Botschaft von Japan

Reisen in Japan

Reisen in Japan nach Corona – Interview mit USUI Sayaka, JNTO-Direktorin Frankfurt

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Bild: (Foto: JNTO)

Zwischen 2013 und 2019 verdreifachte sich die Zahl der ausländischen Besucherinnen und Besucher in Japan von rund 10 Mio. auf 31,88 Mio. Auch die Zahl der aus Deutschland stammenden Japantouristen legte in diesem Zeitraum jährlich zu und lag 2019 bei über 230.000. Jedoch erfuhr aufgrund der Corona-Pandemie die Zahl der Japanreisenden aus dem Ausland einen starken Rückgang und erreichte 2021 gerade noch 245.900. Das war der niedrigste Wert seit 1964, als erstmals Angaben zur Zahl der Japanreisenden aus dem Ausland veröffentlicht wurden. Mit der Neuregelung der Einreisebeschränkungen für Reisende aus dem Ausland am 11. 10. 2022 wurde endlich wieder ein Umfeld geschaffen, in dem ausländische Besucherinnen und Besucher – wie bereits vor Corona – wieder einfacher nach Japan reisen können, beispielsweise durch die Wiederaufnahme des visumfreien Reiseverkehrs auch für Einzelreisende. Auch in Deutschland gibt es viele Menschen, die sich wieder auf eine Reise nach Japan freuen. Neues aus Japan hat daher die Direktorin der Japanischen Fremdenverkehrszentrale JNTO in Frankfurt am Main, Frau USUI Sayaka, zum Thema Reisen nach Japan befragt.

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Bild: Entwicklung der Zahl der internationalen Reisenden in Japan (aus allen Ländern bzw. aus Deutschland) (Grafik: Botschaft von Japan)

Frau Usui, wie gestaltet sich aktuell die Situation des Japantourismus aus dem Ausland?

Seit der Lockerung der Einreisebeschränkungen im letzten Oktober nimmt die Zahl der Japanreisenden aus dem Ausland wieder deutlich zu. Beispielsweise lag sie für den Monat Februar 2023 bei fast sechzig Prozent des Werts vom Februar 2019. Während vor der Corona-Pandemie die meisten ausländischen Besucherinnen und Besucher aus China kamen, sind die Reisenden aus diesem Land noch nicht wiedergekommen. Rasch erholt haben sich hingegen die Zahlen der Reisenden aus anderen asiatischen Ländern wie Südkorea oder Singapur oder auch aus den Vereinigten Staaten. Was Touristen aus Europa anbelangt, so nimmt deren Zahl allmählich wieder zu, obwohl die Anzahl der Flugverbindungen noch nicht wieder das Niveau vor der Pandemie erreicht hat sowie trotz der höheren Ticketpreise infolge gestiegener Treibstoffkosten. Schaut man sich die Zahlen für Deutschland an, so lagen sie von Januar bis Dezember 2022 bei knapp siebzig Prozent der Zahlen vor der Pandemie. Als Grund dafür lässt sich anführen, dass viele Japanreisende aus Deutschland Geschäftsreisende sind und diese oft auch während der Einreisebeschränkungen ein Visum erhielten und nach Japan reisen konnten. Auch wenn die Zahlen noch etwas niedrig sind, erholen sie sich doch langsam.

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Bild: USUI Sayaka, Leiterin der JNTO-Niederlassung in Frankfurt (Foto: JNTO)

In Deutschland gilt Japan nach wie vor als ein eher teures Reiseland. Könnte hier der aktuell günstige Yen-Kurs die Reiselust weiter befeuern?

Der derzeitige niedrige Yen-Kurs dürfte eher ein vorübergehender Effekt sein. Auch wenn man damit werben könnte, dass Japanreisen „zurzeit besonders günstig“ sind, lässt sich der niedrige Yen-Kurs nicht übermäßig für Werbung nutzen. Allerdings möchte ich auch hervorheben, dass in Bezug auf Japan ein breites Spektrum von Optionen besteht. Man findet ohne Weiteres auch tolle Angebote sowie sehr leckere Gerichte, die wirklich günstig sind. Wer es lieber etwas luxuriöser mag, der kann sich gerne dafür entscheiden, aber ich denke, viele Menschen werden – wenn sie tatsächlich einmal Japan besuchen – überrascht feststellen, dass das Land im Vergleich zu Europa keineswegs ein teures Reiseziel ist.

