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.Neues aus Japan Nr.5                              April 2005

 

 

 

 

 

 

Interview mit Kabuki-Schauspieler Nakamura Kyozo


 

Am 16. März 2005 fand im Großen Vortragssaal der Museen Dahlem, Berlin, unter dem Titel „Kunst der Anmut“ eine Einführung in den Kabuki-Tanz - eine der traditionellen Bühnenkünste Japans - statt, die von der Japan Foundation veranstaltet wurde. Vor der Einführung erhielt Neues aus Japan die Gelegenheit, den Kabuki-Schauspieler Nakamura Kyozo zu interviewen.
 

NaJ:
Herr Nakamura, welchen Eindruck haben Sie von Berlin?

Nakamura:
Ich bin jetzt zum ersten Mal in Berlin. Da das Flugzeug gestern Verspätung hatte, kamen wir mitten in der Nacht an und sind sofort zum Hotel gefahren. Und heute haben wir schon seit dem Morgen Probe, deshalb konnte ich mir die Stadt noch gar nicht anschauen, was ich sehr schade finde. Im Rahmen der jetzigen Tournee sind wir bereits in Österreich und Slowenien gewesen. Nach Stationen in Berlin und Köln werden wir noch Italien besuchen. Diese Reise hat mich bisher sehr beeindruckt.

NaJ:
Wie denken Sie über Deutschland?

Nakamura:
An deutscher Geschichte, Kultur und Kunst bin ich sehr interessiert. Ich werde mir einiges ansehen, denke ich. Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ mit der intensiven Schilderung des Innenlebens oder die Musik von Bach - ich kann vieles von Deutschland lernen. Deutscher Expressionismus z.B. fasziniert mich sehr.

NaJ:
Was macht den besonderen Reiz des Kabuki aus, den Sie den Menschen in Deutschland vermitteln möchten?

Nakamura:
Auch in Deutschland bringt man Handwerkern traditioneller Techniken große Wertschätzung entgegen. Man nennt sie, glaube ich, „Meister“, nicht wahr? Und Kabuki ist ebenfalls eine Welt der Meister. Schauspieler, Kostümmacher, Perückenmacher, Bühnenbildner und Requisiteure - alle führen traditionelle Fertigkeiten fort und geben sie an die nächste Generation weiter. Alle, die mit Kabuki befasst sind, auch die Schauspieler, sind somit auch Handwerker. So wie bei den Meistern in Deutschland sind auch in der Welt des Kabuki der Stolz und das Gefühl der Bestimmung als Handwerker sehr ausgeprägt. Mit den Menschen in Deutschland haben wir gemeinsam, dass wir Traditionen bewahren und überlieferte Techniken weitergeben. Die beiden ersten Tänze unserer Einführung, „Shishi no rankyoku“ (Löwentanz) und „Bungo Dojoji“ (Der Tanz des Mädchens Kiyohime) sind uns als traditionelle Tänze überliefert worden. Wir haben sie aufgenommen und geben sie nun an die nächste Generation weiter. Ein weiterer Tanz, den wir zeigen werden, „Aname“ (Der Geist der Dichterin Ono no Komachi), ist ein Tanz, der auf den traditionellen Techniken des Kabuki-Tanzes beruht, jedoch neue Sinneseindrücke beinhaltet wie Musik der Gegenwart, z.B. aus dem „Feuervogel“, die mittels eines Syntheziser bearbeitet wurde. Darüber hinaus gibt es noch neue Stücke, die als moderne japanische Musik in traditioneller Weise („Hogaku“) bezeichnet werden, also ein Zusammenwirken von Tradition und Gegenwart in Form neuer Musik und Tanz mit neuen Sinneseindrücken. Das gleiche gilt für die Art, wie wir unseren Körper nutzen. Mit einer verhältnismäßig modernen Körperhaltung unternehmen wir neue Versuche beim traditionellen Kabuki-Tanz, führen Tänze auf, die neue Sinneseindrücke vermitteln. Kabuki bewahrt treu die Traditionen - es kann auf eine 400-jährige Geschichte verweisen - aber wenn es auch die nächsten 100, 200 oder 300 Jahre bestehen will, müssen wir ein Kabuki für unsere eigene Zeit entwickeln; allein durch die Wahrung der Tradition würde Kabuki in 100 Jahren nicht mehr bestehen. Ich denke, dass Kabuki als traditionelle Kunst diese beiden Wege gleichzeitig beschreiten muss. Aus diesem Grund möchten wir in der heutigen Einführung diese beiden Aspekte des Kabuki dem Publikum vorstellen.

NaJ:
Wie sind Sie eigentlich dazu gekommen Kabuki-Schauspieler zu werden?

Nakamura:
Das geht auf eine sehr frühe Erfahrung zurück. Eine große Anzahl der Kabuki-Schauspieler führt eine seit vielen Generationen bestehende Familientradition fort. Bei mir aber war es ganz anders. Meine Großmutter hat mich als Kind oft zu Kabuki-Vorstellungen mitgenommen. Und so bin ich von Kindesbeinen an mit der Welt des Kabuki vertraut geworden. Es war also meine Großmutter, die meinen Lebensweg bestimmt hat, indem sie mir die Liebe zum Kabuki vermittelte.



Nakamura Kyozo, geboren in Tokyo. 1979 Studienabschluss in japanischer Literatur an der Hosei-Universität, Tokyo. 1980 Kurs für Kabuki-Schauspieler am Nationaltheater in Tokyo. Nach Abschluss der Ausbildung Schüler von Nakamura Jakuemon IV. Seitdem Auftritte unter dem Namen Nakamura Kyozo in ganz Japan. 1994 wurde ihm als Kabuki-Schauspieler der Rang „Senior Nadai“ verliehen.

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