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Kultur

Matsuri für Kinder

In alten Zeiten, als Kinder häufig von Krankheiten bedroht waren, gab es in Japan viele Feste (auf Japanisch matsuri), mit denen der Wunsch nach einem Aufwachsen der Kinder in Gesundheit und Glück zum Ausdruck gebracht wurde. Viele dieser Feste werden bis heute an den unterschiedlichsten Orten im ganzen Land gefeiert.

Fotos mit freundlicher Genehmigung der Tochigi Prefecture and Local Products Association, City of Ashikaga sowie Oga City Board of Education und Mochigase Nagashi-bina Gallery.

Ein Gebet in Form eines Stempels auf der Stirn: Hatsuyama Matsuri

Eine Gemeinde bringt ihre Hoffnung auf gute Gesundheit und kräftiges Gedeihen ihrer Kinder zum Ausdruck. Jedes Jahr am 1. Juni, dem offiziellen Beginn der Bergsteigersaison, findet dieses Matsuri im Schrein Ashikaga Fuji Sengen-Jinja in der Stadt Ashikaga, Präfektur Tochigi, im Norden der Kanto-Region statt. Neugeborene Kinder werden von ihren Eltern zum Schrein gebracht, wo ihnen ein Stempel mit Schriftzeichen in (gesundheitlich unbedenklicher) leuchtend roter Farbe auf die Stirn gedrückt wird.

In diesem Schrein wird der Berg Fuji verehrt, und der Name des Matsuri hatsu (Erster) yama (Berg) macht deutlich, dass dies das erste Mal ist, dass viele der Kinder diesen Bergschrein besuchen. Früher, als besonders Kinder unter den Folgen auftretender Überschwemmungen, Hungersnöte oder Epidemien litten, wurden Banner mit aufgemalten Drachen auf dem Berg aufgestellt, der im Schrein verehrt wird. Der Legende nach half dies dabei, die Kinder der Umgebung vor Unheil zu schützen. Hier liegen die Ursprünge des Matsuri. Wenn ihnen der Stempel auf die Stirn gedrückt wird, bleiben einige Kinder ruhig, während andere erschrecken und ein wenig weinen.

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Bilder: Oben: Der rote Stempel des Schreins auf der Stirn symbolisiert den Schutz der Gottheit. Unten: Man spürt die Zuneigung des Priesters für die Kinder, wenn er ihnen den roten Stempel aufdrückt.

Gute Geister verjagen die Faulheit: Namahage

In der Stadt Oga, Präfektur Akita, in der Region Tohoku ziehen als Dämonen verkleidete Jugendliche in der Neujahrsnacht von Haus zu Haus und rufen mit lauter Stimme im Dialekt der Region: „Gibt es hier Kinder, die oft weinen?“ oder „Gehorcht hier ein Kind seinen Eltern nicht?“ Diese „Dämonen“ sind in der Region als namahage bekannt; sie tragen furchteinflößende Masken sowie traditionelle Regenumhänge aus Stroh mino, so dass es nicht verwundert, wenn sie manchen Kindern einen Schreck einjagen und sie zum Weinen bringen.

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Bild: Während die namahage die Kinder von der Faulheit befreien, tun die Eltern so, als würden sie ihre Kinder vor den namahage beschützen.

Für die Menschen, die diesen Brauch beachten, sind die namahage in Wirklichkeit gute Geister, die sowohl Kinder als auch Erwachsene vor der Faulheit warnen sowie ihnen Segen für Gesundheit und eine gute Ernte auf den Feldern bzw. einen guten Fang im Meer erteilen. Auf diese Weise wünschen sie den Menschen Glück und Zufriedenheit im neuen Jahr. Die Familien, die von den namahage besucht werden, bewirten diese großzügig mit besonderen Speisen und Sake. Die Speisen werden nach Rezepten zubereitet, die von Generation zu Generation überliefert werden.

Gesundheit für Mädchen: Nagashi-bina

Ein Matsuri, das den Wunsch nach Gesundheit und Glück speziell für Mädchen zum Ausdruck bringt, findet jedes Jahr im April statt. Im Bezirk Mochigase in der Stadt Tottori in der gleichnamigen am Japanischen Meer gelegenen Präfektur setzt man Puppen in einem Fluss aus, wo sie von der Strömung fortgetragen werden. Diesen Brauch nennt man Mochigase no nagashi-bina. Die aus Papier gefertigten Puppen stellen Mann und Frau dar, die auf einem aus Stroh gefertigten tellerförmigen Untersatz liegen. Heute versammeln sich die in farbenfrohe Kimono gekleideten Mädchen zusammen mit ihren Schwestern und anderen Familienmitgliedern am Ufer des Flusses, um die Puppen in den Fluss zu setzen. Die Szenerie ist ausgesprochen bunt und entspricht so ganz der eines Mädchenfestes.

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Bilder: Oben: In ihre besten Kimono gekleidete Mädchen setzen die Puppen zusammen mit ihren Wünschen aus. Unten: Die Puppen, die ein verheiratetes Paar darstellen sollen, dienen bei diesem Ritual als Ersatz für Menschen.

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