
Hilfe für Japan aus aller Welt
– Einsatz von Rettungsteams aus zahlreichen Ländern
nach dem schweren Erdbeben in Ostjapan
Unmittelbar nach dem schweren Erdbeben im Osten des Landes erhielt Japan vielfältigen Zuspruch aus zahlreichen Ländern und Regionen auf der ganzen Welt. Zugleich wurde dem Land umfassende Hilfe angeboten. Zusammen mit der zum Ausdruck gebrachten tiefempfundenen Anteilnahme, mit Spenden sowie Hilfsgütern erreichte auch eine Vielzahl von Angeboten zur Entsendung von Rettungsmannschaften Japan. Insgesamt waren mehr als zwanzig Teams aus dem Ausland bzw. von internationalen Organisationen in der betroffenen Region im Einsatz. Der vorliegende Beitrag stellt einen Teil des Engagements dieser Rettungsteams vor.
Herzliche und tatkräftige Hilfe aus aller Welt unmittelbar nach dem schweren Erdbeben

In den zwei Monaten nach dem Erdbeben kamen Rettungs- und medizinische Hilfsteams aus insgesamt 23 Staaten und Regionen nach Japan, die insbesondere in der betroffenen Region zum Einsatz gelangten. Darüber hinaus wurde auch eine Reihe von Expertenteams etwa der Vereinten Nationen entsendet, so des Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (UNOCHA), der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO), der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) oder des Welternährungsprogramms (WFP). Die einzelnen Rettungsmannschaften arbeiteten mit großem Eifer mit japanischen Einsatzkräften der Polizei, der Feuerwehr oder der Selbstverteidigungsstreitkräfte zusammen. So suchten sie unermüdlich nach Verletzten und Überlebenden, halfen bei der Beseitigung der Trümmer oder leisteten medizinische Hilfe. Zugleich suchten die ausländischen Helfer über Sprachbarrieren hinweg den Kontakt zur einheimischen Bevölkerung. Ihr tatkräftiges Engagement stellte für die Menschen in der Katastrophenregion eine große Aufmunterung dar, die diesen neue Zuversicht einflößte.
Rasche Hilfe aus dem Ausland: Südkorea
In den ersten drei Tagen nach dem Erdbeben erreichten Rettungsteams aus sieben Ländern die betroffene Region Tohoku (Südkorea, USA, Singapur, China, Schweiz und Deutschland). Am schnellsten traf ein Rettungsteam aus dem Nachbarland Südkorea ein, das u.a. aus Feuerwehrleuten bestand und bereits einen Tag nach dem Beben vor Ort war. Dieses aus fünf Personen und zwei Suchhunden bestehende Team wurde am 14. März durch weitere 102 Mann verstärkt. Die insgesamt 107 Mitglieder dieses großen Teams kamen u.a. in der Stadt Sendai in der Präfektur Miyagi zum Einsatz. Zusammen mit Polizisten wurden Suchhunde und Rettungsgerät eingesetzt, um insbesondere in dem besonders betroffenen Bezirk Gamo im Stadtteil Miyagino verschüttete Personen aufzuspüren und zu retten. Ebenfalls am 14. März nahm ein chinesisches Rettungsteam in der Stadt Ofunato in der Präfektur Iwate seine Tätigkeit auf. Am 16. März folgte dann ein Team aus Taiwan und am 17. ein Rettungsteam aus der Mongolei, die in den Städten Natori bzw. Iwanuma in der Präfektur Miyagi zum Einsatz kamen.

Russland entsendet Rettungsmannschaft in Stärke von über 150 Mann
Die russische Regierung entsandte eine Rettungsmannschaft des Katastrophenministeriums, das über große Erfahrung bei Einsätzen im In- und Ausland verfügt. Am 16. März nahm das erste Kontingent (75 Mann) in der Stadt Ishinomaki in der Präfektur Miyagi seine Arbeit auf. Das zweite Kontingent (79 Mann stark) stieß am nächsten Tag dazu, so dass sich über 150 Mann auf die Suche nach Verschütteten machten. Auch einsturzgefährdete Häuser hielten die Retter nicht davon ab, dort nach Überlebenden zu suchen, und das Team weitete seinen Einsatz sogar noch über das ihm zugewiesene Gebiet hinaus aus. Nachdem die Aufgaben in Ishinomaki erfüllt waren, meinte der Leiter des ersten Kontingents voller Bewunderung für die Menschen in Japan: „Die Japaner sind wirklich ein großartiges Volk. Auch bei einer Katastrophe solchen Ausmaßes sind keine Klagen zu hören. Es gibt keine Plünderungen und niemand wird beschimpft. Alle machen sich ruhig an den Wiederaufbau. Die Menschen in Japan werden gewiss auch die Schwierigkeiten, die dieses Erdbeben verursacht hat, meistern.“
Australische Premierministerin besucht Katastrophenregion
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Auch Australien entsendete ein Rettungsteam, das 72 Mann sowie zwei Suchhunde umfasste. Das Team führte vom 16. bis 19. März in der vom Tsunami schwer getroffenen Stadt Minami Sanriku in der Präfektur Miyagi einen Such- und Rettungseinsatz durch. Vor der Rückkehr in die Heimat überreichte man in der Stadt Toyoma, wo das Team sein Lager aufgeschlagen hatte, u.a. Medikamente, Zelte, Brennstoff sowie Trinkwasser und Nahrungsmittel. Bei diesem Einsatz wurden drei von vier Transportflugzeugen des Typs C-17 eingesetzt, über die die australische Luftwaffe verfügt. Eine Maschine, die das Rettungsteam von Australien nach Japan brachte, war im Anschluss daran zehn Tage lang für den Transport von Personal und Gütern der Japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte im Einsatz. Die beiden anderen Maschinen transportierten Spezialpumpen, die bei der Kühlung der Reaktoren in Fukushima zum Einsatz kamen, nach Japan.
