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Beitrag von Premierminister Yukio Hatoyama zum Gipfeltreffen der Vereinten Nationen über den Klimawandel in New York am 22. 09. 2009
 

 

Herr Generalsekretär,
Exzellenzen,
verehrte Delegierte,
meine Damen und Herren,

es ist mir eine große Freude, auf diesem Gipfeltreffen der Vereinten Nationen über den Klimawandel, das genau zum rechten Zeitpunkt stattfindet, zu sprechen. Vor sechs Tagen wurde ich im Rahmen eines historischen Regierungswechsels, der durch den Willen der Menschen bei den jüngsten Wahlen erreicht wurde, zum Premierminister von Japan ernannt.

Der Klimawandel hat Auswirkungen auf die gesamte Erde und erfordert ein langfristiges und internationales Engagement. Daher ist es für alle Staaten unbedingt notwendig, sich mit diesem Thema im Rahmen des Prinzips „einer gemeinsamen aber differenzierten Verantwortung“ zu befassen. Als neuer Premierminister von Japan strebe ich nun eine Zusammenfassung unserer Anstrengungen mit Blick auf den derzeitigen und künftigen Klimawandel an, wobei die Warnungen der Wissenschaftler gebührend berücksichtigt werden.

Ziele für eine Reduzierung

Erlauben Sie mir nun das Thema der Ziele für die Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu behandeln.

Auf der Grundlage der Diskussionen des Weltklimarates (International Panel on Climate Change, IPCC) bin ich der Überzeugung, dass die Industriestaaten bei den Anstrengungen zur Reduzierung der Emissionen eine führende Rolle einnehmen müssen. Es ist meine Auffassung, dass Japan einen aktiven Beitrag für die Festlegung eines langfristigen Ziels für die Reduzierung leisten sollte. In Bezug auf sein mittelfristiges Ziel strebt Japan bis 2020 eine Reduzierung seiner Emissionen um 25% an, wobei 1990 als Basisjahr gilt; dies entspricht den Forderungen der Wissenschaftler für einen Stopp der globalen Erwärmung.

Dies ist eine öffentliche Zusage, die wir in unserem Wahlprogramm festgeschrieben haben. Ich bin fest entschlossen, den politischen Willen auszuführen, der notwendig ist, um dieses Versprechen durch die Mobilisierung aller vorhandenen Maßnahmen zu erfüllen. Dies wird die Einführung eines Mechanismus für den Emissionshandel in Japan, einen Einspeise-Tarif für erneuerbare Energien sowie auch Überlegungen in Bezug auf eine weltweite Abgabe mit Blick auf die Erwärmung beinhalten.

Allerdings können Japans Anstrengungen allein den Klimawandel nicht aufhalten, selbst wenn sich mein Land ein ambitioniertes Ziel für die Reduzierung setzt. Es ist unbedingt erforderlich, einen gerechten und effizienten internationalen Rahmen zu gestalten, an dem sich alle führenden Wirtschaftsnationen beteiligen. Japans Bereitschaft zu einem internationalen Beitrag setzt eine Übereinkunft aller führenden Wirtschaftsnationen hinsichtlich ambitionierter Ziele voraus.

In Bezug auf die Schaffung eines heimischen Marktes für den Emissionshandel werden wir den Informationsaustausch über die Systeme in anderen Staaten fördern sowie über dieses Thema diskutieren, wobei wir sowohl die Auswirkungen auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit als auch mögliche künftige Verbindungen zwischen den verschiedenen Ländern berücksichtigen werden.

Unterstützung für die Entwicklungsländer

Der Klimawandel erfordert eine weltweite Antwort. Innerhalb des Prozesses des Vorantreibens einer nachhaltigen Entwicklung und der Verringerung der Armut müssen die Entwicklungsländer das Ziel anstreben, auf der Grundlage des Prinzips „einer gemeinsamen aber differenzierten Verantwortung“ ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Dies ist insbesondere für die Entwicklungsländer mit hohen Emissionen wichtig.

Die Lösung des Problems des Klimawandels erfordert erhebliche finanzielle Ressourcen, insbesondere um das Engagement der vom Klimawandel besonders betroffenen Entwicklungsländer und kleinen Inselstaaten für die Anpassung zu unterstützen. Diese Art von Finanzierung sollte strategisch ausgeweitet werden. Japan ist in Übereinstimmung mit den Fortschritten bei den internationalen Verhandlungen bereit, mehr finanzielle und technische Zusammenarbeit als in der Vergangenheit zu leisten.

