Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.42                                   Mai 2008

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Filme aus Japan

„Tsuma wa kokuhaku suru – Eine Ehefrau gesteht“

(Japan 1961, 91 Minuten)

 

 

Yasuzou Masumura (1924-1986) - obgleich in seinem Heimatland als wichtiger und wegbereitender Regisseur angesehen - gilt uns als ein großer Unbekannter des japanischen Kinos, als jemand, der im Ausland bislang kaum wahrgenommen wurde. Umso verdienstvoller ist es, dass das Berliner Filmhaus Arsenal im April eine Auswahl von acht Filmen aus seinem über 60 Streifen umfassenden Werk präsentierte.

Yasuzou Masumura studierte Anfang der fünfziger Jahre als erster Japaner an der renommierten Centro Sperimentale di Cinematografia in Rom unter Meistern wie Michelangelo Antonioni, Luchino Visconti und Frederico Fellini. Die zwei Jahre seines Studiums in Rom scheinen ihn entscheidend geprägt zu haben und sind wohl ursächlich mit verantwortlich für seinen sensiblen, zuweilen extrem kritischen Blick auf die japanische Gesellschaft mit ihren Normen und Zwängen – und nicht zuletzt auf die negativen Seiten des sich in Japan um diese Zeit vollziehenden Wirtschaftswunders.

„Auf den ersten Blick scheint der Alltag des Japaners ruhig und gemütlich zu sein, doch in Wirklichkeit besteht er nur aus Arbeit, seit unser Land von einer Konsumwelle überschwemmt wird. Seit dem Beginn der modernen Konsumkultur herrscht in Japan ein geradezu aberwitziger Boom (...) Alles läuft auf Hochtouren, und Opfer sind dabei unvermeidlich.“

In seinem Film „Tsuma wa kokuhaku suru“ aus dem Jahre 1961 widmet er sich weniger dem zynischen Kapitalismus wie in „Kyojin to gangu“ (Giganten und Spielzeuge), als einem uralten menschlichen Thema – dem Schicksal einer Frau zwischen zwei Männern. Er findet für die altbekannte Dreieckskonstellation eine bildliche Metapher, die eindringlicher nicht sein könnte. Eine Frau (Ayako Wakao) verunglückt bei einem Bergsteigerausflug und findet sich am Seil hängend zwischen ihrem Geliebten und ihrem Ehemann wieder. Um ihr Leben und das ihres Geliebten zu retten, muss sie den Ehemann abschneiden, der damit unweigerlich in den Tod stürzt. Angeklagt wegen Mordes an ihrem Ehemann thematisiert Masumura anhand seiner Heldin den Zwiespalt zwischen Selbsterfüllung und Pflicht. Ist es die Pflicht einer liebenden Ehefrau sich mit dem Gatten in den Tod zu stürzen? Was jedoch, wenn der über dem Abgrund schwebende Ehemann ein ungeliebter Tyrann ist, der nur geheiratet wurde, um dem wirtschaftlichen Elend der Nachkriegszeit zu entfliehen? Gibt es einen Anspruch auf Glück und Selbstbestimmung und wie weit darf man gehen, um diesen einzufordern?

Existenzielle Fragen, denen sich Masumura in seinem geradlinig erzählten Film widmet und der – obgleich in schwarz-weiß gedreht – mitnichten schwarz-weiß zeichnet. Ein inzwischen seltener und dadurch interessanter Einblick in das Japan der 50iger Jahre sowie glaubwürdige, wenn auch nicht immer schmeichelhaft gezeichnete Charaktere machen den Streifen zu einem interessanten Stück Filmgeschichte. Fragwürdig bleibt allein Masumuras Schlussthese, dass eigentlich nur Frauen diejenigen sind, die wahre Liebe empfinden und leben. Das wollen wir doch in unser aller Interesse nicht hoffen...

 

Fazit:

Ein spannendes Stück Filmgeschichte im Stile französischer Nouvelle Vague Filme. Yasuzou Masumura inszeniert vor dem Hintergrund der japanischen Alpen einen bitteren Einblick in das Seelenleben einer Ménage à trois.

 
 
 

 
 

J.G. (Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)    
 

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