
Das Geschenk der offenen Meere – Fünf neue Grundsätze für Japans Außenpolitik
Rede von Premierminister Shinzo Abe, die für den 18. Januar 2013 am Centre for Strategic and International Studies in Jakarta, Indonesien, vorgesehen war*

1. Unveränderliche Wahrheiten in Bezug auf Japans nationale Interessen
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
lassen Sie mich zu Beginn Ihnen allen und insbesondere dem Centre for Strategic and International Studies in Jakarta – eine der führenden Denkfabriken Indonesiens – für diese Gelegenheit danken, heute zu Ihnen sprechen zu dürfen.
In diesem Jahr feiern wir das 40-jährige Bestehen der Beziehungen zwischen Japan und der Gemeinschaft südostasiatischer Staaten (ASEAN). Aus Anlass dieses Jubiläums bin ich heute zu Ihnen gekommen, um einen Rückblick auf die Außenpolitik Japans in dieser Region zu unternehmen und gleichzeitig die Entschlossenheit meines Landes in Bezug auf unsere künftige Außenpolitik zum Ausdruck zu bringen.
Japans nationale Interessen sind auf ewig und zweifelsfrei mit den offenen, freien und friedlichen Meeren in Asien verknüpft – indem wir sie für alle Völker auf der Welt als ein gemeinsames Gut, bei dem die Herrschaft des Rechts in vollem Umfang verwirklicht ist, bewahren.
Um dies zu verwirklichen hat Japan seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis zum heutigen Tag seine Energie kontinuierlich auf zwei Ziele gerichtet. Mit Blick auf unsere geografischen Gegebenheiten stellen diese beiden Ziele natürliche und grundlegende Notwendigkeiten für mein Land dar, das ganz vom Meer umgeben ist und das sich aus den ihn umgebenden Seegebieten versorgt. Aus diesem Grund setzt Japan die Sicherheit der Meere mit seiner eigenen Sicherheit gleich. Auch wenn die Zeiten sich wandeln, bleiben diese Ziele doch unverändert bestehen.
Eines dieser Ziele, auf die wir unser außenpolitisches Engagement richten, ist die Allianz mit den Vereinigten Staaten. Die USA sind die größte Seemacht der Welt und die herausragende wirtschaftliche Supermacht. Japan ist Asiens größte maritime Demokratie und eine freiheitliche sowie marktwirtschaftlich orientierte Nation, die gleich hinter den Vereinigten Staaten an zweiter Stelle kommt. Es ist daher nur logisch, dass beide Länder Partner sind.
Gegenwärtig wenden die Vereinigten Staaten ihre Aufmerksamkeit zwei Ozeanen zu: dem Indischen und dem Pazifischen Ozean – also genau die Region, in der wir uns heute befinden. Daher kommt dem japanisch-amerikanischen Bündnis heute eine größere Bedeutung zu als jemals zuvor.
Ich bin davon überzeugt, dass die Gewährleistung des friedlichen Zusammenflusses dieser beiden Ozeane allen Menschen auf der Welt zum Nutzen gereicht und dass es nun an der Zeit ist, uns mit noch größerem Nachdruck für die Gestaltung dieser bilateralen Allianz einzusetzen und ihre Rolle auszuweiten. Hierfür muss Japan größere Anstrengungen als bisher unternehmen und neue Ideen hervorbringen sowie Kreativität zeigen.
Das Bündnis zwischen Japan und den USA muss als ein Netzwerk wirken, das groß genug ist, um die Sicherheit und den Wohlstand in diesen beiden Ozeanen zu gewährleisten. Auch die Bande zwischen Japan und den anderen Verbündeten und Partnern der USA sind für mein Land nun wichtiger als je zuvor.
Das zweite große Ziel, das die Außenpolitik meines Landes bestimmt – das in hohem Maße von der Sicherheit und dem Wohlstand der Meere abhängig ist – ist die Stärkung unserer Bande mit dem maritimen Asien.
