
1. Zeitpunkt, Ort und Teilnehmer
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Als Follow-up zum ersten
Gipfeltreffen zu den Finanzmärkten und zur Weltwirtschaft am 15. 11.
2008 in Washington D.C. führte Großbritannien am 01. und 02. 04. 2009 in
London das zweite Gipfeltreffen der G20 durch.
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Teilnehmende Staaten und internationale
Organisationen
G7 (Japan, Vereinigte Staaten, Großbritannien, Deutschland, Frankreich,
Italien, Kanada), Argentinien, Australien, Brasilien, China, Indien,
Indonesien, Mexiko, Südkorea, Russland, Saudi-Arabien, Südafrika, Türkei,
Thailand (ASEAN-Vorsitz), Äthiopien (Vorsitz des NEPAD-Ausschusses),
Tschechische Republik (Vorsitz der Europäischen Union), Europäische
Union (Europäische Kommission, Niederlande und Spanien), Generalsekretär
der ASEAN, Generalsekretär der Afrikanischen Union, Vereinte Nationen,
Internationaler Währungsfonds (IWF), Weltbank und Financial Stability
Forum (FSF).
2. Umriss des Gipfeltreffens von
London
Nach eingehender Diskussion einigten sich
die Teilnehmer auf eine Erklärung der Staats- und Regierungschefs, auf die
“Erklärung zur Stärkung des Finanzsystems“ und auf die „Erklärung zur
Kapitalversorgung durch die internationalen Finanzinstitutionen“. Die
Ergebnisse des Gipfeltreffens im Überblick:
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Erholung von Wachstum und
Beschäftigung
Es wurde bekräftigt, dass es für eine weltweite Erholung von Nachfrage
und Beschäftigung wichtig ist, dass alle Länder weitere steuer- und
finanzpolitische Maßnahmen ergreifen. Premierminister Aso gab zudem
bekannt, dass er über die bisher bereits von Japan eingeleiteten
Maßnahmen hinaus umgehend „neue wirtschaftliche Maßnahmen“ zu ergreifen
beabsichtige, die im Rahmen des für Japan finanziell Möglichen eines der
umfassendsten Konjunkturpakete überhaupt darstellen werden.
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Stärkung der Finanzaufsicht und Regulierungen
Die Regulierung und Kontrolle durch die Finanzbehörden wird auf alle
systemrelevanten Finanzinstitutionen, Produkte und Märkte einschließlich
Hedgefonds und Steueroasen ausgeweitet. Die Regulierung und Kontrolle
sowie die Registrierung sollen auch die Ratingagenturen erfassen. Auch
Premierminister Aso erklärte, dass die jetzt erzielte Übereinkunft nur
als erster Schritt in Richtung weiterer Anstrengungen für eine noch
detailliertere internationale Regulierung und Kontrolle aufzufassen sei.
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Stärkung der weltweiten Finanzinstitutionen
Nachdem Premierminister Aso beim vorherigen G20-Gipfeltreffen die
Notwendigkeit einer erheblichen Aufstockung des Kapitals des IWF sowie
die Bereitstellung von bis zu 100 Mrd. Dollar zu diesem Zweck
angekündigt hatte, erklärten auch andere Staaten ihre Bereitschaft,
Finanzmittel zur Verfügung zu stellen. Beim jetzigen Gipfel kam man
überein, über den IWF zusätzliche Mittel in Höhe von insgesamt 850 Mrd.
Dollar nutzbar zu machen. Japan äußerte sich zur Aufstockung der
New-Arrangements to Borrow (NAB) des IWF um bis zu 500 Mrd. Dollar sowie
zu einer Neuverteilung der sogenannten Sonderziehungsrechte (SDR) und
leistete so seinen Beitrag zur Erzielung der Übereinkunft über die
Kapitalaufstockung mittels des IWF.
Darüber hinaus wurde auch eine Übereinkunft in Bezug auf die
Finanzhilfen für den Handel erzielt, bei denen Japan vor allen anderen
Staaten eine Vorreiterrolle innehat. Diesbezüglich vereinbarte man, in
den nächsten zwei Jahren diese Hilfen weltweit auf mehr als 250 Mrd.
Dollar auszuweiten. Japan kündigte zudem an, zusätzlich zu den regulären
Hilfen, die sich auf 90 Mrd. Dollar im Jahr belaufen, in den kommenden
beiden Jahren zusätzliche Finanzhilfe in Höhe von 22 Mrd. Dollar zur
Verfügung zu stellen. Es leistete damit einen wichtigen Beitrag für das
Erreichen einer Übereinkunft auf dem Gipfel.
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Kampf gegen Protektionismus
An dem Versprechen des Washingtoner Gipfels, „keine neuen
protektionistischen Maßnahmen zu ergreifen“, wird festgehalten. Es wurde
vereinbart, diese Zusage bis Ende 2010 zu verlängern. Die Teilnehmer
verpflichteten sich zu einem ehrgeizigen und ausgewogenen Abschluss der
Doha-Runde der WTO-Verhandlungen. Diesbezüglich wurde vereinbart, auf
der Grundlage der bislang erzielten Fortschritte unter Einschluss der
Modalitäten fortzufahren.
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Darüber hinaus wurde die Übereinkunft
getroffen, an den Millenniums-Entwicklungszielen sowie an den
Verpflichtungen zur Erfüllung der Zusagen in Bezug auf die staatliche
Entwicklungshilfe festzuhalten, die ärmsten Staaten mittels der Nutzung
der Verkaufserlöse von IWF-Reserven zu unterstützen sowie finanzielle
Anreize für eine umweltfreundliche Erholung der Wirtschaft
bereitzustellen.
