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Festivals voller Begeisterung – Feuerwerk

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Bild: Ausschnitt aus der Vorführung von Kagiya während des Edogawa Fireworks Festival in Tokyo. (Foto mit freundlicher Unterstützung des Edogawa Fireworks Festival Organisationskomitees.)

Experten für die Illuminierung der Nacht

Jeden Sommer leuchtet der Nachthimmel in Japans Metropole Tokyo während zahlreicher Feuerwerk-Aufführungen in den buntesten Farben. Früher packten die Pyrotechnik-Künstler einfach explosives Pulver und Chemikalien in washi Papier und zündeten dieses an. Heute hängt der Wow-Faktor vor allem von der Fähigkeit der Feuerwerker in Bezug auf Timing und visuelle Effekte ab.

Das Feuerwerksunternehmen Kagiya ist ein Familienbetrieb, der auf eine über 300-jährige Geschichte zurückblicken kann. Akiko Amano, die zweite Tochter des früheren Firmenchefs, ließ sich von ihrem Vater inspirieren: „Ich wollte immer schon so cool sein wie er – mittendrin in der Action.“ Was als verrückter Einfall begann, entwickelte sich später zu einer ernsthaften Ambition.

Ihr Vater kannte ihren Wunsch im Unternehmen mitzuarbeiten, war davon aber zunächst nicht begeistert. Akiko Amano erinnert sich: „Ich sagte ihm, dass ich in einer anderen Firma für Feuerwerk arbeiten werde, wo mich niemand kennt. Ich wusste, dass ich Erfahrungen sammeln und mir Wissen aneignen musste, wenn ich später in der Herstellung von Feuerwerk und bei den Aufführungen tätig sein wollte. Mein Vater dagegen wollte, dass ich mich ganz auf die Büroarbeit beschränke. Es brauchte ein halbes Jahr, um ihn zu überzeugen.“

Damals gab es in Japan noch keine einzige Frau, die unmittelbar mit Feuerwerk arbeitete. Trotzdem wusste Akiko Amano, dass sie Erfolg haben würde, wenn sie genügend Erfahrung bei der Herstellung von Feuerwerk sammeln könnte – ein nicht ungefährlicher Prozess, der große Sorgfalt und Umsicht erfordert. Danach wäre es ihr möglich, den Respekt der selbstbewussten männlichen Mitarbeiter bei Kagiya zu erlangen und das Beste aus ihnen herauszuholen.

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Bild: Inmitten sprühender Funken gibt Akiko Amano Anweisungen zu Abfolge und Timing der Raketenstarts. (Foto: Kunihiko Takaoka)

Sie erlernte dann die neuesten Herstellungsprozesse und -techniken, um schließlich im Jahr 2000 als fünfzehnter Firmenchef Kagiya zu übernehmen. Heute steht sie während der Vorführungen im Zentrum der Action. Sie kümmert sich um das Design der Feuerwerkskörper, bestellt die dafür notwendigen Materialien, plant die Startsequenzen und wählt die Audioeffekte aus.

Bei einem großen Event managt sie rund einhundert Mitarbeiter; gleichzeitig hat sie dabei stets ein Auge auf das Wetter und auch auf die Stimmung der Zuschauer. Bei manchen Vorführungen lässt sie mehr als 300 Raketen innerhalb einer Stunde in den Himmel aufsteigen. Zusammen mit ihr sind normalerweise etwa sieben weitere Frauen im Team von Kagiya, und das Bewusstsein einer besonderen Berufung ist in ihrer Firma stärker ausgeprägt denn je.

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Bild: Aus Bewunderung für ihren Vater, Osamu Amano, entschloss sich Akiko Amano dazu, selbst eine Pyrotechnik-Künstlerin zu werden.

„Seit vielen Jahrhunderten haben Menschen große Freude beim Feuerwerk. Heutzutage werden die Shows dank neuer Techniken mit jedem Jahr immer aufwändiger. Wir möchten aber noch mehr erreichen – nicht allein mittels Technik, sondern mithilfe von Timing. Während wir weiterhin der traditionellen Ästhetik des japanischen Feuerwerks mit ma (dramatischen Pausen) und yoin (nachklingende Gefühle) verpflichtet sind, versuchen wir gleichzeitig auch, den Zuschauern den Atem zu rauben, während sie auf den nächsten Moment warten.“

Im alten Edo diente Feuerwerk auch als Gebet für die Seelenruhe derjenigen, die durch Erdbeben, Überschwemmungen oder andere Katastrophen ihr Leben verloren hatten. Getreu dieser Tradition wird Akiko Amano stets den Rat ihres Vorgängers und Vaters beherzigen: „Vergiss niemals die furchtbare Kraft des Feuers.“

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Bild: Als Pyrotechnik-Produzentin organisiert Akiko Amano (zehnte von links) große Feuerwerkevents. Hier posiert sie inmitten der Mitarbeiter ihrer Firma Kagiya.

(c) Niponica 2018