
Bild: Der April steht nicht nur im Zeichen der Kirschblüte, sondern ist auch der Monat, in dem für viele junge Menschen ein neuer Lebensabschnitt beginnt – zum Beispiel für die Schulanfänger.
In Japan ist der April nicht nur der Monat der Kirschblüte, sondern auch ganz allgemein eine Zeit des Neuanfangs. So beginnt am 1. April in allen Behörden und Unternehmen das neue Finanzjahr, und auch an Schulen sowie Universitäten startet dann ein neues Schul- bzw. Studienjahr. Zudem ist dieses Datum traditionell der Tag des Berufseinstiegs für junge Menschen.
In diesem Jahr hat der 1. April aber eine weitere, durchaus wichtige Bedeutung. Im Rahmen der für den 30. April dieses Jahres vorgesehenen Abdankung Seiner Majestät des Kaisers sowie der Thronbesteigung Seiner Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen am darauffolgenden 1. Mai wird bereits an diesem Tag der neue Äraname 年号 (nengo, wörtlich „Jahresdevise“) verkündet, der dann ab dem 1. Mai während der gesamten Regierungszeit des neuen Kaisers verwendet wird und den bisherigen Äranamen 平成 Heisei ablöst.
Die Tradition, die Regierungszeit eines Kaisers mit einem einzigen Äranamen zu bezeichnen, ist jüngeren Datums und wird erst seit Meiji-Tenno (Regierungszeit 1868-1912) praktiziert. Der Brauch der nengo zur Zählung der Jahre ist hingegen sehr viel älter und stammt ursprünglich aus China, lebt heute aber nur noch in Japan fort. Hier besteht seit 701 eine ununterbrochene Folge von Äranamen, die jedoch nicht unbedingt mit der Thronbesteigung eines neuen Kaisers wechselten. Anlass für einen neuen Namen konnten auch segensreiche Ereignisse oder programmatische Überlegungen sein. In der Regel werden die nengo aus einem Werk der klassischen chinesischen Literatur ausgewählt.
Der ab dem 1. Mai 2019 geltende Äraname lautet 令和 Reiwa. Als Quelle wurde ein Gedicht aus der Gedichtsammlung Manyoshu gewählt, einem der ältesten Werke der japanischen Literatur.