Ich persönlich habe mich in der Vergangenheit für dieses Ziel eingesetzt, indem ich für die Ausweitung und Vertiefung der Beziehungen zwischen Japan und Indien sowie Australien gewirkt habe. In den acht Jahren, die seit der Gründung des Ostasiengipfels (East Asia Summit) vergangen sind, konnten wir beobachten, wie sich dieser Prozess zu einem konsultativen Rahmenwerk für seine Mitglieder entwickelt hat, die die gleichen Sehnsüchte haben und dieselben Interessen verfolgen. Für mich gibt es nichts Schöneres als zu sehen, wie der EAS wächst und beide Ozeane noch enger miteinander verknüpft werden.
Es muss hier jedoch gesagt werden, dass auch die Beziehungen Japans zu den ASEAN ein außerordentlich wichtiges Herzstück mit Blick auf unsere außenpolitische Strategie darstellen.
Aus dieser Überzeugung heraus haben unsere Vorgänger in den Bereichen Politik, Handel und Investitionen keine Mühen gescheut, um Ziele zu verfolgen, die von der Herstellung des Friedens bis zur Verbesserung der regionalen Konnektivität reichen.
Unzählige Menschen aus Japan haben sich für diese Ziele eingesetzt, und ununterbrochenen strömen Kapital, Technologien und Erfahrungen aus meinem Land in diese Region.
Als Japan das Konzept von „Human Security“ erstellte und über viele Jahre hinweg förderte, war es erneut diese Region, der eine Schlüsselfunktion bei der Umsetzung dieses Konzepts zukam.
2015 werden die Mitglieder der ASEAN sowohl dem Namen nach als auch in der Wirklichkeit einen weiteren Schritt nach vorne machen und sich zu einer echten Gemeinschaft zusammenschließen. Ich möchte Ihnen dazu bereits jetzt ganz herzlich gratulieren.
Die Entwicklung der ASEAN-Mitgliedsstaaten ist gekennzeichnet durch die zunehmende Wertschätzung der Herrschaft des Rechts sowie der Menschenrechte und wird von einer stetigen Entwicklung hin zu fest verwurzelten Demokratien begleitet. Indonesien ist hierfür das beste Beispiel. Und auch Myanmar hat nun damit begonnen, diesen Weg zu beschreiten. Ich selbst beobachte diese Entwicklung mit einem Gefühl des Staunens und der Freude.
Es ist nun für alle deutlich zu erkennen, dass Indonesien die Heimat einer wirtschaftlichen Mittelschicht wird, die sowohl breit aufgestellt als auch tief verwurzelt ist. Dies ist ein weltweites erstaunliches Phänomen. Während die ASEAN-Staaten ihre Konnektivität innerhalb der Region verstärken, werden sie auch die Kluft, die zwischen ihnen noch besteht, überwinden und so dazu beitragen, den Aufstieg einer wohlhabenden Mittelschicht weiter zu fördern.
Wenn diese Zeit gekommen ist, wird die ganze Welt erkennen, welche bemerkenswerte Leistung diese Region vollbracht hat. Diese wird aus gleich zwei miteinander verknüpften Zielen bestehen: nämlich Wohlstand sowie Fortschritt in Gesellschaft und Politik.
Ich für meinen Teil bin davon überzeugt, dass der ASEAN eine große Bedeutung als Vorbild für die ganze Menschheit zukommt. Aus diesem Grund habe ich entschieden, den Horizont der japanischen Außenpolitik auszuweiten und die neue Entschlossenheit meines Landes hier und heute zum Ausdruck zu bringen.
2. Fünf Grundsätze für die Gestaltung der Zukunft
Diese Entschlossenheit basiert auf den folgenden fünf Grundsätzen.
Der erste Grundsatz ist der Schutz der Freiheit des Denkens, des Ausdrucks und der Rede in dieser Region, in der zwei Ozeane zusammenfließen. Dies sind universelle Werte, die die Menschheit zu ihrem Nutzen erworben hat, und es muss ihnen erlaubt sein, sich uneingeschränkt zu entfalten.
Zweitens die Garantie, dass die Meere, die für uns alle das wichtigste gemeinsame Gut sind, durch Gesetze und Regeln und nicht durch Stärke kontrolliert werden.
Im Zusammenhang mit diesen beiden Zielen begrüße ich von ganzem Herzen die Neuausrichtung der Vereinigten Staaten auf die Region Asien-Pazifik.
