Eine einzelne Schnur wird so zusammengebunden, dass sie sich in einen Schlüssel oder in eine wunderschöne Blume verwandelt. Und doch, unabhängig davon, wie kompliziert der Knoten ist, wird er doch wieder zu einer einzelnen Schnur, wenn man ihn löst. Im Laufe der Zeiten haben dekorative Knoten durch sorgfältige und ausgefeilte Fertigkeiten der Menschen in Japan eine beeindruckende Transformation erfahren. Die Fähigkeit, dekorative und erstaunliche Knoten als Schmuck zu kreieren, galt im 12. Jh. für die weiblichen Angehörigen des Hofadels als eine wichtige Fertigkeit; aus diesem Grund war dies eine der wichtigsten Techniken, die sie sich aneigneten. Damals genossen die hana-musubi („Blumenknoten“) eine hohe Beliebtheit.

Bild: Während der Edo-Zeit (1603 - 1868) wurden die Fähigkeiten zum Kreieren der schönen hana-musubi erweitert, um sie für Beutel zu verwenden, die Teepulver sowie Zubehör für die Teezeremonie enthalten.
Allerdings erfuhr die Geschichte der schmückenden hana-musubi in der sogenannten „Zeit der streitenden Reiche“ von Ende des 15. Jh. bis Ende des 16. Jh. einen dramatischen Wandel. Die damaligen Samurai-Fürsten schätzten in besonderem Maße die Teezeremonie, hatten jedoch Angst davor, dass der Tee vergiftet sein könnte. Um sich zu schützen, entwickelten die Teemeister, die ihren Herren in dieser Kunst dienten, den Brauch, die Beutel, die die Dose mit Teepulver enthielten, auf jeweils eigene komplizierte Weise so zu verknoten, dass der Knoten nicht nachgemacht werden konnte. Sollte er doch einmal gelöst werden, war es unmöglich, die Schnur in derselben Weise wieder zuzubinden wie zuvor. Auf diese Weise konnte man erkennen, ob der Beutel bereits geöffnet wurde oder nicht. Diese nicht nachzumachenden Knoten wurden fuuji-musubi genannt, wörtlich bedeutet dies „Siegel-Knoten“ – eine einzelne Schnur, die auf erstaunliche Weise wie ein Schlüssel fungiert.

Bild: Der fuuji-musubi dient als Schlüssel, während er zugleich die Form eines wunderschönen dekorativen Knotens annimmt.

Bild: SEKINE Miyuki ist eine Expertin für musubi („Knoten“) sowie eine Künstlerin, die die Jahreszeiten und Feste in Japan auf unterschiedlichste Weise in ihre Knotenkreationen überträgt. Ihre Aktivitäten umfassen auch die Reproduktion von Knoten, die in früheren Zeiten bei Zeremonien und Feiern verwendet wurden. Dabei stützt sie sich auf historische Dokumente und andere Quellen.

Bild: Diese kusudama („Medizinkugel“) besteht aus fünf farbigen Schnüren, die in kunstvollen Knoten einen Beutel mit Duft- und Heilkräutern umschließen. In diesem Fall wurden dafür geflochtene Schnüre kumihimo verwendet.
Anmerkung: Alle Knoten in den Bildern dieses Beitrags wurden von Frau Sekine geknüpft.
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