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Neues aus Japan Nr.73 Dezember 2010

Reisen in Japan:

Kamakura – wo die Geschichte weiterlebt

- Eine alte Stadt in unmittelbarer Nähe von Tokyo

Wie Kyoto und Nara ist auch Kamakura eine alte Stadt mit einem großen Reichtum an historischen Monumenten und Tempeln. Auf drei Seiten von Bergen umgeben und im Süden am Meer gelegen, war diese kleine Stadt 140 Jahre lang der Sitz der politischen Macht in Japan, seit der Shogun Minamoto no Yoritomo (1147-1199) vor rund 800 Jahren das Kamakura-Shogunat gegründet hatte. Als politischer und administrativer Mittelpunkt des Landes zog Kamakura eine große Zahl buddhistischer Mönche aus China an und entwickelte sich so zu einem blühenden Zentrum der Religion und Kunst.

In Kamakura ist es noch immer möglich, einen Blick auf die feudale Vergangenheit Japans zu werfen. Es ist damit ein perfektes Reiseziel für ausländische Besucher, nicht zuletzt, weil diese Stadt von Tokyo aus in nur einer Stunde Zugfahrt erreicht werden kann. Mit seiner üppigen Natur und dem vielfältigen historischen Flair bietet Kamakura unendlich viele Möglichkeiten für Entdeckungstouren, die sowohl japanische als auch ausländische Touristen begeistern.

 

Eine Reise zurück in die Vergangenheit

Der Tanz-Pavillon beim Schrein Tsurugaoka Hachimangu
Bogenschießen zu Pferd beim Schrein Tsurugaoka Hachimangu

Nur zehn Minuten Fußweg vom Bahnhof Kamakura der JR- und Enoshima Electric Railway (Enoden-Linie) entfernt liegt der Schrein Tsurugaoka Hachimangu, den Besucher, die zum ersten Mal in diese Stadt kommen, keineswegs verpassen sollten. Diesen alten Schrein ließ der Shogun Yoritomo wieder aufbauen, um als Zentrale seiner Regierung zu dienen, und während der Blütezeit der Stadt war diese Anlage Schauplatz wichtiger Funktionen der Regierung. Eine Vielzahl von Festen, die bis heute fortbestehen, hat sich aus den verschiedenen historischen Zeremonien entwickelt, die ihren Ursprung in diesem Zeitabschnitt haben.

Die große Anlage des Schreins bietet viele Sehenswürdigkeiten, etwa eine Rennbahn für das Bogenschießen zu Pferd oder einen Pavillon für sakrale Tänze. In den beiden Straßen, die zum Schrein hinführen, der Wakamiya Oji und der Komachi Dori, reihen sich zahlreiche Andenkenläden und Restaurants aneinander, die von vielen Besuchern frequentiert werden.

Nördlich des Tsurugaoka Hachimangu, in Kita Kamakura, sind die lebendigsten Erinnerungen an die Feudalzeit zu finden. Diese Region ist Sitz zahlreicher alter Tempel, darunter drei der fünf großen Zen-Tempel von Kamakura. Auch viele alte Häuser und Ladengeschäfte haben sich hier erhalten.

Der Kenchoji ist der älteste Zen-Tempel in Japan. Das Sanmon (Haupttor), die Butsuden (Buddha-Halle) und weitere wichtige Gebäude sind entsprechend der Tradition des Zen-Buddhismus entlang einer einzigen Linie aneinandergereiht. Die Architektur erinnert stark an die buddhistische Architektur zur Zeit der Song-Dynastie (960-1279) in China.

Auf dem Gelände des Tempels finden sich zahlreiche wichtige historische Stätten und Überreste, darunter eine Reihe von Objekten, die zu Nationalschätzen erklärt wurden, etwa die beeindruckende Tempelglocke aus dem 13. Jahrhundert.

Nördlich des Kenchoji liegt der Engakuji, ein weiterer bedeutender Zen-Tempel. Auf einem 60.000 qm großen Areal gelegen und auf allen Seiten umgeben von tiefen Tälern ist dieser Tempel berühmt für eine Reihe von Gebäuden, die die Essenz des Zen-Buddhismus darstellen, darunter die zum Nationalschatz erklärte Shariden-Halle und das Butsunichian, das Mausoleum eines bedeutenden Samurai, der in vielen Werken der japanischen Literatur vorkommt.

