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Grundsatzrede zur Außenpolitik Japans von Außenminister Katsuya Okada vor dem Parlament am 29. 01. 2010
Zu Beginn der 174. Sitzungsperiode des Parlaments möchte ich im Folgenden meine Ansichten zum grundlegenden Kurs der Außenpolitik Japans umreißen.
Mitgefühl und Hilfe für Haiti
Ich möchte damit beginnen, dass ich angesichts des jüngsten Erdbebens in Haiti meine tief empfundene Trauer über die Opfer zum Ausdruck bringe sowie den betroffenen Menschen meine aufrichtige Anteilnahme ausspreche. Zusätzlich zur bislang geleisteten Nothilfe durch das Japanische Katastrophenhilfsteam, u.a. im Rahmen medizinischer Aktivitäten, hat Japan seine Absicht angekündigt, seine Nothilfe und Wiederaufbauhilfe auf insgesamt ca. 70 Mio. US-Dollar auszuweiten sowie sich an der Friedensmission in Haiti zu beteiligen. Wir werden auch weiterhin einen aktiven Beitrag zur Erholung und zum Wiederaufbau Haitis leisten und dabei unsere Erfahrungen und unser Fachwissen als ein Erdbeben-geplagtes Land nutzen.
Grundlagen unserer Außenpolitik
Die internationale Gemeinschaft ist auf dem Weg zu einer neuen Ära der Zusammenarbeit, wobei der Amtsantritt von US-Präsident Barack Obama einer der Auslöser für diese Entwicklung war. Frieden und Wohlstand für unser Land können durch Frieden und Wohlstand auf der ganzen Welt sowie durch die internationale Zusammenarbeit zu ihrer Verwirklichung erreicht werden.
Innerhalb der gegenwärtigen Staatengemeinschaft stehen wir vor einer ganzen Reihe von Herausforderungen. Wir sollten stets eine globale Perspektive einnehmen und unseren Blick nicht zu sehr nach innen richten, das tun, was getan werden muss und unser Land bereitwillig zur Welt hin öffnen. Japan ist aufgerufen, aktiv zu handeln und Initiativen zu präsentieren, um so den internationalen Erwartungen gerecht zu werden.
Seit ich im September letzten Jahres das Amt des Außenministers antrat, betone ich meine Überzeugung, dass ich den Regierungswechsel für eine ausgezeichnete Gelegenheit halte und dass es meine Absicht ist, eine Außenpolitik zu gestalten, die sich auf das Verständnis und das Vertrauen der Menschen in Japan gründet. Um dieses Ziel zu erreichen, lege ich größtes Gewicht auf die folgenden drei Prinzipien: Erstens die Realität von Grund auf zu verstehen, zweitens die Rückkehr zu den Grundlagen in Bezug auf die Gestaltung der konkreten Maßnahmen und drittens die Kommunikation mit der Öffentlichkeit in einer einfachen und verständlichen Sprache.
Meine Reisen durch Japan während des letzten Wahlkampfes haben mir vor Augen geführt, dass die Öffentlichkeit große Erwartungen hinsichtlich einer neuen Politik hegt. Ich bin daher fest entschlossen, mich mit ganzer Kraft für die Gestaltung einer neuen Außenpolitik einzusetzen.
Nach dem Obengenannten möchte ich nun die Agenda für Japans Außenpolitik in diesem Jahr erläutern, indem ich meine grundlegenden Gedanken mit den Menschen in diesem Land teile: Erstens in Bezug auf die Stärkung der Beziehungen zu anderen Ländern und Regionen und zweitens in Bezug auf die Bewältigung der globalen Aufgaben.
