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Neues aus Japan Nr.85 Dezember 2011

Dezember in Japan:

ein geschäftiger Monat

In Japan ist der Dezember traditionell der Monat, in dem Rückschau auf das vergangene Jahr gehalten wird. Auch besteht allgemein das Bestreben, die unterschiedlichsten Angelegenheiten zu regeln, bevor dann im Januar das neue Jahr beginnt. Aus diesem Grund ist der Dezember in Japan ein sehr geschäftiger Monat, obwohl er eigentlich nur wenige wichtige Termine oder Ereignisse enthält. Eine Andeutung auf den geschäftigen Charakter des Jahresendes bietet auch der traditionelle Name für diesen Monat: Shiwasu. Geschrieben mit den Schriftzeichen für Meister/Lehrer (師) und rennen/laufen (走) kann er u.a. so gedeutet werden, dass die buddhistischen Priester (die „Meister“) zum Jahresende zahlreiche Termine wahrnehmen müssen und daher von einem Ort zum anderen „rennen“.
Im Folgenden stellt Neues aus Japan die wichtigsten traditionellen Bräuche in Japan im Monat Dezember vor.

 

Bônenkai (忘年会)

Bônenkai sind Feiern, die man im Dezember in der Regel mit Arbeitskollegen sowie im Freundeskreis begeht, um gemäß der Bedeutung der Schriftzeichen das „Jahr zu vergessen“. Vergessen werden sollen vor allem die viele harte Arbeit und alles Widrige, das womöglich passiert ist. Oft ist es aber auch einfach nur ein willkommener Anlass, um sich einmal ordentlich zu betrinken und Spaß zu haben. Seinen Ursprung hat der Brauch der Bônenkai vielleicht in Zeremonien zur Verehrung der Ahnen. Tatsächlich mag bei diesen Feiern die Vorstellung mitwirken, sich von den Sorgen des alten Jahres zu „reinigen“, bevor man in das neue Jahr eintritt. Allerdings haben sich diese Feiern heutzutage ihres ursprünglich womöglich vorhandenen religiösen Charakters vollständig entledigt.

 

Ôsôji (大掃除) oder susuharai (煤払い) (traditionell am 13. Dezember)

Dieser Tag des „großen Reinigens“ oder des „Rußfegens“ gilt traditionell als der Beginn der Vorbereitungen für das Neujahrsfest. Indem das Haus einer gründlichen Reinigung unterzogen wird, erfahren es und seine Bewohner auch in spiritueller Hinsicht eine „Reinigung“. An diesem Tag werden auch die Stellen und Ecken geputzt, die man ansonsten schon einmal gerne übersieht. Vielleicht kommt unser „Frühlingsputz“ diesem Ereignis am nächsten. In der Praxis wird dieser große Hausputz jedoch aus Bequemlichkeit oft auf das Monatsende verschoben.

 

Kadomatsu (門松) (traditionell ab dem 13. Dezember)

Die geschmückten Kiefern am Eingang des Hauses haben ihren Ursprung in der Vorstellung, dass der Gott des Neuen Jahres in einem Kiefernbaum auf die Erde herabsteigt. Früher zog man aus den Städten aufs Land, um sich für diesen Zweck einen Kiefernbaum zu besorgen, genauso wie heute wieder viele Menschen ihren Weihnachtsbaum hierzulande selber schlagen. Heutzutage besteht allerdings eine große Auswahl an bereits geschmückten Kiefern zum Kauf. Wie beim großen Reinigen gilt auch beim Aufstellen der Kiefern der 13. Dezember als traditioneller Termin, auch wenn heute dafür eher ein Datum zum Jahresende gewählt wird.

 

 

Mochitsuki (餅つき) (Gegen Ende des Jahres)

Reiskuchen (mochi) ist ein Gericht, das bei den Feiern zum Neuen Jahr nicht fehlen darf. So werden spezielle Reiskuchen (kagamimochi) den Göttern an Neujahr als Opfergabe gereicht. Mochi sind auch ein wichtiger Bestandteil der traditionellen Neujahrssuppe (zôni). Für mochi wird gedämpfter Klebreis so lange in einem Mörser gestampft, bis eine zähe und klebrige Masse entstanden ist. Natürlich kann man mochi heute auch fertig kaufen, aber den Klebreis selbst zu stampfen, ist ein ganz besonderes Ereignis, das viele Familien noch heute gerne begehen.

 

Toshikoshi no harae (年越の祓) (31. Dezember)

An vielen Shinto-Schreinen finden zweimal im Jahr Reinigungszeremonien statt. Neben den Zeremonien zur Jahresmitte im Juni sind dies vor allem die Reinigungszeremonien zum Neuen Jahr. Bei diesen Zeremonien werden die Menschen nach den Vorstellungen des Shintoismus von allem Bösen gereinigt, insbesondere auch von Unglück oder Krankheiten.

 

Ômisoka (大晦日) (31. Dezember)

Am letzten Tag des Jahres sind die Vorbereitungen für das Neujahrsfest, wie sie oben beschrieben wurden, aber auch für das große Festessen zu Neujahr (osechiryôri) größtenteils abgeschlossen. Je nach Region bestehen unterschiedliche Bräuche, wie man das Jahresende verbringt, aber viele Familien kommen am Abend zu einem schönen Essen zusammen. Man schaut gemeinsam das Festprogramm im Fernsehen (oft ein Liederabend) und wartet auf Mitternacht. Dann nämlich wird das neue Jahr mit 108 Glockenschlägen in den buddhistischen Tempeln begrüßt. Diese Zeremonie nennt man joya no kane (除夜の鐘). Die Zahl 108 steht dabei für die menschlichen Begierden, die man nach buddhistischer Überzeugung überwinden muss, um inneren Frieden zu finden. Der letzte Glockenschlag fällt mit dem Beginn des neuen Jahres zusammen. Viele Menschen besuchen in dieser Nacht Tempel oder Schreine.

 

 

(Quelle: Fumiko Shiratori – The Traditional Annual Events in Japan, 1992)

 

 


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