Der Kamakura Daibutsu
Herbststimmung im Schrein Kamakuragu

Der Tempel Kotokuin ist Sitz einer monumentalen Buddha-Statue, die auf Japanisch „Daibutsu“ (Großer Buddha) genannt wird. Für viele Menschen in Japan ist diese Kolossalfigur das eigentliche Symbol Kamakuras. Der Tempel liegt etwa zehn Minuten zu Fuß vom Bahnhof Hase entfernt, den man mit der Enoden-Linie in gerade einmal fünf Minuten vom Bahnhof Kamakura aus erreicht. Der Daibutsu wurde ursprünglich 1243 in Holz fertiggestellt, aber nach seiner Zerstörung durch einen Taifun im Jahre 1247 wurde er 1252 in Bronze nachgebildet. Die Statue ist vom Fuß des Podests bis zur Spitze der Krone insgesamt 13,35 m hoch. Allein die Ohren haben eine Länge von zwei Metern. Der 120 Tonnen schwere Daibutsu ist die einzige Buddha-Statue in Kamakura, die zum Nationalschatz erklärt wurde. Der Schrein Kamakuragu ist berühmt für seine landschaftliche Schönheit im Herbst.

Die kleine Insel Enoshima, vom Bahnhof Kamakura aus in 25 Minuten mit der Enoden-Linie erreichbar, präsentiert eine ganz andere Seite von Kamakura und bietet den Besuchern somit eine interessante Abwechslung. Mit einem Umfang von gerade einmal 4 km ist diese Insel seit der Edo-Zeit (1603-1867) ein beliebtes Ausflugsziel. Heute ist sie mit dem Festland durch zwei Brücken verbunden, eine für Autos und die andere für Fahrräder und Fußgänger.

Der bekannte Enoshima-Schrein ist Benten geweiht, der Göttin des Wassers, des Glücks, der Künste und der Unterhaltung. Eine weitere Attraktion stellt die Möglichkeit dar, einmal die vielen lokalen Fischspezialitäten in den Geschäften und Restaurants an der Küste zu probieren.

 

Traditionelle Gerichte

Aufwändig gestaltete Gerichte, die aus mehreren Gängen bestehen und unter dem Namen Kaiseki bekannt sind, sind ein weiterer Teil der kulinarischen Genüsse, die man in Kamakura finden kann. Dank seiner idealen Lage zwischen Bergen und dem Meer ist Kamakura mit einer großen Vielfalt an Produkten aus Landwirtschaft und Fischerei gesegnet, und in der Stadt gibt es eine große Zahl an seit vielen Jahren etablierten Restaurants, die sich auf diese mehrgängigen Menüs spezialisiert haben. Freunde des Tofu sollten einmal ein Tofu-Kaiseki probieren, eine vegetarische Spezialität, die tief mit der Tradition des Zen-Buddhismus Kamakuras verknüpft ist. In traditionellen Verfahren hergestellt, wird Tofu hier in einer Vielzahl schmackhafter Variationen zubereitet, um die weiche Struktur und den subtilen Geschmack der Sojabohnen zu betonen.

Kamakura ist seit langem bekannt für seine exklusiven Ferienhäuser und seine ausgezeichneten Restaurants, welche die einzigartige Zuneigung der Menschen in Japan für Küche im „westlichen Stil“ befriedigen. Eine ganze Reihe von Restaurants wurde in umgebauten Residenzen eingerichtet, die es den Gästen ermöglichen, nach dem Essen einen angenehmen Spaziergang in der alten Umgebung der Stadt zu unternehmen. Kamakura ist zudem für seine jungen Sardinen bekannt. Besucher sollten also einmal Shirasu-don probieren, ein Gericht, bei dem rohe oder gekochte junge Sardinen auf Reis serviert werden.

Hato Sabure KekseEbenfalls beliebt bei den japanischen Besuchern in Kamakura sind die knusprigen Butterkekse Hato Sabure in Form einer Taube. Diese Kekse gelten als eine bekannte Spezialität von Kamakura, seit sie von einem Ladeninhaber in Kamakura als seine persönliche Interpretation europäischer Biskuits in der Meiji-Zeit (1868-1912) erfunden wurden. Der Name dieser Kekse leitet sich vom französischen Wort sablé her, das in der japanischen Aussprache ähnlich wie der beliebte Jungenname Saburo klingt. Das Taubenmotiv wurde von dem Schild über der Haupthalle des Schreins Tsurugaoka Hachimangu inspiriert, auf dem das Schriftzeichen für „Hachi“ wie eine Taube geformt ist.

Liebhaber von Kunsthandwerk sollten Ausschau nach den Kamakura-bori Lackwaren halten, die auch heute noch in einer Technik hergestellt werden, die vor 700 Jahren entwickelt wurde. Viele Stücke sind für den täglichen Gebrauch bestimmt und ein Teil ihrer Schönheit liegt auch darin zu beobachten, wie sich ihre Farbe und ihr Glanz mit der Zeit verändern. Kamakura-bori eignet sich somit perfekt als lange währendes Andenken an eine Reise nach Kamakura.

 

 

© Web Japan, 2010

 

 


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