Stärkung der Beziehungen Japans zu allen Ländern und Regionen
Das Bündnis zwischen Japan und den Vereinigten Staaten stellt die zentrale Achse der japanischen Außenpolitik dar und ist zugleich der Eckstein der Sicherheit unseres Landes. Diese Allianz trägt in hohem Maße zu Frieden und Wohlstand als allgemeine Güter in der Region Asien-Pazifik bei. In diesem Jahr feiern wir das 50-jährige Jubiläum des Abschlusses des Japanisch-Amerikanischen Vertrags über gegenseitige Zusammenarbeit und Sicherheit. Bei meiner Zusammenkunft mit US-Außenministerin Hillary Clinton am 12. Januar auf Hawaii kamen wir überein, den Dialogprozess für eine weitere Vertiefung des Bündnisses fortzuführen. Mit Blick auf das Bündnis in 30 oder 50 Jahren strebt die Regierung an, dieses Jahr in beiden Ländern zu einem Jahr der Rückversicherung in Bezug auf die Rolle zu gestalten, die das japanisch-amerikanische Bündnis für die Sicherheit Japans, für Frieden und Wohlstand in der Region Asien-Pazifik sowie weltweit spielt. In diesem Zusammenhang werde ich den Menschen in Japan offen und ehrlich erläutern, dass die Präsenz der US-Streitkräfte in Japan eine wichtige Funktion der Abschreckung mit Blick auf die Gewährleistung der Sicherheit Japans ausübt, um auf diese Weise das Verständnis der Bevölkerung Japans für diese Angelegenheit zu vertiefen.
Mit Blick auf die Verlegung des Flugplatzes Futenma wird die Regierung unter Berücksichtigung der Bedeutung der von beiden Seiten ausgehandelten Abkommen sowie der Rolle, die die US-Stützpunkte und die Reduzierung der Lasten Okinawas spielen, bis Ende Mai über einen neuen Standort für die Verlegung des Flugplatzes entscheiden. Auf dieser Grundlage wird sich die Regierung auch mit Fragen des japanisch-amerikanischen Stationierungsabkommens sowie des sogenannten Host Nation Support befassen.
Bei der jüngsten Zusammenkunft mit US-Außenministerin Clinton sprachen wir auch über die Zusammenarbeit unserer beiden Länder hinsichtlich der Situation in der Region Asien-Pazifik, so z.B. über Nordkorea und Myanmar, aber auch über globale Herausforderungen wie Afghanistan, Iran sowie die nukleare Abrüstung und Nichtverbreitung. Japan wird sich auch künftig bei umfassenden Themen wie diesen mit den Vereinigten Staaten abstimmen und das bilaterale Bündnis weiter vertiefen.
Unsere Regierung wird die Außenpolitik im asiatisch-pazifischen Raum aktiv fördern mit dem Ziel eines gemeinsamen Wachstums und Prosperierens der ganzen Region. Dabei wird Japan seine finanziellen Mittel, Technologien sowie Kenntnisse nutzen, um die Entwicklung in Asien als Wachstumszentrum der Welt zu unterstützen, während wir gleichzeitig Asiens Vitalität und Nachfrage mit dem Wachstum unseres eigenen Landes verknüpfen.
Die Republik Korea ist ein Nachbar, mit dem wir dieselben Werte teilen. Japan wird die zukunftsgerichteten Beziehungen zu diesem Land als gereifte Partner ausbauen und sich seiner Geschichte aufrichtig stellen. Wir streben zudem eine rasche Wiederaufnahme der Verhandlungen über ein japanisch-koreanisches Wirtschaftliches Partnerschaftsabkommen (EPA) an.
In Bezug auf die japanisch-chinesischen Beziehungen werden wir die „Beziehungen zum gegenseitigen Nutzen auf der Grundlage gemeinsamer strategischer Interessen“ weiter bereichern und konkret gestalten. Wir werden uns zudem dafür einsetzen, die noch anstehenden Fragen zwischen beiden Ländern zu lösen, etwa die Erschießung der Bodenschätze im Ostchinesischen Meer und Fragen der Lebensmittelsicherheit. Wir erwarten von China, dass es mit seinem zunehmenden größeren internationalen Gewicht eine verantwortungsvolle Rolle innerhalb der Region und innerhalb der Staatengemeinschaft spielt und dabei transparenter als bisher agiert.