Der dritte Grundsatz als Bestandteil der Außenpolitik meines Landes ist das Streben nach freien, offenen und miteinander verbundenen Volkswirtschaften. Wir sollten die Stärke von Netzwerken nutzen, indem wir unsere Volkswirtschaften durch den Fluss in den Bereichen Handel, Investitionen, Menschen und Güter noch enger zusammenführen.
Die Anstrengungen und Beiträge, die Japan für die Verbesserung der Konnektivität Asiens unternimmt, etwa die Errichtung des Südlichen Wirtschaftskorridors in der Mekong-Region, beginnen nun Früchte für die ganze Region zu zeitigen.
Das maritime Asien ist seit alters her ein Ort, an dem Zivilisationen miteinander verschmelzen. Indonesien ist ein wichtiges Beispiel für den ruhigen und offenen Charakter des maritimen Asiens, der nicht zu Konflikten wegen unterschiedlicher Religionen und Kulturen, sondern zu friedlicher Koexistenz führt. Dies ist etwas, was viele Menschen in Japan bis auf den heutigen Tag sehr beeindruckt. Und es ist zugleich etwas, was Experten aus meinem Land dazu inspiriert, sich selbst mit großem Eifer für Aufgaben einzusetzen wie etwa die Restaurierung der Tempelanlage von Angkor Wat, die ein unschätzbares Juwel für die ganze Menschheit darstellt.
Der vierte Grundsatz besteht in diesem Zusammenhang darin, noch fruchtbarere interkulturelle Bande zwischen den Menschen in Japan und dieser Region zu gestalten, etwas, für das auch ich mich weiterhin einsetzen werde.
Der fünfte und letzte Grundsatz ist die Förderung des Austausches zwischen den jüngeren Generationen, die als künftige Träger unserer Länder wirken werden. Ich werde darauf später noch zurückkommen.
Vor 36 Jahren gab der damalige Premierminister von Japan, Takeo Fukuda, den Mitgliedsstaaten der ASEAN drei Zusagen: Japan würde niemals eine militärische Großmacht werden, Japan würde die Beziehungen zu den ASEAN auf der Grundlage eines Verständnisses „von Herz zu Herz“ fördern und Japan würde ein gleichberechtigter Partner der ASEAN und seiner Mitgliedsländer sein.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie wissen besser als jeder andere, wie ehrlich sich Japan bis auf den heutigen Tag an diese Fukuda-Doktrin gehalten hat.
Nun stehen die ASEAN und Japan in der Tat als gleichberechtigte Partner nebeneinander. Es ist daher für uns jetzt die Zeit gekommen, Seite an Seite in die Welt hinauszugehen und uns gemeinsam dafür einzusetzen, die Früchte zu ernten.
Sowohl Japan als auch die ASEAN sind mit der übrigen Welt durch große Ozeane verbunden. Ich bin der Auffassung, dass wir nun Seite an Seite zusammenwirken müssen, damit unsere Welt eine Welt der Freiheit und Offenheit wird, die nicht durch Stärke, sondern durch Recht regiert wird.
Ich glaube, dass wir auch danach streben sollten, die Grundlagen für eine Kultur des gegenseitigen Respekts zu legen, indem wir den ungehinderten Austausch zwischen den Völkern fördern.
3. Der Weg hin zu einem stärkeren Japan
Meine Damen und Herren, Japan hat eine außergewöhnliche Verantwortung für die Welt inne und steht vor zahlreichen Herausforderungen, die eine Lösung verlangen. Angesichts unserer stagnierenden Wirtschaft sind wir jedoch nicht in der Lage, all das zu erreichen, was wir uns wünschen.
Aus diesem Grund besteht die wichtigste Aufgabe für mich darin, die Wirtschaft Japans wieder auf den Weg eines robusten Wachstums zurückzuführen.
Uns eng mit der wachsenden ASEAN zu verknüpfen und uns selbst allen Meeren auf der Welt zu öffnen ist etwas, bei dem Japan nicht länger die Wahl hat, es zu tun oder nicht zu tun. Es ist vielmehr eine Notwendigkeit, die wir auf jeden Fall tun müssen.
