
Bild: Premierminister Abe mit Teilnehmern des 8. PALM-Gipfeltreffens (Foto: Cabinet Public Relations Office)
Einführung:
Japan und die Pazifischen Inselstaaten sind seit langem wichtige Partner, die den Pazifischen Ozean miteinander teilen und vor gemeinsamen Herausforderungen stehen. Um diese Partnerschaft weiter zu stärken, lädt Japan seit 1997 alle drei Jahre Staats- und Regierungschefs aus dieser Region zum Gipfeltreffen „Pacific Island Leaders Meeting (PALM)“ ein, das in diesem Jahr in Iwaki, Präfektur Fukushima, stattfand. (Teilnehmende Staaten: Australien, Cook-Inseln, Föderierte Staaten von Mikronesien, Fiji, Japan, Kiribati, Marshall-Inseln, Nauru, Neuseeland, Niue, Palau, Papua-Neuguinea, Samoa, Solomon-Inseln, Tonga, Tuvalu und Vanuatu.)
Meine Freude,
das Gipfeltreffen PALM 8 hat nun begonnen. Darf ich die führenden Vertreter von Neu-Kaledonien und Französisch-Polynesien bitten, sich zu erheben? Wir möchten Ihre Teilnahme an dieser Zusammenkunft mit einem kräftigen Applaus begrüßen.
Und sehr geehrter Herr Premierminister Tuilaepa,
es ist mir eine Ehre, gemeinsam mit Ihnen den Vorsitz bei unserem PALM 8-Gipfeltreffen führen zu dürfen.

Bild: Premierminister Abe bei seiner Rede zu Beginn des Gipfels (Foto: Cabinet Public Relations Office)
Das Pacific Islands Forum, das kürzlich in Samoa, dem Heimatland von Premierminister Tuilaepa, stattfand, hat das neue Konzept des „Blauen Kontinents“
vorgestellt – gemeint ist damit der „Pazifische Ozean“. Es ist Ausdruck des großen Respekts für dieses weite blaue Meer. Lassen Sie uns alle dafür eintreten, „das Blau zu retten“ – mit derselben Leidenschaft, mit der wir jeden auffordern, auch „das Grün zu retten.“ Denn dieser Ozean befindet sich in einem schlimmen Zustand.
Bei Meeresorganismen, die in bis zu 10.000 Meter Tiefe leben, wurden Polychlorierte Biphenyle (PCB) in hoher Konzentration festgestellt. Was ist die Ursache dafür? Manche sagen Mikroplastik. Der Bestand an Plankton und Muscheltieren geht zurück, weil das Meerwasser weniger alkalisch ist. Der Grund dafür ist, dass die Meere aufgrund der Einwirkung des Menschen eine übermäßig große Menge an Kohlenstoffdioxid aufnehmen müssen. Und in gerade einmal vierzig Jahren hat der Umfang der maritimen Ressourcen, der mittels illegaler und rücksichtsloser Überfischung gefangen wird, um das Dreifache zugenommen. Dieser Raub findet nicht nur auf dem offenen Meer, sondern auch in unseren eigenen Ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) statt, wo gesetzlose Fischer willkürlich ihren Aktivitäten nachgehen.
Dann gibt es auch noch die Frage der Ressourcen in der Tiefsee. Auch wenn die Erschließung dieser Ressourcen das maritime Ökosystem in irreversibler Weise schädigen kann, brauchen wir doch ein Kontrollsystem für diese Ressourcen. Die Übersäuerung der Ozeane und der Anstieg des Meeresspiegels haben unmittelbare Auswirkungen auf die PALM-Staaten. Und wenn das Meer ein Ort der Gesetzlosigkeit werden sollte, würde dies für die PALM-Staaten einen schweren Schlag bedeuten.
Einmal mehr rufe ich Sie dazu auf, den PALM-Prozess als Bühne für die Lösung dieser gemeinsamen Probleme zu nutzen. Wir sollten nun einen Schritt vorwärts machen und konkret handeln, um eine weitere Verschlechterung des Zustands unserer Meere sowie die anhaltende Missachtung der Herrschaft des Rechts zu verhindern. Vor drei Jahren habe ich Ihnen hier in Iwaki ein Versprechen gegeben. Ich habe zugesagt, dass Japan mindestens 55 Mrd. Yen (rund 460 Mio. Dollar) für Hilfsmaßnahmen, für die Entwicklung humaner Ressourcen sowie für ein Austauschprogramm für 4.000 Personen bereitstellen wird. Der Aufbau des Pacific Climate Change Centre (PCCC) auf dem Campus des SPREP (Secretariat of the Pacific Regional Environment Programme) in Samoa zur Ausbildung von Experten auf dem Gebiet des Klimawandels ist ein weiterer Bestandteil der Verpflichtungen, die ich beim PALM 7-Gipfel gemacht hatte.