Japan wird die Ausweitung der Bande zwischen den Mitgliedern der Südostasiatischen Staatengemeinschaft (ASEAN) in Richtung einer Integration und zugleich die Anstrengungen zur Verringerung der Kluft beim Entwicklungsstand unterstützen. Wir werden zudem danach streben, die bilateralen Beziehungen u.a. zu Vietnam, das den Vorsitz der ASEAN innehat, sowie zu Indonesien auszubauen, das sich aktiv bei internationalen Fragen wie der Förderung der Demokratie engagiert. Insbesondere wird Japan mit den Staaten der Mekong-Region die Ergebnisse des Mekong-Japan-Gipfels nachbereiten, der im November letzten Jahres stattfand, und seine kooperativen Beziehungen mit dieser Region weiter vertiefen. Wir werden auch den Dialog mit Myanmar verstärken, um so offene und faire Wahlen zu fördern sowie auch Fortschritte bei der Demokratisierung Myanmars zu erreichen.
Australien ist ein strategischer Partner innerhalb des asiatisch-pazifischen Raums. Japan wird die bilateralen Beziehungen in verschiedenen Bereichen einschließlich Sicherheit und Wirtschaft weiter ausbauen.
Mit Indien wird Japan bei einem breiten Spektrum von Themen zusammenwirken, etwa auf dem Gebiet der Sicherheit und der wirtschaftlichen Beziehungen. Dabei werden wir auf den Ergebnissen des Besuchs von Premierminister Hatoyama in Indien Ende letzten Jahres aufbauen. Zugleich werden wir die strategische globale Partnerschaft zwischen beiden Ländern weiterentwickeln.
Die Regierung fördert die Initiative für eine ostasiatische Gemeinschaft als eine langfristige Vision. Um diese Vision zu verwirklichen, werden wir eine offene und in hohem Maße transparente regionale Zusammenarbeit fördern. Dies gilt für Bereiche wie z.B. Handel und Investitionen, Finanzen, Umwelt, Energie, Entwicklung, Katastrophenhilfe, Bildung, Personenaustausch sowie Infektionskrankheiten.
In diesem Jahr hat Japan den Vorsitz der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftskooperation (APEC) inne. Wir werden bei der Formulierung von Ideen, wie die APEC besser an die neue Ära angepasst werden kann, eine führende Rolle einnehmen, um den Wohlstand in dieser Region weiter zu fördern. Dabei werden wird uns eng mit den Vereinigten Staaten abstimmen, die im nächsten Jahr den Vorsitz innehaben.
Mit Blick auf die Beziehungen zu Russland wird Japan unter Bezugnahme auf meinen Russlandbesuch Ende letzten Jahres sowohl die politischen als auch die wirtschaftlichen Beziehungen als "zwei Räder ein und derselben Achse" fördern und sich mit ganzer Kraft dafür einsetzen, eine abschließende Lösung der Frage der Nördlichen Territorien zu erreichen und einen Friedensvertrag abzuschließen. Japan strebt die Gestaltung neuer japanisch-russischer Beziehungen als Partner in der Region Asien-Pazifik an.
In Bezug auf Nordkorea sucht Japan eine Normalisierung der Beziehungen mittels einer umfassenden Lösung der noch ausstehenden Fragen einschließlich der Entführungen, der Nuklear- und Raketenentwicklung sowie der Lösung der unglücklichen Vergangenheit in Übereinstimmung mit der Japanisch-Nordkoreanischen Erklärung von Pjöngjang. Japan wird sich hinsichtlich der Wiederaufnahme der Sechs-Parteien-Gespräche sowie der Aufgabe des Kernwaffenprogramms durch Nordkorea eng mit den betreffenden Ländern abstimmen. Gleichzeitig werden wir entschlossen sowohl die Maßnahmen auf der Grundlage der Resolutionen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen als auch unsere eigenen Maßnahmen umsetzen. Unsere Regierung wird sich für das rasche In-Kraft-Treten des entsprechenden Gesetzes einsetzen, um eine entschlossene Durchführung von Frachtinspektionen zu ermöglichen, wie sie in der Resolution Nr. 1874 des VN-Sicherheitsrates gefordert werden, bei deren Annahme Japan in jeder Hinsicht federführend war.