Der staatlichen finanziellen Zusammenarbeit und dem Technologietransfer in die Entwicklungsländer kommen eine besonders große Bedeutung zu.

Allerdings reichen beide allein nicht aus, um den finanziellen Bedarf der Entwicklungsländer zu decken. Es ist daher meine Absicht, mit anderen führenden Politikern in der Welt für die Schaffung eines Mechanismus zusammenzuarbeiten, der nicht allein die effektive Verwendung der staatlichen Mittel sicherstellt, sondern auch das Fließen von privaten Investitionen ermöglicht.

Japan hält die folgenden vier Prinzipien mit Blick auf die Unterstützung der Entwicklungsländer für unbedingt notwendig.

Erstens: Die Industriestaaten einschließlich Japan müssen einen Beitrag in Form einer substantiellen, neuen sowie zusätzlichen staatlichen und privaten Finanzierung leisten.

Zweitens: Wir müssen Regeln schaffen, die eine internationale Anerkennung der Emissionsreduzierungen durch die Entwicklungsländer ermöglichen. Dies betrifft insbesondere die Anerkennung der Reduzierungen, die durch finanzielle Zusammenarbeit erreicht wurden, in einer mess-, bericht- sowie überprüfbaren Art und Weise.

Drittens: Mit Blick auf die Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern sollten vorhersehbare innovative Mechanismen in einer vorhersehbaren Weise stärker geprüft werden. Zudem sollte unter der Aufsicht des Klimawandel-Regimes der Vereinten Nationen ein internationales System geschaffen werden. Dieses System sollte unmittelbare Informationen über das Zusammenführen von vorhandenen bilateralen und multilateralen Finanzierungsmöglichkeiten liefern und zugleich die Transparenz sowie effektive Verwendung der Zusammenarbeit gewährleisten.

Viertens: Japan schlägt die Schaffung eines Rahmenwerkes zur Förderung des Transfers von Niedrig-Karbon-Technologien vor, das zugleich den Schutz der geistigen Eigentumsrechte sicherstellt.

Ich möchte der internationalen Gemeinschaft auf der Grundlage des gerade Genannten eine „Hatoyama-Initiative“ vorschlagen. Das Kyoto-Protokoll war eine historische Wegmarke, weil es das erste internationale Rahmenwerk war, das Staaten zur Reduzierung von Treibhausgasen verpflichtete. Effiziente Anstrengungen sind aber solange nicht realisierbar, bis ein neues Rahmenwerk geschaffen ist. Hierfür, nämlich für die Gestaltung eines gerechten und effizienten neuen Unterfangens, werde ich mich mit aller Kraft für den Erfolg von Kopenhagen einsetzen, indem ich diese Initiative mit konkreten Inhalten fülle.

Schlussbetrachtung

Aktive Schritte zur Bekämpfung des Klimawandels, wie z.B. der von US-Präsident Obama initiierte „Green New Deal“, werden neue Bereiche erschließen und neue Arbeitsplätze in der Weltwirtschaft, insbesondere in solchen Feldern wie Technologien für saubere Energien einschließlich Elektroautos sowie Strom aus Sonnenkraft, schaffen.

Japan verfügt im Vergleich zu anderen Staaten sowohl über ein großes Potential für technologische Entwicklungen als auch über beträchtliche finanzielle Kapazitäten. Ich erkenne daher an, dass von Japan erwartet wird, die internationale Gemeinschaft dabei anzuführen, die eigenen Ziele für die Reduzierung festzulegen und diese Ziele durch die Entwicklung innovativer Technologien zu erreichen. Ich habe volles Vertrauen in die Fähigkeiten der Menschen in Japan und unserer Unternehmen. Die Politiker tragen heute auch die Verantwortung für die künftigen Generationen sowie für die Gestaltung einer nachhaltigen Gesellschaft, indem sie die gesellschaftlichen Strukturen transformieren, die wir seit der Industriellen Revolution kennen.

Zum Schluss möchte ich an Sie alle den eindringlichen Appell richten zusammenzuarbeiten, damit wir in der Lage sind, im kommenden Dezember in Kopenhagen bedeutende Fortschritte zu erzielen und alle Menschen auf der ganzen Welt sagen können, dass die Politiker Entscheidungen von größter Bedeutung zum Wohle der künftigen Generationen getroffen haben.

Vielen Dank.

 

 

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