Heute kann ich Ihnen mitteilen, dass in der vergangenen Woche die feierliche Grundsteinlegung für das PCCC stattfand, die ich gemeinsam mit Ihnen hier feiern möchte. Dieses Zentrum wird künftig als Stützpunkt von größter internationaler Bedeutung für die sorgfältige Untersuchung des Klimawandels fungieren. Wir alle wissen, dass der Klimawandel für die Pazifischen Inselstaaten das Problem mit der höchsten Priorität darstellt. Ich möchte Ihnen hier versichern, dass Japan seine Zusammenarbeit in dieser Angelegenheit im Rahmen des Taranoa-Dialogs fortsetzen wird. Fest davon überzeugt, dass der Schutz der Meere und der Schutz des Planeten und der Menschheit ein und dasselbe sind, wird Japan sein Engagement gemeinsam mit Ihnen allen fortführen.
Auf die folgenden Punkte wird Japan künftig besondere Bedeutung legen: Erstens die Etablierung der Herrschaft des Rechts innerhalb der maritimen Ordnung. Seit alters hat uns der Pazifik die Segnungen des Meeres zuteil werden lassen. Und es ist die Herrschaft des Rechts, die es den Staaten – seien sie nun groß oder klein – ermöglicht, ihre inhärenten Rechte zu schützen. Japan wird sich unermüdlich dafür einsetzen, die Kapazitäten der einzelnen Staaten für den „Schutz der Meere“ auszubauen, einschließlich der Kapazitäten der einzelnen Staaten für die Durchsetzung ihrer Gesetze. Ich möchte alle anwesenden Vertreter der PALM-Staaten bitten, den Fischereiaktivitäten Japans besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Gleichzeitig bin ich der Überzeugung, dass in Bezug auf den Ausbau Ihrer Kapazitäten auf dem Gebiet der Überwachung sowie des Schutzes der Ressourcen Japan gewiss eine wichtige Rolle spielen kann.
Zweitens wird Japan sich dafür einsetzen, eine qualitativ hochwertige Infrastruktur zu entwickeln, die sowohl „harte“ als auch „softe“ Komponenten beinhaltet, damit Sie in die Lage versetzt werden, nachhaltigen Wohlstand in eigenverantwortlicher Weise zu schaffen.
Und drittens wird Japan seine Programme für den unmittelbaren Personenaustausch ausweiten und mit Ihnen allen zusammenwirken, um Führungspersönlichkeiten auszubilden, die als Träger der Zukunft der PALM-Staaten wirken werden. In den nächsten drei Jahren bis zum nächsten PALM-Gipfel möchte Japan Beiträge zur Ausbildung humaner Ressourcen sowie für einen Personenaustausch in einem Umfang von mehr als 5.000 Personen leisten.
Meine Freunde,
es ist ausschließlich eine unnatürliche und rein praktische Gewohnheit, zwischen der einen Meeresfläche, die wir den Pazifischen Ozean nennen, und der anderen namens Indischer Ozean zu unterscheiden. Beide Ozeane sind selbstverständlich ein und dasselbe. Es waren die Vorfahren der Einwohner der PALM-Staaten, die in ferner Vergangenheit mittels Handel den „Zusammenfluss der beiden Ozeane“
verwirklichten. Es gibt eine Theorie, dass sich das Wort „huti“ in Tansania vom polynesischen Wort „punti“ herleitet, die beide „Banane“ bedeuten. Bananen fanden somit ihren Weg von den Inseln des Pazifiks an die Ostküste Afrikas. Es waren die Vorfahren der jetzigen Bürger der PALM-Staaten, die größten Seefahrer, die die Welt jemals gekannt hat, die diese Früchte dorthin brachten. Der „Blaue Pazifik“, in dem unsere Länder liegen, ist ein und derselbe Ozean wie der „Blaue Indische Ozean“. Beide Meere bieten uns gemeinsame Chancen und Möglichkeiten; die Fragen, nach deren Lösung wir suchen, und die zunehmenden Krisen erstrecken sich über beide Ozeane und können nicht voneinander getrennt werden. Sollten wir daher – jeder einzelne von uns – bei dieser Gelegenheit nicht eine Ausweitung unserer ozeanischen Identität vornehmen, in dem wir beide Ozeane ganzheitlich betrachten? Dies wird zu einer geografischen Erweiterung unseres Gesichtsfelds führen. Es wird uns eine Perspektive vermitteln, in der wir das System der weiten Ozeane mittels einer sehr langfristigen Sichtweise betrachten können.
Seit dem Beginn des PALM-Prozesses sind 21 Jahre vergangen. Wir sind heute an diesen Punkt angelangt wie bei einem Staffellauf, bei dem der Stab von einem Läufer an den nächsten weitergegeben wird. Der PALM-Prozess ist ein fortwährender Strom, der dank der Anstrengungen zahlloser Menschen sowohl in Japan als auch in den Pazifischen Inselstaaten immer weiterfließt, darunter Menschen auf Bürgerebene, aber auch Vertreter aus Wirtschaft und akademischen Kreisen. Ich möchte meine Ausführungen beenden mit dem Ausdruck aufrichtigen Danks für das unermüdliche Engagement derjenigen, die uns vorausgegangen sind.
Vielen Dank.