Europa, mit dem Japan grundlegende Werte teilt, ist ein wichtiger Partner bei der Inangriffnahme der globalen Herausforderungen sowohl auf politischem als auch auf wirtschaftlichem Gebiet. Ich werde mit den europäischen Außenministern zusammenarbeiten, um eine noch engere Partnerschaft mit der sich zunehmend weiter integrierenden EU und den einzelnen Ländern zu gestalten.
Japan wird die Zusammenarbeit mit Schwellenländern wie Brasilien und Mexiko ausweiten, die beide in Lateinamerika aufgrund ihres wirtschaftlichen Wachstums zunehmend an Bedeutung gewinnen, sowie auch mit der Türkei, die über historische und geografische Bande zm Mittleren Osten und Zentralasien verfügt.
Die Stabilität Afghanistans und Pakistans ist eine der wichtigsten Aufgaben für die internationale Gemeinschaft insgesamt. Ich habe beide Länder selbst besucht und besondere Anstrengungen für die Stabilität dieser Länder unternommen. Während Japan sich weiterhin mit der Staatengemeinschaft abstimmt, wird es in den kommenden fünf Jahren Hilfe in Höhe von bis zu 5 Mrd. US-Dollar für die Region bereitstellen. Die wichtigsten Bereiche, in die diese Hilfe fließen wird, sind die Ausweitung der eigenen Fähigkeit Afghanistans zur Aufrechterhaltung der Sicherheit, die Wiedereingliederung ehemaliger Taliban-Kämpfer in die Gesellschaft sowie die nachhaltige und selbsttragende Entwicklung des Landes. Gleichzeitig fordern wir die neue Regierung von Präsident Karsai auf, die Regierungsführung zu verbessern und stärker gegen die Korruption vorzugehen. Mit Blick auf Pakistan wird Japan die Umsetzung der Hilfe in Höhe von bis zu einer Mrd. US-Dollar fortsetzen, die es bei der Konferenz der Geberländer im letzten Jahr zugesagt hat.
In Bezug auf Iran wird Japan mit den wichtigen betreffenden Staaten eng zusammenwirken und Anstrengungen für eine diplomatische Lösung der Nuklearfrage unternehmen, um sicherzustellen, dass Irans Nuklearprogramm ausschließlich friedlichen Zwecken dient. Mit Blick auf den Friedensprozess im Nahen Osten werden wir das internationale Engagement für die Friedensgespräche unterstützen und uns dafür einsetzen, möglichst rasch einen umfassenden Frieden zu erreichen. Dies beinhaltet auch unsere Hilfe für die Menschen in den Palästinensergebieten.
Die weltweite Wirtschaftskrise und der Klimawandel wirken sich in hohem Maße nachteilig auf die Menschen in Afrika aus. Es ist wichtig, die Menschen auf diesem Kontinent zu unterstützen, die u.a. unter Armut, AIDS, Tuberkulose und Malaria leiden. Um die Zusage der 4. Tokyo International Conference on African Development (TICAD IV), die staatliche Entwicklungshilfe für Afrika zu verdoppeln, zu erfüllen, werden wir Afrikas Entwicklung und Wachstum durch eine stetige Umsetzung der entsprechenden Programme fördern und unsere Zusammenarbeit im Bereich Handel und Investitionen weiter ausweiten.