3. Drittes Gipfeltreffen
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In der Abschlusserklärung der Staats-
und Regierungschefs wurde vereinbart, für eine Überprüfung der
Fortschritte bei den auf diesem Gipfel eingegangenen Verpflichtungen bis
Ende dieses Jahres erneut zusammenzukommen.
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Konkret laufen derzeit die Abstimmungen, um
das nächste Gipfeltreffen anlässlich der Generalversammlung der
Vereinten Nationen im kommenden Herbst in New York durchzuführen.
Japans Beitrag zur Überwindung der Krise
Als zweitgrößte Wirtschaftsnation der
Welt, die zudem bereits in den 1990er Jahren eine Krise erfolgreich überwand,
hat Japan die nachfolgend aufgeführten Maßnahmen umgesetzt bzw. eingeleitet,
die dazu beitragen werden, die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise zu
überwinden (Stand: April 2009).
Erholung der Weltwirtschaft
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Umsetzung von Konjunkturpaketen im
Gesamtumfang von 75 Bill. Yen (ca. 750 Mrd. Dollar bei einem Kurs von
100 Yen für 1 US-Dollar). Die steuerpolitischen Maßnahmen allein
belaufen sich auf ca. 12 Bill. Yen (ca. 120 Mrd. Dollar). Weitere
Konjunkturmaßnahmen werden derzeit geprüft.
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Ausweitung der staatlichen Entwicklungshilfe (ODA)
für Asien auf insgesamt 2 Bill. Yen (20 Mrd. Dollar).
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Zusätzliche Finanzhilfen für den Handel:
insgesamt 22 Mrd. Dollar in den nächsten zwei Jahren zusätzlich zu den
durchschnittlich 90 Mrd. Dollar im Jahr
Sicherstellung von 16 Mrd. Dollar im Rahmen der Nippon Export and
Investment Insurance (NEXI); weitere 6 Mrd. Dollar gehen an die Japan
Bank for International Cooperation (JBIC). Ausweitung der Versicherungen
auf die ganze Welt.
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Bereitstellung von bis zu 100 Mrd. Dollar für
den Internationalen Währungsfonds (IWF)
Am 13. 02. 2009 wurde ein entsprechendes Abkommen über einen Beitrag von
bis zu 100 Mrd. Dollar an den IWF unterzeichnet. Mit der Stärkung der
finanziellen Basis des IWF wird sichergestellt, dass von der globalen
Finanzkrise betroffenen Ländern flexibel und proaktiv die erforderliche
Unterstützung gewährt werden kann.
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Anstrengungen für ein rasches Übereinkommen
zur Verdreifachung (+200%) des Kapitals der Asian Development Bank (ADB)
Anstrengungen für ein rasches Übereinkommen über eine allgemeine
Kapitalaufstockung der ADB, die eine wichtige Rolle bei der
Unterstützung von der Finanzkrise betroffener asiatischer Länder spielt.
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Einrichtung eines Fonds zur Rekapitalisierung
von Banken in Entwicklungsländern
Japan und die International Finance Corporation (IFC) wirken gemeinsam
für die Einrichtung eines Fonds zur Stärkung der Kapitalbasis von Banken
in kleinen und mittleren Entwicklungsländern in Asien, Lateinamerika,
Afrika usw. (Abkommen zur Einrichtung des Fonds am 02. 02. 2009 von JBIC
und IFC unterzeichnet). Die JBIC wird hierfür Investitionen und Darlehen
in Höhe von ca. 2 Mrd. Dollar bereitstellen.
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Bereitstellung von Hilfen für die Liquidität
in den einzelnen Regionen
Stärkung der Chiang Mai-Initiative (CMI), die sogenannte Swap-Deals
zwischen den Devisenreserven der Mitgliedsstaaten der ASEAN-3 ermöglicht.
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Bereitstellung von Hilfen für Afrika, das am
schlimmsten unter den Auswirkungen der weltweiten Wirtschafts- und
Finanzkrise leidet
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Verdoppelung von Japans ODA für Afrika bis
2012
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Mobilisieren von ODA-Darlehen in Höhe von
bis zu 4 Mrd. Dollar in den nächsten fünf Jahren
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Umsetzung von Zuschüssen und technischer
Zusammenarbeit von insgesamt 2 Mrd. Dollar zur Unterstützung Afrikas
angesichts der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise
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Initiative zur Unterstützung von Investitionen
im Umweltbereich (am 14. 02. 2009 bekannt gegeben)
Unterstützung von Umweltinvestitionen in den Entwicklungsländern, vor
allem in Asien. Die finanzielle Hilfe durch die JBIC im Rahmen der
Initiative wird sich in den kommenden zwei Jahren auf ca. 5 Mrd. Dollar
belaufen.
Aufsicht und Regulierung von Handel
und Finanzen
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Maßnahmen gegen ein Wiedererstarken
des Protektionismus
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des Finanzsystems hinsichtlich Regulierungen
und Aufsicht
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Regulierung/Aufsicht von Ratingagenturen
Einführung eines Registrierungssystems für Ratingagenturen
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Bilanzierungsstandards (Zeitwertbilanzierung
u.a.)
Ausgabe von Richtlinien zum Verfahren für Zeitwertbilanzierungen,
Fortsetzung der Konvergenz zwischen den International Financial
Reporting Standards (IFRS) und den Generally Accepted Accounting
Principles (GAAP) in Japan
Reformen der internationalen
Finanzinstitutionen
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Reform der internationalen
Finanzinstitutionen
Führende Rolle Japans bei der Reform der Governance-Strukturen
internationaler Finanzinstitutionen einschließlich IWF, Weltbank u.a.

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