Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.42                                   Mai 2008

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bericht eines Teilnehmers am JET-Programm:

Japan? Wieso Japan?
Oder
Vier Jahre des (Miss-)Verstehens

 


Jedes Jahr im August machen sich junge deutsche Hochschulabsolventen auf den Weg nach Japan, um sich für die Internationalisierung Japans zu engagieren. Dies geschieht im Rahmen des Japan Exchange and Teaching (JET) Programms, mit dem jährlich über 5000 junge Menschen aus fast 40 Ländern hauptsächlich als Assistenz-Sprachlehrer (ALT = Assistant Languag Teacher) aber auch als Sporttrainer (SEA = Sports Exchange Advisor) in Schulen arbeiten bzw. in Rathäusern oder Präfekturverwaltungen außerhalb der großen Zentren wie Tokyo oder Osaka bei der Koordination Internationaler Beziehungen assistieren (CIR = Coordinator for International Relations).
Während letztere bei Antritt ihrer Stelle bereits über gute Japanischkenntnisse verfügen müssen, bringen die Sprach- und die Sportlehrer neben ihren fachlichen und pädagogischen Qualifikationen oft erstmal lediglich gute Englischkenntnisse mit.
Hierzu die Erfahrungen des deutschen SEA, Wolfgang Ortmann, der seit August 2004 in der Präfektur Saitama an verschiedenen Schulen als Basketballtrainer aktiv ist:
 

 

 

 

 

 

 

 

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“Wieso denn Japan?”, war die erste Frage, die mein Vater mir stellte, als ich ihm erzählte, dass ich eine Stelle als SEA Basketballtrainer im Rahmen des JET Programms angenommen hatte. “Da versteht dich doch niemand!”
Nun, vier Jahre später, muss ich zugeben, dass es deutlich schwerer war, mit den Menschen hier “verbal zu kommunizieren”, als ich es mir vorgestellt hatte, aber “verstanden” habe ich mich, mit fast allen hier vom ersten Tag an.
Japanisch ist schwer zu lernen, besonders wenn man schon etwas älter ist, und keinerlei Vorbildung in der Sprache hat. “Meine zweite Sprache Englisch wird mich schon durchbringen,” war die Sicherheit, mit der ich meine Nervosität, Analphabet in meiner neuen Heimat zu sein, bekämpfte.
Englisch als “Weltsprache” ist auch hier in Japan omnipräsent. Überall gibt es private Sprachschulen und die meisten neueren Wörter sind dem Englischen entliehen, aber Englisch sprechen, im Sinne von “sich unterhalten”, können nur sehr wenige.
An einer Schule, an der ich arbeite, wurde mir anfangs ein Englischlehrer an die Seite gestellt, der meine Anweisungen und Ratschläge übersetzen sollte. Nach 2 Tagen einigten wir uns darauf, dass ich alleine weitermache, da seine Übersetzungen für Verwirrung sorgten, meine „japenglischen“ Anweisungen hingegen recht gut umgesetzt wurden.
Zu einer anderen Gelegenheit unterhielten wir uns in einer Runde von vier Basketballtrainern über das laufende Turnier in Japanisch, und ich wollte sagen, dass einer der Spieler zu schnell für seine Mitspieler spielt, konnte mich aber nicht verständlich ausdrücken. Da sagte jemand zu einem der Trainer in unserer Runde: “Du bist doch Englischlehrer, übersetz doch mal.” Als Antwort kam zurück; “Ja, ich bin Englischlehrer, aber ich kann es nicht sprechen.”
Dass die englische Sprechfähigkeit niedrig ist, liegt aber meiner Meinung nicht daran, dass die Lehrer hier keinen guten Job machen, sondern an den unterschiedlichen Sprachstrukturen. Japanisch hat vor allem im öffentlichen Leben fest vorgegebene Ausdrücke.
Diese werden nun oft wortwörtlich beim Englischlernen eingesetzt. Auf ein “How are you today?” erhält man immer ein fast perfekt ausgesprochenes “I’m fine, thank you. And you?” selbst wenn derjenige sich auf Grund einer Erkältung kaum auf den Füßen halten kann.
Oder wenn man bei einer Verabredung zuerst am Treffpunkt ist, wird bei Eintreffen des japanischen Bekannten immer ein “Sorry, to have kept you waiting” als Begrüßung aufgesagt, da man diesen Wortlaut ja in so einem Falle auch im Japanischen benutzt.
Mit meinen Sprechversuchen verursache ich viel Heiterkeit bei meinen Spielern, Kollegen und Freunden. Oft erhalte ich auch ein langgezogenes „Hai“ als Rückmeldung, was in diesem Falle dann heißt: „Ich habe keine Ahnung wovon du redest, aber sprich weiter, vielleicht komme ich drauf.“

Jeder versucht mit mir zu kommunizieren. Ich versuche auch mein Möglichstes, um den Ideen- und Gedankenaustausch, für den ich hier bin, voranzutreiben. Manchmal ist es frustrierend, aber meistens ist es erfolgreich und amüsant, da man sich bemüht einander zu verstehen.
Und wenn man dann am Abend nach einem gemütlichen Getränk mit Freunden ein „Drive safe homely“ nachgerufen bekommt, weiß man:

Man ist in Japan zu Hause.



 

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