Filme aus Japan

„Nobody knows“

(Japan, 2004, 141 Minuten, FSK 12)

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Botschaft von Japan
.Neues aus Japan Nr.5                              April 2005

 

 

 

Der Film von Hirokazu Kore-Eda, der bei den Filmfestspielen von Cannes im letzten Jahr für Furore sorgte und bereits auf zahlreiche Auszeichnungen wie Bester Hauptdarsteller (Cannes) oder den Großen Preis von Film Chicago 2004 verweisen kann, ist in Deutschland gerade jetzt von ungeahnter Aktualität.

Erst vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass in Hamburg die siebenjährige Jessica qualvoll in ihrer Wohnung verhungerte – ein Mädchen, von dessen Existenz kaum jemand wusste, das niemand je gesehen hatte und das keine Schule besuchte. Kore-Eda, dessen filmisches Schaffen bekannt dafür ist, dass er Menschen genau beobachtet und mit seinen Werken immer Anlass gibt, das Leben in Frage zu stellen und nach seinem Sinn zu befragen, sieht bevorzugt dahin, wo es weh tut. Existentiell ist so auch der Plot von „Dare mo shiranai – Nobody knows“. Eine Mutter lässt ihre Kinder (zwei Jungen und zwei Mädchen von jeweils verschiedenen Vätern) im Großstadtmoloch Tokyo zurück, um unbeschwert ein neues Leben beginnen zu können. Nur Akira (Yuya Yagira) - mit 12 Jahren der Älteste - darf vor die Tür, um seine jüngeren Geschwister zu versorgen, von denen niemand weiß, dass es sie überhaupt gibt. Schickt die Mutter zu Beginn noch ab und an Geld, beginnt bald der Kampf der Kinder um das pure Überleben...

Kore-Eda erzählt die Geschichte über einen Zeitraum von einem Jahr mit seinen sich wandelnden Jahreszeiten in bedächtigen, fast meditativen Bildern. 70% der Handlung spielen in der klaustrophobisch kleinen Drei-Zimmer-Wohnung, in der die Kinder versuchen, ihr Leben zu reorganisieren. Was sich Kinder vielleicht wie einen paradiesischen Zustand ausmalen – nicht zur Schule zu müssen, bis in den frühen Morgen aufbleiben können, tun und lassen, was man mag - entwickelt sich für Akira und seine Geschwister zum Alptraum. Der Regisseur hält sich mit Schuldzuweisungen und definitiven Aussagen zum Versagen der modernen Gesellschaft zurück. Seine Intention bestand offensichtlich eher darin, behutsam das Verhalten der Kinder untereinander, ihre Versuche, ihre innere Welt zu organisieren und sich in die fremde Außenwelt vorsichtig einzufügen, zu beobachten und zu illustrieren. Der plötzlich für seine Geschwister verantwortliche Akira ist gezwungen, in kürzester Zeit erwachsen zu werden und folgenschwere Entscheidungen zu fällen. Je verschlissener seine Shirts, desto entschlossener wird sein Blick. Für diesen Prozess fand Kore-Eda wundervolle leise Bilder, die er wie in einer Dokumentation aneinanderfügt.
Kore-Eda: „Der Film soll kein sozialkritisches Statement sein. Das Anliegen meines Filmes ist es, ein gewisses Bewusstsein für unser Umfeld zu fördern, um solche Zwischenfälle zu vermeiden.“
 

Fazit: Ein Meisterwerk. Behutsam und eindringlich beschreibt Kore-Eda, was der Verlust der Mutter, Leid und Weiterleben in Kinderseelen bewirkt. Und wie sehr es auch in Zeiten des Überflusses Not tut, Kindern Wärme und Halt zu geben. Ab 7. April im Kino.
 

 
 

J.G.(Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)  


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