Übernahme der Führung bei globalen Themen
Als Nächstes möchte ich auf Japans aktive Führung bei der Lösung globaler Aufgaben eingehen.
< Nukleare Abrüstung und Nichtverbreitung>
Die Rede von US-Präsident Obama in Prag hat die weltweite Dynamik in Richtung nukleare Abrüstung dramatisch gefördert. Japan sollte eine bedeutende Rolle dabei spielen, diese Dynamik weiter zu festigen.
2010 ist ein wichtiges Jahr für den Weg hin zu einer Welt ohne Kernwaffen, denn in diesem Jahr finden der Gipfel über nukleare Sicherheit sowie die Überprüfungskonferenz des Nichtverbreitungsvertrages (NPT) statt. Japan hofft nachdrücklich auf einen raschen Abschluss des neuen Vertrages über die Reduzierung der Kernwaffen zwischen den Vereinigten Staaten und Russland. Bei der NPT-Konferenz wird Japan eine führende Rolle dabei spielen, positive Vereinbarungen auf den Gebieten nukleare Abrüstung, nukleare Nichtverbreitung sowie friedliche Nutzung der Kernenergie zu erreichen.
Ich finde Ideen wie das Verbot des Einsatzes von Kernwaffen gegen sogenannte Nichtkernwaffenstaaten bemerkenswert. Dies gilt auch für die Idee, an den Besitz von Kernwaffen allein aus dem Grund festzuhalten, um so andere Staaten von einem Einsatz solcher Waffen abzuhalten. Diese Ideen könnten als konkrete Maßnahmen für einen ersten Schritt hin zu "einer Welt ohne Kernwaffen" dienen. Unsere Regierung wird die Diskussion mit Ländern wie Australien und den Vereinigten Staaten über diese und weitere Fragen vertiefen.
< Klimawandel >
Der Klimawandel ist eine Gefahr, die alle Menschen gleichermaßen bedroht, und die Lösung dieses Problems für die nachfolgende Generation liegt in unserer Verantwortung. Die 15. Konferenz der Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (COP15) Ende letzten Jahres zeitigte gewisse Fortschritte, so etwa die internationale Mitwirkung aller großen Emittenten. Auf dieser Grundlage werden wir die internationalen Verhandlungen in Abstimmung mit den Vereinigten Staaten, der Europäischen Union, den VN und anderen anführen, um auf der COP16 ein neues rechtsverbindliches Dokument zu verabschieden, das ein gerechtes und effektives Rahmenwerk schafft. Ausgehend von der Hatoyama-Initiative wird Japan seine Unterstützung für die Entwicklungsländer, die den Klimawandel mittels Maßnahmen wie etwa die Reduzierung von Emissionen bekämpfen oder die gegenüber den negativen Auswirkungen des Klimawandels anfällig sind, ausweiten. Die Lösung des Problems des Klimawandels stellt eine Herausforderung dar, die Japans außenpolitische Fähigkeiten ernsthaft auf die Probe stellt.
< Weltwirtschaft >
Die Weltwirtschaft ist nach wie vor dabei, zur Erholung zurückzufinden. Japan wird sich in Abstimmung mit anderen führenden Wirtschaftsnationen dafür einsetzen, die Erholung und das nachhaltige Wachstum der globalen Wirtschaft zu sichern, während zugleich Protektionismus vermieden wird. Wir werden darauf dringen, die Doha-Runde der Verhandlungen im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) sowie die Verhandlungen über Wirtschaftliche Partnerschaftsabkommen (EPA) mit Partnern wie Indien und der EU durch politische Führungsstärke zu beschleunigen.