Japan verfügt über große Ressourcen an Kapital. Wir besitzen Technologien und – als ein Land in führender Position weltweit, wenn es um die Aufgabe der Alterung der Gesellschaft geht – über einen reichen Schatz an Erfahrungen. Unsere wirtschaftlichen Probleme dauern an, und vor zwei Jahren wurde Japan von einer Naturkatastrophe heimgesucht, wie sie nur einmal in tausend Jahren auftritt und die tausende von Menschenleben forderte. Nichtsdestoweniger ist unsere Gesellschaft nach wie vor stabil.
Wir verfügen über humane Ressourcen, die wir nicht zur ganzen Entfaltung ihres Potenzials gebracht haben. Ich spreche hier von den Frauen in Japan. Meine Hoffnung ist, dass wir das ganze Potenzial dieser riesigen Ressourcen erschließen können, um Japan in eine Nation voller Energie zu verwandeln, in der die Menschen voller Vertrauen in die Zukunft blicken.
Wenn die Menschen in Japan jetzt etwas brauchen, dann ist dies Vertrauen in sich selbst: die Fähigkeit, das Gesicht wieder der Sonne zuzuwenden – ganz wie es eine Sonnenblume tut, wenn sie auf der Höhe des Sommers aufblüht. Japan besaß früher enormes Selbstvertrauen, heute aber mangelt es uns daran.
Ich muss mich jedoch beeilen hinzuzufügen, dass dies nicht bedeutet, dass ich die Situation pessimistisch betrachte. Selbst wenn es den Menschen in Japan heute „an Selbstvertrauen mangelt“, gibt es andere Menschen, die uns von diesem Mangel heilen können – zum Beispiel mit einem Lied. Hier möchte ich nun den Fokus meiner Rede auf den Dank richten, den ich Ihnen gegenüber empfinde.
4. „Terima kasih“ an Indonesien
Tatsächlich haben die Menschen in Indonesien uns Japanern bereits viel Selbstvertrauen und Ermutigung zuteilwerden lassen. Insbesondere gibt es eine Person, von der ich wünschte, dass sie heute hier bei uns wäre; aber leider war das nicht möglich.
Mit dem Wirtschaftspartnerschaftsabkommen, das Japan mit Indonesien abgeschlossen hat, fanden viele Krankenschwestern aus Ihrem Land den Weg in die Krankenhäuser Japans. Viele Indonesierinnen haben eifrig studiert, um das Examen für Krankenschwestern in Japan zu bestehen, eine schwierige Prüfung, die sie bestehen müssen, um in meinem Land arbeiten zu können.
Die Ergebnisse dieser Examensprüfungen 2011 wurden unmittelbar nach dem schweren Erdbeben vom März 2011 verkündet. Eine der erfolgreichen Absolventinnen war Frau Suwarti, eine junge Indonesierin, die in einem Krankenhaus in der Präfektur Hyogo im Westen Japans arbeitete.
Nachdem sie erfahren hatte, dass sie das Examen bestanden hat, sprach sie im Krankenhaus zu Medienvertretern. Noch während sie mit den Journalisten sprach, verdunkelte sich plötzlich ihr zuvor strahlendes Gesicht und sie sagte: „Es gab einen Tsunami … in Fukushima, in Miyagi.“
Ihre Stimme stockte und sie wandte sich an den Arzt, mit dem sie im Krankenhaus zusammenarbeitete. Mit zitternder Stimme und Tränen in den Augen bat sie ihn: „Bitte lassen Sie mich dorthin gehen, Doktor. Ich möchte den Menschen dort helfen. Bitte!“
Frau Suwarti ging in das Katastrophengebiet und arbeitete dort in einer Notunterkunft. Diese lag in einer Gemeinde, in der die Hälfte aller Häuser von den Wellen fortgespült wurde und mehr als 500 Menschen ihr Leben verloren hatten. Hier zeigte Frau Suwati ihre ganz besonderen Fähigkeiten.
Ein junges Mädchen, das wegen des Schocks infolge der Katastrophe ständig weinte, begann mit der indonesischen Krankenschwester zu sprechen und begann plötzlich zu grinsen. Eine ältere Frau lächelte, als sie Frau Suwarti ansah, so wie eine Großmutter ihre Enkelin liebevoll anblickt. In dieser überfüllten und unbequemen Notunterkunft spielten sich immer wieder Szenen wie diese ab.
