Botschaft von Japan

Wissenschaft und Technologie

Japans Außenwissenschafts- und Technologiepolitik

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts steht die Staatengemeinschaft vor vielfältigen Aufgaben, etwa globalen Umweltproblemen, Herausforderungen in Bezug auf Rohstoffe und Energie oder Gesundheit und Hygiene. Für die Lösung dieser Aufgaben gewinnt die internationale Zusammenarbeit unter Nutzung von Wissenschaft und Technologie künftig immer mehr an Bedeutung. Wie wird Japan sein eigenes Potenzial auf dem Gebiet von Wissenschaft und Technologie für sein künftiges Engagement in diesem Bereich nutzen? In diesem Beitrag wird die japanische „Außenwissenschafts- und Technologiepolitik“ vorgestellt, die der Außenpolitik des Landes neue Horizonte eröffnet.

Wissenschaft und Technologie sowie Außenpolitik

In den letzten Jahren gibt es immer mehr Felder, in denen Wissenschaft und Technologie innerhalb der internationalen Zusammenarbeit und Außenpolitik großen Einfluss ausüben. Wissenschaft und Technologie ist einmal ein wichtiger Faktor für Sicherheit und Wachstum, aber auch für unser Alltagseben sowie für die Weiterentwicklung der sozialen Sicherheit. Das Engagement, das Wissenschaft und Technologie mit der Außenpolitik verknüpft, wird als „Außenwissenschafts- und Technologiepolitik“ bezeichnet. Bereits seit langem wird darauf hingewiesen, dass für Japans außenpolitisches Engagement die Notwendigkeit besteht, sein Potenzial durch die Nutzung von Japans Stärken im Bereich Wissenschaft und Technologie weiter auszubauen. Innerhalb der Staatengemeinschaft, die vor zahlreichen globalen Aufgaben steht, bietet sich heutzutage für Japan immer öfter die Chance, seine Wissenschaft und Technologie an vorderster Front seiner Außenpolitik einzusetzen.

Bisheriges Engagement

Japans bisheriges Engagement auf diesem Gebiet ist von großer Vielfalt geprägt und lässt sich in die drei folgenden Bereiche unterteilen: (1) das Engagement im internationalen Rahmen wie z.B. Vereinte Nationen oder G7, (2) sein Engagement im Rahmen der bilateralen Kooperation mit Partnerländern, mit denen entsprechende Kooperationsabkommen vereinbart wurden sowie (3) gemeinsame Forschungsvorhaben mit Entwicklungsländern im Rahmen der offiziellen Entwicklungszusammenarbeit (ODA) wie z.B. SATREPS. Bilaterale Kooperationsabkommen für Wissenschaft und Technologie umfassen Abkommen, die Japan mit anderen Staaten zur Förderung kooperativer Bande auf den Gebieten von Wissenschaft und Technologie schließt, die ausschließlich friedlichen Zwecken dienen. Im Rahmen dieser Abkommen finden z.B. ein Informationsaustausch über Forschung und Entwicklung, ein Austausch von Forschenden oder gemeinsame Forschungsvorhaben statt. Jedes Jahr gibt es gemeinsame Zusammenkünfte mit rund zehn verschiedenen Staaten. SATREPS (Science and Technology Research Partnership for Sustainable Development) ist ein Programm, bei dem Forschende aus Japan und einer Reihe von Entwicklungsländern zusammenarbeiten. Das Programm unterstützt gemeinsame Forschungsvorhaben zur Lösung globaler Aufgaben, etwa in den Bereichen Umwelt und Energie, natürliche Ressourcen, Katastrophenprävention oder Infektionskrankheiten über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren. SATREPS ist ein gemeinsames Programm der Japan International Cooperation Agency (JICA), der Japan Science and Technology Agency (JST) sowie der Japan Agency for Medical Research and Development (AMED).