< Staatliche Entwicklungshilfe >
Innerhalb der zunehmend globalisierten Staatengemeinschaft ist es harte Realität, dass viele Menschen unter Hunger und Krankheiten leiden, und dass sie zu einem Leben gezwungen sind, in dem es ihnen nicht möglich ist, ihre Würde als Menschen zu bewahren. Aufgrund des Mitfühlens mit diesen Menschen als unsere Mitmenschen werden wir die humane Entwicklung und den Aufbau staatlicher Strukturen in den Entwicklungsländern unterstützen und dabei die Verwirklichung des Konzepts von Human Security im Blick behalten. Unsere Regierung setzt sich für das Erreichen der Millenniums-Entwicklungsziele ein. Dazu zählen die Überwindung von extremer Armut und Hunger, die Verwirklichung einer allgemeinen grundlegenden Bildung, die Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter, die Verringerung der Kindersterblichkeit, die Verbesserung der Gesundheit von Schwangeren und Müttern sowie der Kampf gegen HIV/AIDS, Malaria und anderen Krankheiten im Zusammenwirken mit internationalen Organisationen und NGOs.
Gleichzeitig sind wir uns bewusst, dass der gegenwärtige Stand unserer staatlichen Entwicklungshilfe von den Menschen in Japan nicht ausreichend beachtet wird. Daher wird diese Regierung bis zum Sommer dieses Jahres eine grundlegende Überprüfung der staatlichen Entwicklungshilfe vornehmen. Wir werden unsere Entwicklungshilfe danach unter Berücksichtigung einer verbesserten Strategie und Effizienz umsetzen und dafür das Verständnis und die Unterstützung der Öffentlichkeit erlangen.
< Piraterie, Terrorismus und Friedensmissionen der Vereinten Nationen >
Japan ist eine maritime Handelsnation; daher ist die Gewährleistung der Sicherheit der Schifffahrt für unser Land eine Frage von großer Bedeutung. Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Piraterie durch Japans Selbstverteidigungsstreitkräfte und die Unterstützung für Somalia und deren Anrainerstaaten spielen eine bedeutende Rolle sowohl hinsichtlich des Schutzes von Leben und Eigentum japanischer Staatsbürger als auch hinsichtlich der Sicherheit der Seewege. Japan wird diese Aktivitäten weiter fortsetzen.
Terrorismus stellt eine ernste Gefahr für unsere Bürger und ihre wirtschaftlichen Aktivitäten dar. Japan wird sich für den Wiederaufbau von Staaten sowie für die Bekämpfung der Armut einsetzen, die einer der Gründe für das Entstehen von Terrorismus ist. Unsere Regierung wird zudem einen Beitrag zu Frieden und Stabilität im Jemen, in Somalia, im Sudan und in anderen Ländern leisten.
Während Japans Beteiligung an Friedensmissionen der Vereinten Nationen auf so bekannte Beispiele in der Vergangenheit wie Kambodscha, Osttimor und anderswo verweisen kann, ist das gegenwärtige Ausmaß der Beiträge unseres Landes keineswegs ausreichend. Um eine aktivere Rolle bei der Friedenssicherung und Friedenskonsolidierung zu übernehmen, wird unsere Regierung über weitere Beiträge über die bereits von mir genannte Mission in Haiti hinaus nachdenken.
< Gestaltung eines Rahmens für die Weiterentwicklung der Außenpolitik >
Die Welt wird immer multipolarer und daher müssen wir den internationalen Mechanismus zur Formulierung von Übereinkünften neu strukturieren. Japan wird sich daran aktiv beteiligen.
Während die G20 – bestehend aus den führenden Wirtschaftsnationen einschließlich der Schwellenländer – ihre Präsenz ausbauen, spielen die G8 weiterhin eine wichtige Rolle, indem sie die wichtigsten Industriestaaten repräsentieren, die die gemeinsamen Grundwerte Freiheit und Demokratie miteinander teilen. Mittels der Diskussionen in diesen Foren wird Japan eine führende Rolle bei der internationalen Zusammenarbeit in Bezug auf die Weltwirtschaft und andere globale Themen einnehmen.
