
Bräuche zum Neujahrsfest in Japan
Akemashite omedetou gozaimasu!
Begegnet man sich in Japan im neuen Jahr zum ersten Mal wieder, so begrüßt man sich mit diesem Glückwunsch, in dem die gemeinsame Freude über das neu begonnene Jahr zum Ausdruck kommt. Für viele Menschen in Deutschland ist Weihnachten das wichtigste Fest des Jahres, das mit großem Aufwand im Kreis der Familie gefeiert wird. In Japan hingegen kommt dem Neujahrsfest kurze Zeit nach Weihnachten die größte Bedeutung zu. Schulen und Universitäten haben Ferien, und auch zahlreiche Unternehmen schließen bis einschließlich 3. Januar ihre Tore. Viele Menschen, die ansonsten weit entfernt von ihrem Elternhaus leben, kehren nun dorthin zurück, um gemeinsam mit der Familie sowie Verwandten und Freunden das Neujahrsfest aufwändig zu begehen. Im Zusammenhang mit diesem wichtigen Fest zu Beginn des neuen Jahres bestehen in Japan eine Vielzahl von Bräuchen. In dieser Ausgabe von Neues aus Japan möchten wir Ihnen – passend zur ersten Ausgabe im neuen Jahr – eine Reihe von Bräuchen vorstellen, mit denen die Menschen in Japan den Beginn des neuen Jahres feiern.
Shogatsu (Neujahr)
Traditionell sind die freien Tage um Neujahr (shogatsu) herum eine Zeit, in denen man den Göttern (kami) für ihren Schutz bei der Ernte dankt sowie auch die Seelen der Vorfahren empfängt, die der Familie ihren Beistand gewähren. Die Bräuche des Aufstellens von kadomatsu (Gestecke aus Pinienzweigen und Bambus, die links und rechts des Hauseingangs aufgestellt werden) und des Aufhängens von shime-kazari (Dekorationen aus Reisstroh) dienen dazu, diese Götter und Seelen zu begrüßen. Zu Beginn des Jahres bringen die Menschen den Göttern und den Seelen ihrer Vorfahren ihre Wertschätzung zum Ausdruck, auch beten sie um eine gute Ernte im neuen Jahr. Aus diesem Grund ist o-shogatsu für die Menschen in Japan die wichtigste Feierlichkeit im ganzen Jahr. Viele machen in dieser Zeit neue Pläne und treffen Entscheidungen für das kommende Jahr.
Nengajo (Neujahrsgrußkarten)
Während der freien Tage um Neujahr herum bekommen die Menschen Grußkarten (nengajo) von Verwandten, Freunden und Bekannten. 2009 wurden in Japan über zwei Mrd. nengajo zum Neujahrsfest verschickt.
Hatsumode (Erster Schrein- bzw. Tempelbesuch im neuen Jahr)
Während der Feiertage zu Beginn des neuen Jahres absolvieren Familien und Freunde gemeinsam den ersten Schrein- bzw. Tempelbesuch des neuen Jahres (hatsumode). Bei Shinto-Schreinen werden traditionell Schreine aufgesucht, von denen es heißt, dass sie in einer glücksverheißenden Richtung zum Haus der Besucher liegen. Zweck dieser Besuche ist es, um eine reiche Ernte sowie um die Sicherheit von Familie und Heim während des kommenden Jahres zu beten. Der Schrein Meiji Jingu in Tokyo zählt die größte Zahl von hatsumode-Besuchern (3,19 Mio. im Jahr 2009), gefolgt vom Tempel Naritasan Shinshoji in der Präfektur Chiba (2,98 Mio.) und dem Tempel Kawasaki Daishi in der Präfektur Kanagawa (2,96 Mio.).
Otoshidama (Geldgeschenk für Kinder)
Während der freien Tage um Neujahr herum erhalten Kinder ein Geschenk in Form von Geld von ihren Eltern und Verwandten, das als otoshidama bekannt ist. Daher haben die Kinder einen besonderen Grund, sich auf den Beginn des neuen Jahres zu freuen. In den letzten Jahren war es für Mittel- und Oberschüler nicht ungewöhnlich, Beträge zwischen 5.000 und 10.000 Yen pro Umschlag zu erhalten. Alle otoshidama zusammen summieren sich so für den Einzelnen auf mehrere 10.000 Yen.
Traditionelle Spiele zu Neujahr
Früher beteiligten sich fast alle Kinder an speziellen Neujahrs-Vergnügungen im Freien wie z.B. Drachensteigen und Kreiselspiele (diese insbesondere für Jungen) sowie ein Spiel für Mädchen in der Art des Federballs namens hanetsuki. Zu den Spielen, die im Haus selbst gespielt wurden, zählten das Kartenspiel uta karuta, bei denen die Spieler ihre Schnelligkeit beim Erkennen von Gedichten aus der Sammlung Hyakunin isshu („Hundert Gedichte von hundert Dichtern“) unter Beweis stellen, sowie sugoroku, ein Spiel, das Backgammon ähnelt. Heutzutage jedoch, wo die Kinder von so vielen verschiedenen Unterhaltungsmöglichkeiten umgeben sind, haben diese traditionellen Neujahrsspiele ihre frühere Beliebtheit eingebüßt.
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