Am 23. April besuchte die australische Premierministerin Julia Gillard zusammen mit dem japanischen Außenminister Takeaki Matsumoto die Stadt Minami Sanriku (der erste Besuch eines ausländischen Regierungschefs im Katastrophengebiet), wobei sie vom Leiter des Rettungsteams, Rob McNeil, begleitet wurde. Nach der Zusammenkunft mit Bewohnern der Region lobte die Premierministerin die Menschen in Japan als ausgesprochen stark und mutig. Neben weiteren Hilfsgütern überreichte sie Kindern Koalas und Kängurus in Form von Stofftieren. Als Dank erhielt sie von diesen aus Papier gefaltete Kraniche.
„Rescue South Africa“
Das von der Regierung Südafrikas entsendete 45-köpfige Rettungsteam „Rescue South Africa“ (RSA) ist eine Nichtregierungsorganisation, die u.a. bereits nach dem Erdbeben in Haiti im Januar 2010 zum Einsatz kam und dort hervorragende Arbeit leistete. Ausgestattet u.a. mit Fahrzeugen, Strahlenschutzanzügen, Spezialgeräten zur Anhebung von Trümmern sowie speziellen Kameras arbeiteten die Mitglieder dieses Teams mit großer Disziplin, so dass sie von den japanischen Polizisten, mit denen sie zusammenarbeiteten, große Bewunderung erfuhren. Insgesamt zeichnete sich dieses Team durch einen hohen Grad von Professionalität aus, der auch in der ausgesprochen kooperativen Haltung zum Ausdruck kam, indem man anderen Teams bereitwillig die eigene Ausrüstung auslieh. Das RSA kam in den Städten Iwanuma, Natori, Ishinomaki und Tagajo in der Präfektur Miyagi zum Einsatz, wo man nach Verschütteten suchte, Rettungsoperationen durchführte und Trümmer beseitigte. Als einziges ausländisches Rettungsteam verfügte das RSA auch über Schlauchboote, so dass man auch auf dem Wasser operieren konnte. Unmittelbar vor der Rückkehr nach Südafrika besuchten die Angehörigen des Teams im Bürgerzentrum von Iwanuma, wo sie zuerst zum Einsatz gekommen waren, den Bürgermeister dieser Stadt sowie evakuierte Bürgerinnen und Bürger, um diese aufzumuntern. Dabei wurde ein offizieller Fußball der Fußball-WM 2010 überreicht, der mit Botschaften des Zuspruchs signiert war. Die aufrichtige und herzliche Einstellung der Teammitglieder hat die japanischen Polizisten und Feuerwehrleute, die mit dem RSA zusammenwirkten, die Mitglieder von Rettungsteams aus anderen Ländern, aber vor allem auch die Menschen in der betroffenen Region mit einem Gefühl des aufrichtigen Dankes erfüllt.

Das Rettungsteam aus der Türkei, einem engen Freund Japans
Ebenso wie das südafrikanische Rettungsteam war auch eine Rettungsmannschaft aus der Türkei in der Präfektur Miyagi im Einsatz, nämlich in der Stadt Rifu. Nachdem das zuvor eingetroffene RSA den türkischen Kameraden gleich nach deren Ankunft heißes Wasser zur Verfügung gestellt hatte, bedankte sich das türkische Team am nächsten Tag mit zubereitetem Tee, so dass sich im gemeinsamen Basislager ein herzlicher Austausch zwischen beiden Teams entwickelte. Das türkische Rettungsteam umfasste insgesamt 32 Personen, darunter 22 Retter und fünf Mediziner, die mit einer Frachtmaschine nach Japan kamen und zahlreiches Gerät, darunter drei Spezialfahrzeuge, mitführten. Die Ankunft im Katastrophengebiet erfolgte am 20. März; bis zur Beendigung des Einsatzes am 8. April war man in den Städten Tagajo, Ishinomaki, Ogatsu sowie Shichigahama vor allem mit der Suche nach Vermissten befasst. Mit ca. drei Wochen war die Einsatzdauer dieses Teams ausgesprochen lang. Übrigens ist die Türkei traditionell ein enger Freund Japans. Anlässlich eines Erdbebens im Nordwesten der Türkei 1999 hatte auch Japan rasche und umfassende Hilfe geleistet, so dass der jetzige Einsatz auch als ein Zeichen des Dankes für das damalige japanische Engagement durchgeführt wurde.