Japan misst den Vereinten Nationen außerordentlich große Bedeutung bei. Unser Land wird diese Organisation aktiv nutzen und dazu beitragen, ihre Effizienz weiter zu verbessern. Um dieses Ziel zu erreichen, wird unsere Regierung sich für eine rasche Verwirklichung der Reform des Sicherheitsrates einsetzen. Dies beinhaltet auch Japans ständige Mitgliedschaft in diesem Gremium. Wir streben eine Ausweitung der Zahl sowie eine Stärkung der Präsenz japanischer Mitarbeiter in internationalen Organisationen an und wollen den Beitrag unseres Landes im Bereich der humanen Ressourcen erhöhen.
Schlussbetrachtung
Seit ich das Amts des Außenministers angetreten habe, habe ich die Notwendigkeit betont, dass die Außenpolitik durch das Verständnis und das Vertrauen der Menschen in unserem Land unterstützt wird. Denn nur, wenn wir Vertrauen und Verständnis der Bevölkerung erlangen, können wir unsere Außenpolitik mit dem notwendigen Nachdruck auch gestalten.
Aus diesem Grund habe ich gleich nach Amtsantritt eine Untersuchung in Bezug auf die sogenannten "geheimen Abkommen" angeordnet. Die Untersuchung innerhalb des Außenministeriums ist bereits abgeschlossen und die gewonnenen Erkenntnisse werden derzeit von externen Fachleuten verifiziert. Nach der Klärung der Fakten werde ich die Öffentlichkeit so schnell wie möglich informieren und auch Reformen [in Bezug auf die Vorschriften zur Veröffentlichung diplomatischer Akten] anordnen.
Auch der Standpunkt der Steuerzahler ist wichtig. Daher wird sich unsere Regierung für die Reform der Körperschaften öffentlichen Rechts einsetzen, die dem Außenministerium angeschlossen sind. Wir werden auch eine angemessene Form für derartige Organisationen und sogenannte Drittkörperschaften suchen, wie z.B. des Evaluierungsausschusses für Körperschaften öffentlichen Rechts sowie des Gremiums für Personal im Auswärtigen Dienst, damit diese Organisationen ihre beabsichtigten Funktionen auch ausüben können.
Indem wir solche Reformen in Bezug auf uns selbst durchführen, versuchen wir das Verständnis und das Vertrauen der Menschen in unserem Land zu gewinnen. Dabei werden wir die verschiedenen Herausforderungen, die ich oben genannt habe, in Angriff nehmen und eine aktive Außenpolitik gestalten.
Meine Absicht ist es, Japans außenpolitische Fähigkeiten insgesamt zu verbessern. Zu diesem Zweck wird die Regierung die Strukturen für die Umsetzung der Außenpolitik stärken, damit unsere Diplomaten ihrer Arbeit mit einem Gefühl der Berufung nachgehen können. Außenpolitik wird nicht allein durch die Regierung gestaltet. Bei der COP15 waren Vertreter von NGOs in Regierungsdelegationen vertreten. Damit die Außenpolitik in einem umfassenden Sinn ausgeübt werden kann, hege ich große Erwartungen in Bezug auf die Rolle von NGOs, Kommunen, privaten Unternehmen und Organisationen sowie auch von einzelnen Personen, die sich für den Kulturaustausch einsetzen.
Eine dynamische Außenpolitik, unterstützt durch Verständnis und Vertrauen, ist Voraussetzung dafür, Frieden und Wohlstand für alle Menschen auf der Welt zu erreichen und es den Menschen in diesem Land zu gestatten, Frieden und Wohlstand zu genießen. In dieser neuen Ära der internationalen Zusammenarbeit bin ich entschlossen, mit Hilfe des nachdrücklichen Engagements des Außenministeriums von Japan eine Außenpolitik zu entwickeln, die die Menschen zu Hoffnungen inspiriert. Ich bitte alle Abgeordneten dieses Parlaments sowie die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes aufrichtig um ihre Unterstützung und Zusammenarbeit bei diesem Vorhaben.
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