Im zweiten Teil unserer losen Folge von Beiträgen über Menschen, die hinter der altehrwürdigen Handwerkskunst der Herstellung von Lackwaren shikki stehen, stellen wir diesmal eine Holzschnitzerin kiji-shi für Lackwaren aus Yamanaka in der Präfektur Ishikawa an der Küste des Japanischen Meeres vor. Die Herstellung der Holzgegenstände, die später mit dem urushi lack überzogen werden, geschieht mit größter Sorgfalt, um möglichst stabile und widerstandsfähige Lackarbeiten hervorzubringen.
Kiji-zukuri – die Herstellung der Holzobjekte
Für kiji-zukuri werden roh behauene Holzblöcke verwendet, die zuvor über einen Zeitraum von einigen Monaten bis hin zu mehreren Jahren getrocknet wurden. Die Blöcke werden dann in eine Drechselbank eingespannt, um zunächst in eine grobe Form gedrechselt zu werden. Diesen Vorgang bezeichnet man als ara-biki.

Bild: Ara-biki
In dieser Stufe des Herstellungsprozesses wird das Objekt bis auf eine Wanddicke gedrechselt, die etwas dicker ist als die angestrebte endgültige Stärke der Wände. Auf diese Weise wird dem Holz gestattet, später noch etwas zu schrumpfen, wenn eventuell noch vorhandene Restfeuchtigkeit entweicht. Nachdem das Objekt in diese Form gebracht wurde, wird es umgehend getrocknet, um die Feuchtigkeit zu reduzieren. Dieser Abschnitt des Bearbeitungsprozesses muss mehrmals wiederholt werden, um zu verhindern, dass sich das Holz verzieht. Denn auch nachdem das Holz geschnitten wurde, lebt und atmet es weiter. Diese Abfolge von Bearbeiten und Trocknen ist unbedingt erforderlich, um eine Verzerrung oder Verformung der Holzobjekte durch die Aufnahme von Feuchtigkeit aus der Luft zu vermeiden.

Bild: Naka-biki
Der nächste Schritt ist eine Zwischenstufe und wird naka-biki genannt. Hier werden die vorgeformten kiji mithilfe eines Hobels weiter geglättet, um sie der endgültigen Form des Artikels anzunähern. Die Holzobjekte werden dabei nicht auf einmal geglättet; stattdessen wartet der Handwerker immer wieder, bis das Holz getrocknet ist, und hobelt den Block jeweils nur ein wenig ab. Dabei wird von Zeit zu Zeit mittels einer Schablone der erreichte Fortschritt überprüft. Sobald die kiji die gewünschte Form angenommen haben, wird die Klinge gewechselt, um den Prozess des Hobelns und Glättens abzuschließen. Dies wird shiage genannt.

Bild: Shiage
Die Holzschnitzer kiji-shi stellen kiji ohne irgendwelche Unregelmäßigkeiten in Bezug auf die Größe oder Dicke der Wände her. Darüber hinaus ist das Holz besonders fest und es wurde mehrmals sorgfältig getrocknet. Die Schnitzer sind sich sehr wohl bewusst, dass es ihre Handwerkskunst des kiji-zukuri ist, die den Glanz des urushi Lacks, der später aufgetragen wird, entscheidend mitbestimmt.

Bild: Vom Block zum fertigen Produkt

Bild: Die kiji werden gründlich getrocknet.

Bild: Da die Werkzeuge das Ergebnis beeinflussen, schenken die kiji-shi den von ihnen verwendeten Werkzeugen große Aufmerksamkeit.

Bild: Die kiji-shi YAMADA Mako. Sie ist die einzige weibliche kiji-shi, die als traditionelle Kunsthandwerkerin für Yamanaka shikki in der Präfektur Ishikawa arbeitet. In den letzten Jahren ist zu beobachten, dass die Zahl der Frauen in der shikki Herstellung zunimmt.
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