Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.46                          September 2008

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Filme aus Japan

Tasogare – Liebestoll im Abendrot

(Japan 2008, 64 Minuten, FSK16)

Japan ist ein exotisches Land mit einer Vielzahl sonderbar erscheinenden Traditionen und Gewohnheiten und dazu gehört unter anderem das ambivalente Verhältnis zu Sex. Noch immer sind küssende Paare im Straßenbild eher die Ausnahme, was jedoch nicht ausschließt, dass der Nachbar in der Tokyoter U-Bahn in aller Öffentlichkeit einen Manga liest, der Ihnen die Schamesröte ins Gesicht treibt...

Japan hat mithin seine eigene Tradition, was den Umgang mit Zwischengeschlechtlichem betrifft und dazu gehört wohl auch das originäre Genre des „pinku eiga“ (rosa Film). Man sagt, die Grundregeln des pinku eiga lassen sich wie folgt zusammenfassen: vier Tage Drehzeit, alle fünf Minuten Sex, nicht länger als eine Stunde, kein Budget. Pinku eiga kamen im Japan der 60iger auf. In den 70iger Jahren zählten bereits mehr als die Hälfte aller veröffentlichten japanischen Filme zu dem Genre. Sie kombinieren soften Sex mit teilweise gehaltvollen und originellen Geschichten und boten mit ihrer Kreativität und Experimentalität das Sprungbrett für Filmemacher wie Masayuki SUO („Shall we dance?“) und Kiyoshi KUROSAWA („Cure“, „Pulse“).

Diesmal ist es Shinji IMAOKA, der sich des Genres bedient, um seinen und unseren Blick auf ein Thema zu lenken, das, so aktuell und menschlich es ist, noch immer ein Tabu darstellt: Sex im Alter. Funakichi (Masaru TAGA) ist Rentner, Großvater und bald auch Witwer. Abgesehen davon, dass er nicht mehr allzu gut zu Fuß ist, ist er ein lebenslustiger alter Mann. Er besucht einschlägige Nachtclubs, unterhält ein Verhältnis mit einer Bardame und lüpft in regelmäßigen Abständen jungen Frauen im Supermarkt den Rock – was ihm die Anerkennung seiner Freunde und das Unverständnis seiner Tochter einbringt. Als er auf einem Klassentreffen seine Jugendliebe Kazuko (Yasuko NAMIKIBASHI) wiedertrifft, keimen die alten Gefühle wieder und mit ihnen die Möglichkeit eines Neuanfangs im fortgeschrittenen Alter. Die Idee zu dem Film und auch das Drehbuch stammen von einem Ethiklehrer im Ruhestand, der sich damit auf eine öffentliche Ausschreibung beworben hatte.

Nun ist Imaoka nicht gerade dezent, was die ausgelebten Leidenschaften seines Protagonisten betrifft und tatsächlich beobachtet man Menschen hauptsächlich vor, während oder nach dem Sex. Wahr ist aber auch, dass der junge Regisseur die Bedürfnisse seines alternden Helden nicht nur ernst nimmt, sondern sie zum Thema seines Filmes macht. Dies und die Sorgfalt mit der er die gemeinsame Nacht der beiden Liebenden in einem Stundenhotel inszeniert, verdient Achtung und Respekt.
 

 

Fazit:

Sieht man von dem albernen deutschen Titel ab, ist „Tasogare“ ein  Versuch, mittels des Genres des pink eiga Sex im Alter zu thematisieren. Ab 4. September in ausgewählten Kinos.

 
 
 

 
 

J.G. (Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)    
 

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