„Es wird alles gut werden. Vor uns wartet eine frohe Zukunft. Bereiten wir uns alle gemeinsam darauf vor!“ Mit diesen Worten munterte Frau Suwarti die Menschen in der Notunterkunft auf, als die Zeit ihres Abschieds gekommen war.
Wahai sakura,
mekarlah,
mekarlah dengan penuh bangga,
di seluruh pelosok Jepang.
Mari Jepang,
bangkitlah,
bangkitlah dengan percaya diri,
di dunia ini.
Ich bitte um Verzeihung für meine schlechte Aussprache.
Diese Worte sind die indonesische Übersetzung des ursprünglich japanischen Textes eines Lieds namens „Sakura yo“ oder „Wahai sakura“ (Oh, Kirschbaum). „Blühe stolz, oh Kirschbaum, blühe im Herzen Japans“, heißt es in dem Lied und weiter: „Blühe stolz, oh Japan, blühe im Herzen dieser Welt.“
In Jakarta gibt es ein Theaterensemble namens Teater En Juku. Mitglieder des Ensembles sind Studierende von Hochschulen, die Musicals in japanischer Sprache aufführen.
Als die Mitglieder voller Trauer von der Tragödie am 11. März 2011 erfuhren, schrieben sie dieses japanische Lied: „Bleibe aufrecht, Japan, blühe stolz im Herzen der Welt wie ein Kirschbaum“ – das Ganze mit einer wunderschönen Melodie unterlegt.
Am 1. Mai 2011 kamen 500 Studierende aus mehr als dreißig indonesischen Hochschulen zusammen, um dieses Lied in einem beeindruckenden großen Chor zu singen.
Ich habe mir im Internet diese Aufführung angeschaut. Ich habe die Stimmen der Sängerinnen und Sänger gehört. Und ich war zutiefst bewegt. Ich möchte auch Ihnen diese Aufführung jetzt zeigen – leider nicht in voller Länge, sondern nur einen kurzen Ausschnitt, der eine Minute und zwanzig Sekunden lang ist. Bitte schauen Sie ihn sich zusammen mit mir an.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
der junge Mann, der dieses Lied komponierte, ist heute unter uns: Herr Nurfadri Pratama. Er arbeitet im Jakarta Communication Club (JCC) in der Öffentlichkeitsarbeit.
Ebenfalls heute anwesend ist Frau Sugako Kaikiri, die Gründerin des JCC und Beraterin des Theaterensembles Teater En Juku.
Vielen Dank, Fadri! Liebe Indonesier, Sie alle und wir Japaner sind wahrlich kokoro no tomo, „Freunde des Herzens“, wie es in einem bekannten Lied der Sängerin Mayumi Itsuwa heißt.
Dies ist eine Lektion, die ich mit Hilfe von Frau Suwarti und Herrn Nurfadri gelernt habe. Diesen beiden und Ihnen allen möchte ich sagen: „Terima kasih“ (Vielen Dank).
5. Die Gründung von JENESYS 2.0
Ich würde Herrn Nurfadri und seine Freunde – die Träger des künftigen Indonesien in zwanzig oder dreißig Jahren und damit die Generation, die die Zukunft der ASEAN bestimmt – gerne einladen, Japan zu besuchen.
Ich würde diesen wunderbaren Studierenden des Ensembles Teater En Juku gerne all die schönen Orte meiner Heimat zeigen. Diese Überlegungen haben mich dazu inspiriert, Japans Einladungsprogramm für junge Menschen aus der ASEAN und anderen asiatischen Ländern zu verlängern und noch auszuweiten.
Vor sechs Jahren habe ich als Premierminister von Japan ein Projekt auf den Weg gebracht, um Oberschüler sowie Studierende von Hochschulen und andere junge Menschen aus der Region Asien-Pazifik – vor allem aus den Teilnehmerstaaten des EAS – nach Japan zu holen.
Dieses Programm erhielt den Namen JENESYS – „Japan-East Asia Network of Exchange für Students and Youths“. Ausgestattet mit einem Etat von 300 Mio. Dollar sind mit JENESYS allein aus der ASEAN bislang über 14.000 junge Menschen nach Japan gekommen.
