Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.47                             Oktober 2008

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Filme aus Japan

Loft

(Japan 2005, 114 Minuten, FSK12)

 

Ich möchte an dieser Stelle auf meine Rezension des letzten Monats zurückkommen, in der ich im Zusammenhang mit der Deutschlandpremiere von Shinji IMAOKAs „Tasogare“ kurz auf das japan-typische Genre des „pinku eiga“ eingegangen bin, das als experimentelles Sprungbrett für einige der innovativsten jungen Regisseure Japans gilt. Einer davon ist Kiyoshi KUROSAWA und ich habe mir deshalb dessen 2005 geschaffenen Streifen „Loft“ angesehen.

Kurosawa hat sich inzwischen mit Filmen wie „Cure“, „Pulse“ oder „Kairo“ einen Namen als Wunderkind des japanischen Horrorkinos gemacht und auch „Loft“ ist in diesem Sinne ein atmosphärischer Thriller um eine junge Frau, der in der Abgeschiedenheit eines Landhauses das Gruseln gelehrt wird.

Die Bestsellerautorin Reiko (Miki NAKATANI) steht unter dem Druck, ihren ersten Liebesroman fertigzustellen – was ihr offenbar nicht gut tut, da sie beginnt, schwarzen Schlamm zu erbrechen. Ihr Verleger legt ihr nahe, sich in ein ruhiges, einsames Landhaus zurückzuziehen, um dort zur Ruhe und einem intensiven Arbeiten zu kommen. Dies erweist sich jedoch als alles andere als für die Psyche der angeschlagenen Frau förderlich, da der Anthropologe Yoshioka (Etsushi TOYOKAWA) dort in einem Nebengebäude eine Mumie lagert, die es sich nicht nehmen lässt, flugs ihr Unwesen zu treiben.

Es bietet sich an dieser Stelle nicht an, die hanebüchene Story weiter auszuführen – zum einen ist sie völlig abwegig und entbehrt jeder Logik und zum anderen würde es jedem gutwilligen Zuschauer den letzten Hauch von Suspense vermasseln. Sie ahnen es – der Film ist leider Gruselkonfektion und keine gute. Kurosawa spart nicht an klassischen Schockelementen wie Stromausfällen, wehenden Gardinen und knarrenden Dielen, was jedoch nicht darüber hinweg hilft, dass die Geschichte einfach zu verworren inszeniert ist, um zu greifen. Dafür gibt es hölzerne Dialoge, einen Lektor, der die eingereichten Romanvorlagen nicht liest, einen Anthropologen, der eine Mumie wie ein schlechter Fleischer malträtiert, eine neurotische Krimiautorin, die sich in höchster Not unter einer Decke versteckt und ein slapstickartiges Finale, das Eingeweihte zwangsläufig an „Käutzchenkuhle“ oder das „Piano“ erinnern wird (dort ist es allerdings alles andere als lustig...).

Kurosawa: “Einerseits möchte ich immer versuchen, den besten Horrorfilm aller Zeiten zu drehen, aber auf der anderen Seite würde ich am liebsten nie mehr etwas mit dem Genre zu tun haben (...) Einige Zuschauer haben den Film sogar für eine Komödie gehalten. Das zu entscheiden überlasse ich dem Publikum und ich akzeptiere seine Wahl. Obwohl ich nicht ganz verstehe, an welcher Stelle „Loft“ komisch sein soll. Vielleicht liegt es daran, dass zu ernste Dinge oft lächerlich wirken. Vielleicht bin ich ja, ohne es zu merken, zur Komödie gewechselt.“ (arte.tv, 18.01.07)

 

Fazit:

Der Mörder ist mitnichten immer der Gärtner. Horrorfilm von Kultregisseur Kiyoshi Kurosawa, der leider weniger eine Gänsehaut, als ein müdes Lächeln hinterlässt. Schade.

 
 
 

 
 

J.G. (Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)    
 

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