Bevölkerungsgruppen. Die zentrale Idee der SDGs des „Leaving no one behind“ und das Konzept von „Human Security“ (siehe Anmerkung unten), bei dessen Umsetzung Japan seit vielen Jahren eine führende Stellung innerhalb der Staatengemeinschaft einnimmt, bilden die beiden Pfeiler, auf deren Grundlage alle Akteure wie private Unternehmen, Kommunen, NPOs und NGOs zusammenwirken und ihr Engagement für die Verwirklichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele weiter beschleunigen sollten.

Anmerkung: Das Konzept von „Human Security“ richtet den Fokus auf den einzelnen Menschen, um Existenz, Alltagsleben und Würde jedes Einzelnen vor umfassenden und gravierenden Bedrohungen zu schützen. Damit jeder Mensch in der Lage ist, seine vielfältigen Potenziale zu verwirklichen, wird durch den Schutz und die Stärkung der Fähigkeiten jedes Einzelnen der Aufbau einer wohlhabenden und nachhaltigen Gesellschaft angestrebt.

Der vorliegende Betrag erschien in der Augustausgabe 2020 der Publikation „mundi“ der Japan International Cooperation Agency. (Autor: HARUTA Hiroki, Deputy Director, Global Issues Cooperation Division, Außenministerium von Japan)