Erfolge in der Außenwissenschafts- und Technologiepolitik

Aufgrund der Nutzung von Wissenschaft und Technologie im Rahmen seiner Außenpolitik kann Japan bereits auf eine ganze Reihe von Erfolgen verweisen. Mit Hilfe des bereits genannten SATREPS werden über die schon bestehenden Instrumente der Anwendung japanischer Technologien sowie des Wissenstransfers hinaus gemeinsame internationale Forschungsvorhaben durchgeführt, bei denen mittels einer Kooperation zwischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Japan und verschiedenen Entwicklungsländern neue Technologien entwickelt und angewendet werden sowie neues Wissen erlangt wird. Ein Beispiel im Bereich Infektionskrankheiten ist das Projekt „Rasche Diagnoseverfahren für Gelbfieber und Rift Valley-Fieber in Kenia sowie der Aufbau eines entsprechenden Frühwarnsystems“. Unter Nutzung von Technologien zur Diagnose tropischer Viruserkrankungen der Universität Nagasaki wird ein einfaches und kostengünstiges Diagnose-Set entwickelt, das von medizinischen Einrichtungen in Kenia eingesetzt werden kann. Die Praxiseinführung dieses Sets wird das rasche Entdecken eines Ausbruchs dieser Krankheiten ermöglichen. Mittels eines Frühwarnsystems, für das Mobiltelefone genutzt werden, können die entsprechenden Informationen umgehend an die Zentralregierung übermittelt werden. Dies ermöglicht einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung der weiteren Ausbreitung solcher Krankheiten. Die Entwicklungsländer profitieren bei dieser Form der Zusammenarbeit nicht allein von der Entwicklung neuer Verfahren und Instrumente zur Bekämpfung von Krankheiten, sondern auch von der Ausbildung ihres wissenschaftlichen Nachwuchses sowie dessen Globalisierung. Auf japanischer Seite ermöglicht die Analyse der vor Ort eingesetzten Ausrüstung Forschungs- und Entwicklungsvorhaben, die so in Japan selbst nicht möglich wären. Folglich profitieren beide Seiten in hohem Maße von dieser Kooperation, die gleichzeitig als Erfolgsbeispiel dafür gilt, was der Einsatz von Wissenschaft und Technologie Made in Japan innerhalb seiner Außenpolitik zu leisten vermag.

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Bild: Ausbildung für das Frühwarnsystem „mSOS“ (links) sowie die Teilnehmer der Ausbildung (rechts).

Einrichtung des Postens „Berater für Wissenschaft und Technologie“

Um auf den Ruf nach einer stärkeren Einbindung von Wissenschaft und Technologie im Rahmen der Außenpolitik zu reagieren, wurde im Mai 2015 als allererster Schritt der Bericht eines Expertengremiums zur Außenwissenschafts- und Technologiepolitik vorgelegt. Dieser Bericht enthielt konkrete Vorschläge dafür, wie Japan innerhalb der im Rahmen der Staatengemeinschaft zu beobachtenden geschickten Verwendung von Wissenschaft und Technologie als Instrument der Außenpolitik sein eigenes strategisches Engagement mit Blick auf die Außenwissenschafts- und Technologiepolitik gestalten sollte. Daraufhin wurde im japanischen Außenministerium der neue Posten eines „Beraters des Außenministers für Wissenschaft und Technologie“ eingerichtet. Im September 2015 wurde Prof. Teruo Kishi, Professor emeritus der Universität Tokyo, zum ersten Berater ernannt.

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Bild: Der damalige Außenminister Fumio Kishida überreicht Prof. Teruo Kishi von der Universität Tokyo seine Ernennungsurkunde zum Berater für Wissenschaft und Technologie.

Aufbau eines Unterstützernetzwerks

Als Berater des Außenministers wird Prof. Kishi durch ein eigenes Netzwerk zur Beratung im Bereich Außenwissenschafts- und Technologiepolitik unterstützt. Im „Advisory Board for the Promotion of Science and Technology Diplomacy“ sind Persönlichkeiten mit speziellem Fachwissen aus den verschiedensten Bereichen von Wissenschaft und Technologie versammelt, um das weitere Vorgehen auf dem Gebiet der Außenwissenschafts- und Technologiepolitik zu planen und umzusetzen. Auch beim G7-Gipfel in Ise-Shima 2016 sowie bei der 6. Tokyo International Conference on African Development (TICAD VI), die im selben Jahr stattfand, stellte Prof. Kishi auf der Grundlage der Diskussionen im Advisory Board dem damaligen Außenminister Kishida seine Expertise zur Verfügung und stand ihm beratend zur Seite. Damit unterstützte er die führende Rolle, die Japan bei der Diskussion im Rahmen dieser internationalen Konferenzen innehatte. Gleichzeitig nimmt Prof. Kishi an internationalen Konferenzen teil, trifft mit Beratern, Wissenschaftlern und Forschern aus anderen Ländern zusammen und besichtigt Einrichtungen im Bereich Wissenschaft und Technologie im Ausland. Auf diese Weise stärkt er die Beziehungen seines Netzwerks mit dem Ausland, während er sich gleichzeitig durch Vorträge im Rahmen von Symposien u.a. in Japan selbst dafür einsetzt, das Verständnis für die Außenwissenschafts- und Technologiepolitik im Inland zu fördern.