Wir haben nun entschieden, dieses Programm als JENESYS 2.0 neu aufzulegen und ihm frischen Schwung und auch ein Gefühl des Dankes einzuflößen.
Mit JENESYS 2.0 werden wir 30.000 junge Menschen aus der ASEAN und anderen asiatischen Ländern nach Japan einladen. Was meine Sie, Fadri und Frau Kaikiri, darf ich Sie bitten, dieses Programm weiter bekanntzumachen?
6. Frieden für die Meere Asiens
Ich glaube nicht, dass, als Japan vor vierzig Jahren seine Partnerschaft mit der ASEAN schmiedete, irgendjemand vorausgesehen hat, wie sehr die Wirtschaft Indonesiens in den folgenden Jahrzehnten wachsen würde.
Lassen Sie uns einen Blick auf die Entwicklung des nominellen Bruttoinlandsprodukts dieses Landes werfen. Zu Beginn dieses 40-jährigen Zeitraums konnte man Indonesiens Wirtschaft mit einem zehnstöckigen Gebäude vergleichen – ein Gebäude, das man heute in jeder Stadt findet. Heute hingegen entspricht sie der Höhe des Berges Semeru.
In Japan, in dem die Lehren des aus Indien stammenden Buddhismus seit alters her große Verehrung erfahren, bezeichnen wir den Berg Semeru als Shumisen, einen hohen Gipfel, der in der indischen Kosmologie das Zentrum der Welt bildet.
Diese Metapher für Indonesiens Erfolg in den vergangenen vierzig Jahren hat daher eine zweifache Bedeutung für uns, und es erfüllt uns mit tiefer Rührung zu sehen, was wir erreicht haben.
Ich glaube zudem, dass das, was die Menschen in Indonesien nach dem schweren Tsunami von 2004 in Aceh geleistet haben, als ein bemerkenswertes Kapitel in die Geschichte der Menschheit eingehen wird. Es stellt in der Tat eine erstaunliche Leistung dar, den Wiederaufbau nach dieser Katastrophe bewerkstelligt zu haben und gleichzeitig den Frieden in der Region gefördert und dem Land als Ganzes die Demokratie gebracht zu haben.
Ich empfinde großen Stolz darüber, dass Japan sich selbst zu den Nachbarn eines Landes wie Indonesien zählt.
Zu Beginn meiner Ausführungen habe ich gesagt, dass Japan ein Land ist, das ganz vom Meer umgeben ist, das sich aus dem Meer versorgt und das die Sicherheit der Meere mit seiner eigenen Sicherheit gleichsetzt. Dasselbe gilt auch für Indonesien und für viele andere Mitglieder der ASEAN.
Es sind in der Tat Bedingungen, die von uns allen geteilt werden, die wir in der Region leben, die vom asiatisch-pazifischen Raum bis zum Indischen Ozean reicht.
Ich habe Ihnen heute die fünf Grundsätze vorgestellt, die das Fundament der japanischen Außenpolitik bilden, damit wir alle in Zukunft Frieden und Wohlstand in noch größerem Maße als jetzt genießen können.
Wir müssen an die Werte glauben, die wir hochhalten. Wir dürfen nicht zulassen, dass die internationalen Güter, insbesondere die Meere, zu Orten werden, die durch Stärke kontrolliert werden. Wir müssen uns für die Schaffung eines engen Netzwerkes von Volkswirtschaften einsetzen. Und wir müssen unseren kulturellen Austausch ausweiten, unsere künftigen Generationen fördern sowie den persönlichen Austausch untereinander.
Ich bete um Frieden für die Meere Asiens. Um diesen Frieden zu gewährleisten, werde ich mich mit ganzer Kraft für die Gestaltung eines Japan einsetzen, das wirtschaftlich stark, unerschütterlich in seinem Willen und so offen wie möglich gegenüber der Welt ist.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
es war mir eine Freude, Ihnen gegenüber heute meine Entschlossenheit zum Ausdruck bringen zu dürfen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
* Die Rede war im Rahmen des Besuchs des Premierministers in Indonesien für diesen Tag geplant, konnte jedoch aufgrund einer dringenden Terminänderung nicht mehr gehalten werden. Neues aus Japan bietet seinen Lesern diese Rede in einer deutschen Übersetzung an.