Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.54                                    Mai 2009

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bericht einer Teilnehmerin am JET-Programm:

Deutsch ist cool!

 

Jedes Jahr Anfang August machen sich junge deutsche Hochschulabsolventen auf den Weg nach Japan, um sich für die Internationalisierung Japans zu engagieren. Dies geschieht im Rahmen des Japan Exchange and Teaching (JET) Programms, mit dem jährlich fast 5000 junge Menschen aus fast 40 Ländern hauptsächlich als Assistenz-Sprachlehrer oder Sporttrainer in Schulen arbeiten bzw. in Rathäusern oder Präfekturverwaltungen außerhalb der großen Zentren wie Tokyo oder Osaka im Bereich Internationale Beziehungen assistieren.
Zur Zeit arbeiten zwei Assistenz-Deutschlehrer und 15 deutsche Koordinatoren für Internationale Beziehungen (CIR) in Japan. Lesen Sie hier den Bericht von unserer AGT Karoline Schulz, die seit August 2008 in der Präfektur Saitama lebt:

 

 

 

 

 

 

 

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Vor einer Woche hat das neue Schuljahr in Japan begonnen. Die Schüler der Fremdsprachenklassen wählen ihre zweite Fremdsprache und an meinen vier Schulen, an denen ich Deutsch unterrichte, haben sich dafür insgesamt 58 Schüler entschieden. Etwas weniger haben Spanisch, ungefähr genauso viele Chinesisch und ein wenig mehr Französisch gewählt. Da stellt sich die Frage: „Warum wählt man Deutsch als zweite Fremdsprache?“ Und darauf haben meine SchülerInnen ganz unterschiedliche Antworten. Zum einen gibt es die Kulturinteressierten. Eine Schülerin schreibt, dass Deutschland berühmt für Kunst und Architektur ist und sie sich dafür interessiert, eine andere war schon einmal mit einem Austauschprogramm für ein paar Tage in Deutschland und möchte nun die Sprache lernen und eine dritte Schülerin schreibt, dass sie gern Musik in Deutschland studieren würde. Dann gibt es Schüler, die etwas über Frankreich und Spanien wissen, aber so gut wie nichts über Deutschland und dies im Deutschkurs ändern wollen. Die dritte (kleinste) Gruppe besteht aus Fußballbegeisterten, die entweder Bayern München toll finden oder den VFL Wolfsburg, weil dort zur Zeit zwei Japaner spielen. Eine Schülerin schrieb: „Deutsch ist cool!“.

Seit einer Woche also singe ich täglich das ABC-Lied und stelle die ersten Fragen: „Wie heißt du?“ oder „Wo wohnst du?“. Wenn am Ende ihrer Schulzeit der ein oder andere Deutsch an der Uni weiterlernt oder sogar Germanistik studiert, dann freut das uns Deutschlehrer natürlich sehr und es zeigt, dass den Schülern der Unterricht Spaß gemacht hat.

Ich arbeite seit 8 Monaten an vier verschiedenen Oberschulen als Assistenzlehrerin für Deutsch (die Schüler sind zwischen 15 und 18 Jahre alt) in Saitama, der Präfektur nördlich von Tokyo und unterrichte zusammen mit jeweils einem japanischen Deutschlehrer. Wir haben kleine Klassen mit maximal 15 Schülern und im Vergleich zu den Englischklassen mit 4o Schülern die weitaus bessere Ausgangsposition, um eine angenehme Lernatmosphäre zu schaffen.

Dreimal pro Woche fahre ich kreuz und quer durch Saitama. Teilweise verbringe ich bis zu drei Stunden pro Tag im Zug, was jedoch für die meisten Japaner im Großraum Tokyo zum Arbeitsalltag gehört. Auch einige meiner Schüler fahren täglich weite Strecken zu ihren Schulen. Nach dem Unterricht sind die meisten Schüler in den verschiedensten Schulclubs aktiv und trainieren oder proben täglich, oft auch am Wochenende. Von Kalligrafie über sämtliche Ball- und Kampfsportarten bis zum Mandolinenorchester ist alles vertreten. Um seine Schüler auch außerhalb des Unterrichts kennenzulernen eignen sich diese Schulclubs hervorragend. Ich wollte unbedingt eine japanische Sportart lernen und habe mich für Kendo entschieden. Seit fünf Monaten bin ich nun schon vom Kendo fasziniert und trainiere zweimal in der Woche gemeinsam mit Schülern meiner Schule. Die Erfahrenen geben ihr Wissen an die Unerfahrenen weiter und ich bin begeistert mit wie viel Geduld und Ruhe die Schüler mir einzelne Schritte immer wieder erklären. Lernen durch genaues Beobachten ist das Motto - damit kann man auch den japanischen Alltag ganz gut meistern. Ich bin zum ersten Mal in Japan und war am Anfang überwältigt von den vielen, so unterschiedlichen Gesten und Formeln mit denen kommuniziert wird. Ich lerne jeden Tag ein Stück mehr Japan kennen und das ist eine unglaubliche Bereicherung für mich.

Bevor ich nach Japan gekommen bin, wusste ich, dank meines Vorgängers, schon relativ viel über das Sozialverhalten japanischer Schüler. Ich würde mich persönlich als geduldig charakterisieren. Doch in Japan wird meine Geduld manchmal auf die Probe gestellt und zwar immer dann, wenn meine Schüler etwas entscheiden sollen. Das kann ein wenig dauern.

Wer fängt an? oder Wer macht was? Um das herauszufinden gibt es in Japan ein Spiel namens „janken“, was in Deutschland unter dem Namen „Schere, Stein, Papier“ bekannt ist. Ich habe auch schon junge Geschäftsmänner gesehen, die auf der Straße „janken“, um herauszufinden in welches Lokal sie nach ihrer Arbeit gehen. Die Logik der japanischen Variante habe ich noch nicht ganz durchschaut (es gibt immer zu viele Hände, so dass man als Betrachter schnell den Überblick verliert), arbeite aber daran.

Acht Monate bin ich nun schon hier, habe den tropisch-heißen Sommer, und einige Herbststürme erlebt, den Winter immer in der Nähe von Heizungen verbracht, da die Häuser nicht so gut isoliert sind und es drinnen ziemlich kalt werden kann und jetzt ist sogar schon die Kirschblütenzeit vorbei.

Ich habe mich mehrmals für diese Stelle beworben, da mein Vorgänger verlängert hat, und auch ich werde verlängern. Das JET-Progamm ist eine wunderbare Möglichkeit Japan kennenzulernen und ein Stück Deutschland den Japanern näher zu bringen. Ich freue mich auf die vielen Erfahrungen, die ich hier noch machen werde, auf neue Kirschblüten und viele Deutschschüler.


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