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Bild: Prof. em. Kishi beim Überreichen der Vorschläge für die TICAD VI (links) und beim Besuch im Kenia Medical Research Institute (KEMRI) (beides im August 2016).

Aktivitäten des Beraters: SIP Caravan

Im Rahmen seiner Beratertätigkeit engagiert sich Prof. Kishi besonders für die Präsentation der japanischen Außenwissenschafts- und Technologiepolitik im Ausland. Ein Instrument dafür ist die „SIP Caravan“, die in Kooperation mit dem Kabinettsamt des Premierministers durchgeführt wird. Dabei handelt es sich um das „Strategic Innovation Promotion Program“ (SIP), ein neu gegründetes staatliches Programm für die Realisierung von Innovationen im Bereich Wissenschaft und Technologie. Behördenübergreifend und über den bisherigen Rahmen der einzelnen Bereiche hinausreichend, befasst sich dieses Programm mit elf Aufgabenfeldern, in denen Japan jeweils eine führende Position innehat. Seit 2016 findet in zahlreichen Ländern die „SIP Caravan“ statt, mit der das SIP weltweit präsentiert wird. In Zusammenarbeit mit den diplomatischen Vertretungen Japans vor Ort fanden 2016 im Juni (Berlin) und im Oktober (Wien, Paris und London) sowie im März 2017 (Jakarta) entsprechende Präsentationen statt. Im Rahmen dieser Veranstaltungen stellte Prof. Kishi die Erfolge Japans in Forschung und Entwicklung vor. Das Publikum, u.a. Vertreter der Wissenschaften sowie Persönlichkeiten aus Außenpolitik und Mitarbeiter internationaler Organisationen, zeigten dabei durchgehend großes Interesse an den Spitzentechnologien Made in Japan, die u.a. autonome Fahrsysteme sowie die Kontrolle, Reparatur und das Management von Infrastruktureinrichtungen mithilfe von Drohnen, Robotern usw. umfassen.

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Bild: 1. SIP Caravan in Berlin (links) sowie Prof. Kishi bei seiner Präsentation (rechts).

Künftige Entwicklung: Beitrag für die Staatengemeinschaft

Im Advisory Board for the Promotion of Science and Technology Diplomacy wurde diskutiert, welche Beiträge Japan für die Verwirklichung der im September 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedeten Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) leisten sollte. Im Mai 2017 wurden die Vorschläge des Gremiums vorgelegt. Diese werben mit Nachdruck dafür, dass die japanische Außenpolitik mittels Innovationen im Bereich Wissenschaft und Technologie aktiv eine führende Rolle bei der Realisierung der SDGs anstreben sollte. Die Beratung der Außenpolitik in Bezug auf Wissenschaft und Technologie durch Prof. Kishi hat sich als ein neues Charakteristikum der japanischen Außenpolitik etabliert. Eine im August 2017 vorgenommene Revision in Bezug auf die bisher vom Berater des Außenministers für Wissenschaft und Technologie durchgeführten Aktivitäten und deren künftige Richtung weist darauf hin, dass „das deutliche Hervorheben der Botschaft, mithilfe von Wissenschaft und Technologie einen Beitrag für die Staatengemeinschaft leisten zu wollen, Japans Soft Power verbessert.“ Japans wissenschaftliches und technologisches Potenzial erfreut sich international eines ausgezeichneten Rufs und bildet eine wichtige Ressource, auf die das Land zu Recht stolz ist. Bei der Nutzung dieser Ressource für die Außenpolitik bestehen zahlreiche Kapazitäten, die noch erschlossen werden und mit denen große Beiträge hinsichtlich der globalen Aufgaben geleistet werden können. Japan wird daher sein Engagement im Bereich der Außenwissenschafts- und Technologiepolitik mittels bilateraler und multilateraler Kooperation in diesem Bereich sowie u.a. auch durch die Aktivitäten des Beraters für Wissenschaft und Technologie mit Nachdruck fortführen.

Anmerkung: Der vorliegende Beitrag erschien am 10. 01. 2018 als 164. Folge der Informationsserie „Die internationale Situation verstehen!“ (Wakaru! Kokusai josei) auf der Webseite des Außenministeriums von Japan. Er wurde für Neues aus Japan ins Deutsche übersetzt.