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Bild: Besuchen Sie den berühmten Friedhof Okunoin auf dem Berg Koya sowie die Klöster und Schreine, die die UNESCO-Welterbestätten des Koya-san und des Kumano Kodo-Pilgerwegs bilden. (Foto: JNTO)

Welche Reisen können Sie aktuell besonders empfehlen?

Naturreisen, also schöne Landschaften und Abenteuer, sowie luxuriöse Reisen. Diese beiden Optionen möchte ich einmal besonders hervorheben. Da rund siebzig Prozent der Reisenden aus Deutschland zum ersten Mal nach Japan kommen, ist es nur verständlich, dass sich viele für die sogenannte „Goldene Route“ entscheiden, also Tokyo, Osaka und Kyoto. Wer länger in Japan bleiben möchte, könnte zum Beispiel auch noch den Kumano Kodo-Pilgerweg in Wakayama entlangwandern, der historischen Nakasendo-Straße in Nagano folgen oder mit dem Rad an der malerischen Küste der Seto-Inlandsee entlang fahren. Auch Hiroshima bietet sich als sehr schönes Reiseziel an, das neben seiner besonderen Geschichte auch regionale Spezialitäten wie Okonomiyaki bietet. Dies sind einige der Ziele, die ich gerne vorstellen möchte. Viele Menschen mögen jetzt vielleicht denken, dass man Natur und Abenteuer auch außerhalb Japans erleben kann, jedoch besticht mein Land durch eine einzigartige natürliche Schönheit, eine traditionelle Kultur sowie eine Esskultur, die man wirklich nur hier finden kann.

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Bild: Eine der bekanntesten Routen für Radtouren in Japan – auf den Brücken des Shimanami Kaido über die Seto-Inlandsee. (Foto: JNTO)

Haben sich die Vorstellungen der Reisenden nach Corona im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie verändert?

Umfragen zu Einstellungen in Bezug auf Reisen – und das ist nicht auf Japan beschränkt – haben gezeigt, dass die Menschen im Allgemeinen am Reisen besonders die folgenden Aspekte schätzen: Entspannung, Gesundheit und Natur. Was Reisen nach Japan anbelangt, hat sich bei der Neugier auf die traditionelle Kultur und unsere authentische Esskultur grundsätzlich nichts geändert. Zudem ist nun eine Tendenz hin zu mehr Nachhaltigkeit zu erkennen, beispielsweise der Wunsch, nicht nur mit dem Flugzeug zu reisen, sondern auch mal mit dem Zug. Auch wird verstärkt auf die Umweltfreundlichkeit von Hotels geachtet.

Manche Menschen scheuen auch wegen der gefühlten Unsicherheit in Bezug auf die Verständigung vor einer Reise nach Japan zurück.

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Bild: Die Shibuya Sky Platform auf der Spitze eines Gebäudes öffnete 2019 ihre Tore. Von hier aus hat man einen unvergesslichen Blick auf Tokyo und kann direkt auf die berühmte Straßenkreuzung herabblicken. (Foto: JNTO)

Anlässlich der Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokyo von 2021 sind beispielweise bei den Verkehrsmitteln die entsprechenden sprachlichen Informationen ausgeweitet worden. Zudem sind heute viel mehr leicht verständliche Hinweise auf Englisch vorhanden. Man muss schon einen sehr abgelegenen Ort besuchen, um solche Hinweise und Infos nicht zu finden. Aber auch ohne Japanisch zu verstehen, kann man in Japan problemlos herumreisen.

Ich wünsche mir, dass sich noch mehr Menschen aus Deutschland einmal auf den Weg nach Japan machen, um dort die Kultur meines Landes mit ihrer Harmonie von Altem und Neuem, eine Natur, die je nach Jahreszeit eine ganz unterschiedliche Schönheit zeigt, den Kontrast zwischen großen Metropolen und idyllischen ländlichen Orten, eine sich durch große regionale Vielfalt auszeichnende Esskultur, pünktliche Verkehrsmittel sowie die Warmherzigkeit und Freundlichkeit, die die Menschen in Japan Reisenden entgegenbringen, unverstellt zu erleben.

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Bild: In der Nähe von Takayama mitten in einem Tal der Japanischen Alpen gelegen: die UNESCO-Welterbestätte Shirakawa-go. (Foto: JNTO)