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Neues aus Japan Nr.87 Februar 2012

Persönlichkeiten des Austausches zwischen
Japan und Deutschland (1):

Hajime HOSHI (1873-1951)

Mit dieser Ausgabe von Neues aus Japan möchten wir eine kleine Reihe eröffnen, in der Persönlichkeiten aus Japan und Deutschland vorgestellt werden, die einen bedeutenden Beitrag zur Vertiefung des Austausches sowie zur Gestaltung der heute bestehenden freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern geleistet haben. Dabei möchten wir den Fokus einmal auf Persönlichkeiten richten, deren Wirken womöglich bislang nur einem kleineren Kreis von Informierten bekannt war, die aber nichtsdestotrotz innerhalb der langen Geschichte des bilateralen Austausches eine wichtige Rolle gespielt haben.

 

Der Unternehmer, Politiker und Universitätsgründer Hajime Hoshi wurde 1873 in Iwaki in der Präfektur Fukushima geboren. Nach dem Abschluss des Studiums der Wirtschafts- und Politikwissenschaften an der Tokyo Shogyo Gakko (Handelsschule), der Vorgängerin der Hitotsubashi University, ging er 1894 in die Vereinigten Staaten. 1896 nahm er dort ein Wirtschaftsstudium an der Columbia University in New York auf, das er 1901 abschloss. 1906 kehrte er nach Japan zurück und gründete 1911 die Hoshi Pharmaceutical Company. Bereits 1908 war er zum Abgeordneten des Unterhauses gewählt worden. Sein Unternehmen wuchs innerhalb weniger Jahre zu einem der führenden Pharmazieunternehmen Japans heran. U.a. war es das erste Unternehmen, das pharmazeutische Produkte wie Chinin, Morphin oder Atropin in Japan herstellte und in großem Umfang vertrieb. 1922 gründete er zudem die Hoshi Seiyaku Handelsschule, aus der 1950 die heutige Hoshi Pharmaceutical University hervorging. 1937 wurde er zum zweiten Mal als Abgeordneter in das Unterhaus gewählt. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute er sein im Krieg beschädigtes Unternehmen wieder auf und wirkte erneut als Abgeordneter im Unterhaus (1946) sowie im Oberhaus (1947). Hajime Hoshi starb 1951 in Los Angeles.

Während seine Verdienste als Unternehmer, Politiker und Universitätsgründer recht bekannt sind, war eine weitere wichtige Rolle Hoshis, nämlich die eines großzügigen Förderers der Wissenschaft in Deutschland, lange Zeit nur wenigen Menschen bekannt. In den Jahren unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg, als Deutschland international noch weitgehend isoliert war, und sich die wirtschaftliche Situation insbesondere auch für die Wissenschaft sehr schwierig gestaltete, wurde unter Beteiligung des Chemie-Nobelpreisträgers Fritz Haber (1868-1934) die „Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft“ ins Leben gerufen, eine private Einrichtung, die sich dem Ziel verschrieben hatte, finanzielle Mittel für die Förderung der Wissenschaft in Deutschland zu gewinnen. Aus ihr ging später übrigens die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hervor.

Der damalige deutsche Botschafter in Tokyo, Wilhelm Solf, wandte sich 1920 an Shimpei Goto, eine der führenden Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Wissenschaft in Japan, mit der Bitte um Unterstützung für deutsche Stipendiaten. Goto, ein ausgewiesener Kenner und Freund Deutschlands, der selbst u.a. in Deutschland Medizin studiert hatte, verwies Solf an Hoshi, der der Notgemeinschaft einen beachtlichen Geldbetrag spendete. Dieser bildete den Grundstock für den „Hoshi Fonds“, dessen Mittel über einen „Japanausschuss“ unter dem Vorsitz von Fritz Haber an vielversprechende junge deutsche Forscher und Wissenschaftler verteilt wurden. Zu den Empfängern der Mittel aus diesem Fonds, der durch nachfolgende Zuwendungen Hoshis auch an die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft weiter aufgestockt wurde (selbst als sein eigenes Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten geriet, setze er diese Zuwendungen fort), zählten neben Fritz Haber u.a. auch die Nobelpreisträger Max Planck und Otto Hahn. Ab 1924 wurden dann vor allem Nachwuchswissenschaftler vom „Japanausschuss“ der Notgemeinschaft gefördert. Insgesamt kamen über einhundert deutsche Stipendiaten in den Genuss von Zuwendungen aus dem „Hoshi Fonds“.
1924 kam Fritz Haber zu einem Besuch nach Japan. Aus diesem Anlass wurde Hoshi bei einem Diner von Botschafter Solf die Ehrenkette der Technischen Universität Berlin verliehen, die mit dem Ehrenbürgerrecht dieser Hochschule verbunden ist. Zugleich erhielt er ein Dankschreiben des Reichspräsidenten Friedrich Ebert überreicht, in dem dieser Hoshi den aufrichtigen Dank seines Landes und der Menschen in Deutschland übermittelte.

Hoshis großzügige Unterstützung für die deutsche Wissenschaft in der schwierigen Zeit der ersten Hälfte der 1920er Jahre dürfte vor allem einem Gefühl der Dankbarkeit entspringen, das man auch angesichts Deutschlands wichtigem Beitrag für die Entwicklung der modernen Wissenschaft in Japan empfand. Zugleich mag aber auch das zunehmende Selbstbewusstsein Japans als eine moderne und international führende Nation mitgewirkt haben, das nun mit den Ländern des Westens auf gleicher Augenhöhe stand.

Seit 2010 erinnert auch eine ausschließlich mit Mitteln aus Deutschland errichtete zweisprachige Gedenktafel in seinem Geburtsort Iwaki an den wichtigen Beitrag von Hoshi Hajime für die deutsche Wissenschaft nach dem Ersten Weltkrieg. Dort heißt es u.a.: „Er (Hoshi) schlug damit über die Grenzen und Meere hinweg eine Brücke der Freundschaft und der Zusammenarbeit zwischen Japan und Deutschland, die unvergessen ist.“

 

 


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