“Wieso denn Japan?”, war die erste Frage, die mein Vater mir stellte, als
ich ihm erzählte, dass ich eine Stelle als SEA Basketballtrainer im Rahmen
des JET Programms angenommen hatte. “Da versteht dich doch niemand!”
Nun, vier Jahre später, muss ich zugeben, dass es deutlich schwerer war, mit
den Menschen hier “verbal zu kommunizieren”, als ich es mir vorgestellt
hatte, aber “verstanden” habe ich mich, mit fast allen hier vom ersten Tag
an.
Japanisch ist schwer zu lernen, besonders wenn man schon etwas älter ist,
und keinerlei Vorbildung in der Sprache hat. “Meine zweite Sprache Englisch
wird mich schon durchbringen,” war die Sicherheit, mit der ich meine
Nervosität, Analphabet in meiner neuen Heimat zu sein, bekämpfte.
Englisch als “Weltsprache” ist auch hier in Japan omnipräsent. Überall gibt
es private Sprachschulen und die meisten neueren Wörter sind dem Englischen
entliehen, aber Englisch sprechen, im Sinne von “sich unterhalten”, können
nur sehr wenige.
An
einer Schule, an der ich arbeite, wurde mir anfangs ein Englischlehrer an
die Seite gestellt, der meine Anweisungen und Ratschläge übersetzen sollte.
Nach 2 Tagen einigten wir uns darauf, dass ich alleine weitermache, da seine
Übersetzungen für Verwirrung sorgten, meine „japenglischen“ Anweisungen
hingegen recht gut umgesetzt wurden.
Zu einer anderen Gelegenheit unterhielten wir uns in einer Runde von vier
Basketballtrainern über das laufende Turnier in Japanisch, und ich wollte
sagen, dass einer der Spieler zu schnell für seine Mitspieler spielt, konnte
mich aber nicht verständlich ausdrücken. Da sagte jemand zu einem der
Trainer in unserer Runde: “Du bist doch Englischlehrer, übersetz doch mal.”
Als Antwort kam zurück; “Ja, ich bin Englischlehrer, aber ich kann es nicht
sprechen.”
Dass die englische Sprechfähigkeit niedrig ist, liegt aber meiner Meinung
nicht daran, dass die Lehrer hier keinen guten Job machen, sondern an den
unterschiedlichen Sprachstrukturen. Japanisch hat vor allem im öffentlichen
Leben fest vorgegebene Ausdrücke.
Diese werden nun oft wortwörtlich beim Englischlernen eingesetzt. Auf ein
“How are you today?” erhält man immer ein fast perfekt ausgesprochenes “I’m
fine, thank you. And you?” selbst wenn derjenige sich auf Grund einer
Erkältung kaum auf den Füßen halten kann.
Oder wenn man bei einer Verabredung zuerst am Treffpunkt ist, wird bei
Eintreffen des japanischen Bekannten immer ein “Sorry, to have kept you
waiting” als Begrüßung aufgesagt, da man diesen Wortlaut ja in so einem
Falle auch im Japanischen benutzt.
Mit meinen Sprechversuchen verursache ich viel Heiterkeit bei meinen
Spielern, Kollegen und Freunden. Oft erhalte ich auch ein langgezogenes
„Hai“ als Rückmeldung, was in diesem Falle dann heißt: „Ich habe keine
Ahnung wovon du redest, aber sprich weiter, vielleicht komme ich drauf.“
Jeder
versucht mit mir zu kommunizieren. Ich versuche auch mein Möglichstes, um
den Ideen- und Gedankenaustausch, für den ich hier bin, voranzutreiben.
Manchmal ist es frustrierend, aber meistens ist es erfolgreich und amüsant,
da man sich bemüht einander zu verstehen.
Und wenn man dann am Abend nach einem gemütlichen Getränk mit Freunden ein
„Drive safe homely“ nachgerufen bekommt, weiß man:
Man
ist in Japan zu Hause.

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