Die Menschen im Tokyo des 18. Jahrhunderts waren sehr gesellig. Sobald sie ein wenig freie Zeit hatten, machten sie sich auf die Suche nach Unterhaltung und Vergnügen. Das Betrachten von blühenden Bäumen und Blumen, unterschiedlichste Feste, großartige Landschaften, touristische Attraktionen – es gab eine Vielzahl von Plätzen, wo man sich vergnügen konnte. Das heutige Tokyo ist davon gar nicht so verschieden. Die folgenden ukiyoe Holzschnitte von Utagawa Hiroshige zeigen einige der Orte, die sich auch nach vielen Jahren noch immer großer Beliebtheit erfreuen.
亀戸 Kameido


An diesem Ort blühen im Frühling Pflaumenbäume, während im Herbst die Chrysanthemen ihre Blütenpracht präsentieren. Der Schrein Kameido Tenjin-sha ist seit langem ein beliebter Ort für die Blüten- und Blumenschau. Unter den zahlreichen floralen Variationen zählen die Wisterien (Blauregen) während des Frühsommers zu den schönsten der ganzen Stadt. Die purpurfarbenen Blütenblätter, die das Ufer des Teichs schmücken, laden Besucher dazu ein, sich auf Bänken niederzulassen und sich an ihrem Anblick zu erfreuen. Darüber hinaus ist der Schrein auch bekannt, weil hier die „Gottheit des Lernens“ verehrt wird; daher wird er vor wichtigen Prüfungen oft von Schülern und Studierenden besucht. (Utagawa Hiroshige: „Kameido Tenjin Keidai“)
上野 Ueno


Der heutige Ueno-Park war einst ein Gelände, das zum Tempel Kanei-ji, dem Familientempel der Shogune, gehörte, die als Angehörige des Kriegerstandes Japan bis Mitte des 19. Jahrhunderts regierten. In einer Ecke des Parks mit Blick auf den Teich Shinobazu no ike stand die Tsuki no matsu (Mondkiefer). Der reizvolle kreisrunde Zweig ist das Werk von Gartenbaukünstlern. Menschen mit Geschmack mögen sich bei diesem Anblick an einen Vollmond erinnert haben, so dass es ihnen vorkam, als betrachteten sie einen wunderschönen Vollmond bei Nacht. (Utagawa Hiroshige: „Uenosannai Tsuki no matsu“)
両国 Ryogoku


Mit Feuerwerk am Fluss Sumidagawa feiert man in Tokyo den Sommer. Die Tradition der großen Feuerwerke an diesem Ort nahm 1733 ihren Anfang, während der Regierung des 8. Shoguns Tokugawa Yoshimune. In diesem ukiyoe Holzschnitt treiben überdachte yakata-bune auf dem Fluss, während sich die Zuschauer an den Ufern drängen. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Yoshimune hatte Kirschbäume an den Ufern des Flusses pflanzen lassen, damit sich die Bürger der Stadt an ihnen erfreuen können. Heute, fast 300 Jahre später, ist diese Gegend einer der besten Plätze für die Kirschblütenschau hanami in Tokyo. (Utagawa Hiroshige: „Ryogoku Hanabi“)
浅草 Asakusa


Der Tempel Senso-ji ist einer der ältesten buddhistischen Tempel in Tokyo und kann auf eine fast 1.400-jährige Geschichte zurückblicken. Bei diesen Ansichten schaut der Betrachter durch das Kaminari-mon („Donner-Tor“) zum Nio-mon (Hozo-mon oder „Schatzhaus-Tor“). In der Edo-Zeit (17. - 19. Jahrhundert) war hier eines der gefragtesten Vergnügungsviertel für die Bürger der Stadt. Auch heute ist die Allee ein sehr beliebter Ort in Tokyo, an dem sich zahlreiche Touristen und Besucher drängen. (Utagawa Hiroshige: „Asakusa Kinryuzan“)
御茶の水 Ochanomizu


Ganz vorne auf dem Holzschnittdruck sieht man die Shohei-Brücke, ein Übergang, der sich heute in der Nähe des Bahnhofs Ochanomizu der Chuo-Linie befindet. Folgte man dem Weg rechts den Hang hinauf, so gelangte man zum konfuzianischen Tempel Seido (heute Yushima Seido). Die hügelige Gegend wurde später abgetragen, um den Kanda-Fluss umzuleiten. Das von Menschenhand geschaffene und von Mauern eingefasste Tal mit seinen steilen Hängen war ein beliebter Platz, um die Natur zu genießen, ohne dass man sich allzu weit aus dem Stadtzentrum herausbegeben musste. (Utagawa Hiroshige: „Shohei-bashi, Seido, Kanda-gawa“)
Bildnachweise: ukiyoe-Holzschnitte von Kameido, Ueno, Ryogoku und Ochanomizu mit freundlicher Genehmigung des Hagi Uragami Museum, Präfektur Yamaguchi; von Asakusa mit freundlicher Genehmigung von Toyo Bunko (The Oriental Library).
Fotos von Kameido (Schrein Kameido Tenjin-sha), Ryogoku (Stadt Sumida), Asakusa (Tempel Senso-ji) und Ochanomizu: Mitsugu Onishi.
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