Indien entsendet zum ersten Mal ein Rettungsteam ins Ausland
Die indische Regierung entsendete ein 46-köpfiges Team der National Disaster Response Force (NDRF). Diese Einheit wurde nach dem schweren Tsunami im Indischen Ozean 2005 gegründet und kam nun zum ersten Mal im Ausland zum Einsatz. Die NDRF war vom 29. März bis zum 5. April vor allem mit der Suche nach vermissten Personen in der Stadt Onagawa, Präfektur Miyagi, befasst, deren Zentrum durch den Tsunami zerstört wurde. Die Mitglieder des Teams liehen den Wünschen der Menschen im Katastrophengebiet stets ihr Ohr, und das große und beharrliche Engagement dieser Rettungsmannschaft rief bei den Menschen vor Ort Anerkennung und Dank hervor. Auch aus Sri Lanka, das bei der Tsunami-Katastrophe im Indischen Ozean 2004 selbst schwer getroffen worden war, traf am 12. Mai ein 15 Personen umfassendes Wiederaufbauteam in Japan ein.
Israel entsendet als erstes Land ein Ärzteteam
Das erste Land, das anlässlich des jüngsten Erdbebens ein Team mit Ärzten und medizinischem Personal entsendete, war Israel. Es traf am 27. März in Japan ein und bestand aus 14 Ärzten (u.a. für Innere Medizin, Kinderheilkunde sowie Gynäkologie), sieben Krankenschwestern und Krankenpflegern sowie technischem Personal und Dolmetschern und umfasste insgesamt 53 Personen. In der vom Tsunami schwer in Mitleidenschaft gezogenen Stadt Minami Sanriku wurde von diesem Team ein Hospital mit kompletter medizinischer Ausstattung eingerichtet. Ab dem 29. März wurden dann in enger Zusammenarbeit mit japanischen Ärzten und Krankenschwestern Patienten aus der betroffenen Region untersucht und behandelt. U.a. wurden Blut- sowie Röntgenuntersuchungen durchgeführt. Neben der Behandlung im Hospital selbst wurden auch Schwangere und Kinder zuhause untersucht sowie die Notquartiere in der Umgebung besucht, so dass die Mitglieder dieses Teams einen engen Austausch mit den Menschen in der Region einschließlich der Kinder gestalteten. Am 4. April besuchte die Parlamentarische Vizeministerin im Außenministerium, Frau Makiko Kikuta, die Region und führte mit den israelischen Ärzten einen Meinungsaustausch. Am letzten Tag des Einsatzes erhielt jedes einzelne Mitglied des Teams gefaltete Papierkraniche überreicht, mit den sich die Menschen vor Ort für das Engagement aus Israel bedankten. Auch wurden die medizinischen Geräte sowie weitere Ausrüstungen, die das Team aus Israel mitgebracht hatte, für den Wiederaufbau des Gesundheitssektors der Stadt Minami Sanriku überreicht. Nach der Rückkehr der Ärzte und Pfleger aus Israel entsandten Jordanien und Thailand jeweils eigene Ärzteteams in die Präfektur Fukushima.

Wiederaufbau Japans als Verpflichtung der internationalen Gemeinschaft
Japan hat bislang u.a. im Rahmen seiner offiziellen Entwicklungszusammenarbeit (ODA) einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung vieler Länder und damit der Staatengemeinschaft insgesamt geleistet. Nach dem schweren Erdbeben in Ostjapan wurde Japan nun selbst Hilfe aus aller Welt zuteil. Nicht nur Industriestaaten, sondern auch viele Entwicklungsländer zögerten nicht, Japan ihre Hilfe anzubieten. Außenminister Takeaki Matsumoto schrieb daher in einem Beitrag für die International Herald Tribune (in den Ausgaben vom 30. April und 1. Mai): „Ich verspreche, dass die große Solidarität und vielfältige Unterstützung, die uns aus der ganzen Welt zuteil wurden, dazu beitragen werden, Japan in ein Land zu verwandeln, das über noch mehr Reize verfügt. Der von Herzen kommende Zuspruch und die Hilfe der Staatengemeinschaft sind auch ein deutliches Zeichen dafür, dass die Welt unser Land braucht und dass sie darauf vertraut, dass wir uns erholen und den Wiederaufbau unseres Landes gestalten.“ Japan müsse nun so rasch wie möglich den Wiederaufbau verwirklichen, um erneut als eines der führenden Länder in der Welt seinen „Dank“ mittels internationaler Beiträge in unterschiedlichster Form zum Ausdruck zu bringen.
Der vorliegende Beitrag erschien am 06. 06. 2011 als 73. Folge der Informationsserie „Die internationale Situation verstehen!“ auf der Webseite des Außenministeriums von Japan. Er wurde für Neues aus Japan ins Deutsche übersetzt.