Stoffe aus Japan erfreuen sich u.a. auch in Europa immer größerer Beliebtheit. Und trotz ihrer Vielzahl verschiedener zeitgemäßer Farben und Muster gehen die hochwertigen Materialien auf eine lange Tradition zurück.

Bild: (Foto: SUSUMU AI)
Eine besondere Variante ist der japanische Chirimen. Nicht zuletzt aufgrund seines Faltenwurfs sowie seiner wunderbaren Textur ist der Chirimen-Stoff die am häufigsten verwendete japanische Kreppseide. Besonders gefragt ist er für die Herstellung von Kimonos, weil er schwer zu knittern ist und im Sommer die Haut kühlt. Heute wird Chirimen jedoch auch als Material für Beutel, Geldbörsen, Taschen und andere modische japanische Waren eingesetzt. Seine hohe Qualität fördert die Langlebigkeit der hergestellten Produkte und damit deren Nachhaltigkeit. Dabei ist die Textur des Stoffes nach ihrem Gewicht in sechs Stufen eingeteilt, wobei die leichteste Stufe 18,5 oz (ca. 524,5 g) und die schwerste Stufe 31,7 oz (ca. 898,7 g) pro Rolle beträgt.
Der Begriff Chirimen kann sich zudem auf eine traditionelle Webtechnik, die im späten 16. Jh. in Japan entwickelt wurde, sowie die damit hergestellten Kreppstoffe beziehen. Mit dieser besonderen Webtechnik wird eine Reihe unterschiedlicher Stoffe hergestellt, wie beispielsweise Kinsha oder Omeshi. Die Stoffe unterscheiden sich vor allem in ihrem Faltenwurf sowie ihrer Textur und sind daher für bestimmte Projekte mehr oder weniger geeignet.

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Japanische Kreppstoffe haben wunderschöne, gewollte Falten auf der Oberfläche. Diese Falten, auch Shibo genannt, entstehen durch das Verdrehen der (horizontalen) Schussfäden in der sogenannten Chirimen-Webtechnik. Diese Schussfäden sind zudem dicker als die (vertikalen) Kettfäden und ihre Spannung trägt zur charakteristischen Textur der Seide bei. Kreppgewebe ist ein Gewebe mit "einfacher" Bindung im Gegensatz zu einem Gewebe mit "Köper-" oder "Damastbindung".
Während die meisten japanischen Chirimen-Textilien ausschließlich aus Seide bestehen, werden beim Chirimen dieselben traditionellen Techniken auf eine Vielzahl von Materialien angewandt, darunter Polyester und Rayon. Die verschiedenen Materialien weisen unterschiedliche Qualitäten auf, wobei Polyester zum Beispiel für Reisekleidung sehr geschätzt wird, da es sich leicht waschen, aufhängen und trocknen lässt und dadurch noch knitterfreier ist.

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Neues aus Japan hat mit der Fashion Designerin und Mitgründerin des Labels SUSUMU AI 進愛, Alisa Menkhaus, gesprochen, die 2015 mit ihrer KUROSHIRO-Kollektion an der Esmod Universität Berlin debütierte. Die Kollektion wurde ausschließlich aus japanischen Stoffen – u.a. Chirimen für Kleider und Blusen – hergestellt und mit einem Preis ausgezeichnet.
„Unser Label hat es sich zur Aufgabe gemacht, die japanische Kultur zu erhalten und diese weltweit zugänglich zu machen. Nicht zuletzt, weil über Jahrhunderte entstandene Traditionen weltweit an Bedeutung verlieren. Dies manifestiert sich beispielsweise darin, dass bestimmte Handwerksberufe und andere traditionelle Professionen, welche heute nur mehr von einer Handvoll Menschen ausgeführt werden können, von der japanischen Regierung als lebende Nationalschätze 人間国宝 (Ningen kokuho) bezeichnet werden. Man sucht weltweit nach Nachfolgern, bevor die Letzten, die über dieses Wissen verfügen, aussterben – und mit ihnen die Tradition.“
2018 gründeten Alisa und ihr Bruder Keiho Menkhaus, der für den administrativen Teil des Unternehmens verantwortlich ist, die SUSUMU AI GmbH. Dort werden ausschließlich traditionelle japanische Stoffe verwendet. Um die besten Materialien für die Kollektionen zu finden, reist das Team zweimal pro Jahr nach Japan und besucht traditionelle Produktionsstätten. In seinem Atelier in Berlin verarbeitet es diese außergewöhnlichen Stoffe dann unter anderem in Kleidungsstücke.

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„In den Kleidungsstücken treffen traditionell japanische Stoffe und Kimono-Schnittmuster, die in der heutigen Mode kaum noch verwendet werden, auf den europäischen Zeitgeist. Dies verleiht dem außergewöhnlichen Design unseres Labels einen einzigartigen Charakter. Die besonderen und durchdachten Schnittmuster sowie Designdetails kaschieren und betonen gleichermaßen die Figur der Frau, ohne im Alltag zu sexy zu wirken“, so Alisa Menkhaus.
SUSUMU AI hat einen starken familiären Hintergrund. Die direkte Übersetzung lautet „fortschreitende Liebe“. Diese hat eine ganz besondere Bedeutung für das Unternehmen und das gesamte Team, da es an eine Liebe glaubt, die über Zeit und Ort hinausreicht. Für Alisa und Keiho Menkhaus hat der Name zudem eine noch intensivere Bedeutung: „Susumu進ist der Vorname unseres japanischen Großvaters. Er ist eine Hommage an ihn, dessen ständige Motivation und Liebe, auch über sein Ableben hinaus, dieser Marke Leben einhaucht.“ Dies spiegelt sich auch im Logo der Marke wider – dem Familienwappen ihres Großvaters.
Alisa und Keiho Menkhaus sind sowohl mit japanischen als auch mit deutschen Wurzeln aufgewachsen und wurden in beiden Ländern immer als Ausländerin bzw. Ausländer wahrgenommen. Oft werden sie gefragt: "Fühlt Ihr euch eher deutsch oder japanisch?" Sie haben lange nach einer ehrlichen Antwort auf diese Frage gesucht und sie schließlich gefunden: "Wir sind, was wir erschaffen. Wir sind SUSUMU AI.“
Text und Fotos mit freundlicher Unterstützung der SUSUMU AI GmbH: www.susumuai.com