Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.54                                    Mai 2009

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Erfreulicherweise läuft am 14. Mai mal wieder ein japanischer Film in unseren Kinos an. Es ist allerdings keiner der Filme, die im Februar bei der diesjährigen Berlinale ob ihrer Experimentierfreude für viel Gesprächsstoff sorgten, sondern eher Konfektionsware. Gut gemachte allerdings.

„Ichi – Die blinde Schwertkämpferin“ ist ein buntes „jidaigeki“, ein Samuraispektakel, das auf das „Zatoichi monogatari“ von Kan SHIMOZAWA zurückgeht. Das ist nicht neu – die Geschichte eines blinden schwerterfahrenen Masseurs auf Wanderschaft ist spannender Stoff, der denn auch mehrfach für Leinwand und Fernsehen adaptiert wurde. In den 60iger Jahren entstanden allein 26 Filme und in den 70iger Jahren eine Fernsehserie, die mit 112 Folgen bis heute eine der längsten immer wieder ausgestrahlten TV-Serien Japans ist.

2003 war es – Sie erinnern sich bestimmt – niemand Geringeres als Japans Unterhaltungsallzweckwaffe Takeshi KITANO, der sich des Stoffes annahm und den Mythos in „Zatoichi – Der blinde Samurai“ selbst verkörperte. Diesmal nun ist Zatoichi also eine Frau. Trefflich verkörpert durch Haruka AYASE, ursprünglich Bademodenmodel und seit dem Cyborgtraum in der SF-Love-Comedy „Cyborg She“ ein japanischer Jungstar. Zatoichi ist somit kein eigenbrötlerischer kampferprobter Griesgram, der keiner Auseinandersetzung aus dem Weg geht, sondern ein junge, bildschöne blinde Musikantin, die durch die Lande zieht und der Schwertkunst nicht weniger zugetan ist, wenngleich sie bei Zudringlichkeiten - zumindest zu Beginn - weibliche Zurückhaltung walten lässt.

„Wer nicht sehen kann, weiß nicht, wo die Grenze ist.
Ist es Tag oder Nacht?
Bricht der Weg plötzlich ab?
Ich sehe die Trennlinie nicht.
Wer ist gut? Wer ist schlecht?
Wo ist der Übergang?
Ich erkenne es nicht.
Ob ich am Leben bin oder tot bin, selbst das weiß ich nicht.“

So begibt sich Ichi auf die Wanderschaft und die Suche nach ihrer Vergangenheit. Toma (Takao Osawa), ein traumatisierter Samurai, der nicht mehr in der Lage ist, sein Schwert zu ziehen, wird ihr eher unfreiwillig Gefährte und Leidensgenosse. Schlussendlich ist er es, der in der kühlen Schönheit eine vorsichtige Zuneigung zu entfachen vermag. Zwischen den genrespezifischen Blutfontänen und abgetrennten Gliedmaßen entwickelt sich somit eine zarte Romanze, die das blutige Schlachten in ein leises Melodram verwandelt.

Nicht unerwähnt bleiben sollen die grotesk überzeichneten Schurken, die als dummes, notgeiles und sadistisches Pack daherkommen. Großartig dabei der ursprüngliche Kabuki-Mime Shido NAKAMURA als Banki mit der unvergleichlichen Betonfrisur eines Donald Trump, der mehr als einmal die Lacher auf seiner Seite hat.



 

Fazit:

Regisseur Fumihiko Sori verwandelt die traditionelle Kultfigur des Zatoichi in eine Frau, die sich wunderschön und elfengleich durch den Morast der alten Edo-Zeit bewegt. Die Geschichte ist nicht wirklich stringent erzählt, aber es bleibt eine spezielle Ästhetik und ein heroisches Finale, die den Film durchaus sehenswert machen.

 
 
 

 

J.G. (Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)    


Druckversion

 

Home | Kalender des Monats | Notizen aus der Redaktion

G20-Gipfel in London | JET in Saitama | Filmland Japan

Japanisch lernen | Filme aus Japan

 

 

 

 

 

 

Home
  G20-Gipfel in London
  JET in Saitama
  Filmland
  Japanisch lernen
  Filme aus Japan
Kalender des Monats

 

 

 

Filme aus Japan

Ichi – Die blinde Schwertkämpferin

 

(Japan, 2008, 118 Minuten, FSK ab 16)