Während sich nach dem Ende der Coronapandemie die Zahl der Touristen, die aus dem Ausland nach Japan reisen, wieder erholt hat, zieht eine Sake-Brauerei mit Hotel in der Stadt Saku (Präfektur Nagano) in besonderer Weise die Aufmerksamkeit auf sich. Tauchen Sie ein in eine neue Form des Tourismus, bei dem der Schwerpunkt auf Erlebnissen aus erster Hand und auf das Interagieren mit den Menschen vor Ort liegt.

Bild: TAZAWA Marika führt das Hotel Kurabito Stay. Sie hofft, dass ihr Engagement als unabhängige Unternehmerin anderen Frauen in entlegenen Regionen Japans als Inspiration dient.
In Japan kommen Besucher in den Genuss der einzigartigen Kultur des Landes sowie seiner reichen Natur, ohne sich wegen der öffentlichen Sicherheit oder schlechter Verkehrsverbindungen sorgen zu müssen. Erstmals wurde Japan vom World Economic Forum im „2021 Travel & Tourism Development Index“ unter 117 Ländern auf Platz eins gewählt.
Wer an eine Reise nach Japan denkt, sollte unbedingt auch einmal einen Abstecher in eine der abgelegenen Regionen des Landes unternehmen. In ganz Japan gibt es eine Vielzahl faszinierender Orte, die sich durch wunderschöne Natur, reiche Geschichte und ein einzigartiges kulturelles Erbe auszeichnen. Einer dieser Orte ist Saku, eine Stadt in der Präfektur Nagano in Zentraljapan, die Heimat von Kurabito Stay, dem weltweit ersten Sake-Brauerei-Hotel, in dem sich Gäste aus aller Welt eigenhändig an der Herstellung von Sake versuchen können, während sie in einer traditionellen Brauerei übernachten.

Bild: Die Gäste können sich um den großen runden Tisch im Erdgeschoss des Kurabito Stay versammeln. Die Gästezimmer befinden sich im ersten Stock.
TAZAWA Marika, die selbst aus der Präfektur Nagano stammt, führt das Kurabito Stay. Nachdem sie zunächst an anderen Orten für ein Reiseunternehmen und für eine Weinhandlung gearbeitet hatte, kehrte sie in ihre Heimatpräfektur zurück, um in einer kommunalen Verwaltung als Quasi-Beamtin für das landesweite Programm zur Förderung von Kommunen tätig zu werden. Gleichzeitig absolvierte sie ein Studium für Tourismusmanagement in einer Einrichtung, die von der Präfekturregierung gefördert wird.
Bereits als Unternehmensangestellte hatte Tazawa die Probleme des Massentourismus kennengelernt. Der Wettbewerb beim Vertrieb von Reiseangeboten zu niedrigen Preisen ging in bestimmten Tourismusorten mit finanziellen und weiteren Belastungen einher, die wiederum zu einer geringeren Zufriedenheit der Reisenden führten. Um diesem negativen Kreislauf ein Ende zu setzen, schaute Tazawa sich Städte in Europa an, die sie seit ihrer Studienzeit häufig bereist hatte. Sie erklärt: „Die Menschen in den ländlichen Regionen Europas sind stolz auf ihre Heimat und auf ihre Geschichte. Aus diesem Grund sind sie so lebendig und verkaufen sich nicht unter Wert.“
Inspiriert vom Weintourismus, einem boomenden Tourismuszweig in Europa, hatte sie die Vision einer Tourismusregion auf der Grundlage von Sake: „Sake ist einzigartig für unser Land. Nachdem ich über tausend touristische Ziele in fünfzig Ländern weltweit besucht hatte, war ich mir sicher, dass das Herstellen von Sake in einer historischen Brauerei die Art von Erlebnis sein würde, die dem Rest der Welt als Inspiration dienen kann.“ In Saku gibt es insgesamt dreizehn Sake-Brauereien, die alle auf eine lange Tradition zurückblicken können. Tazawa übernahm ein altes Gebäude neben einer dieser Brauereien, das zuvor als Unterkunft für Mitarbeiter gedient hatte, und wandelte es in ein Hotel um. Im März 2020 nahm sie den Betrieb auf.

Bild: Früher diente das Hotel Kurabito Stay als Unterkunft für Mitarbeiter einer angesehenen Brauerei, die seit 330 Jahren Sake herstellt.
Die Hotelgäste im Kurabito Stay haben Zugang zu einer Brauerei, die tatsächlich in Betrieb ist, und sie können sich am Prozess der Herstellung von kommerziellem Sake beteiligen. Der Preis von 55.000 Yen pro Übernachtung ist nicht unbedingt günstig, jedoch kommen die Menschen für ein einzigartiges Erlebnis hierher. Darunter sind zahlreiche Gäste, die bereits mehrmals da waren. Auch eine Simultanübersetzung in englischer Sprache wird angeboten. Das Hotel genießt daher unter internationalen Reisenden einen guten Ruf – rund siebzig Prozent der Gäste kommen aus dem Ausland.

Bild: Gäste, die im Kurabito Stay übernachten, haben jederzeit Gelegenheit, Sake zu probieren. Die Brauerei bietet zudem ein Seminar mit Sake-Verkostung an.
„Wir legen den Fokus eher auf jemanden, der hundert Stunden vor Ort ist, als auf hundert Leute, die alle nur eine Stunde bleiben“, so Tazawa. Das Hotel bietet Frühstück (sowie bei einigen Angeboten auch Abendessen) an, aber für die weiteren Mahlzeiten erhalten die Gäste eine Karte der Nachbarschaft, so dass sie die Angebote in der Nähe auf eigene Faust erkunden können. Auf diese Weise wird die ganze Kommune unterstützt: „Es macht mich glücklich zu hören, wenn ein Gast sagt, dies sei eine nette Stadt“, meint Tazawa.
In Zukunft plant sie auch das Anbieten von Radtouren, um Besuchern die Möglichkeit zu geben, noch mehr von Sakus Umgebung kennenzulernen, sowie auch von Kursen, in denen vertiefte Kenntnisse über das Brauen von Sake vermittelt werden. Mit Bezug auf ihre Absicht, ihr Unternehmen auszuweiten, meint sie: „Es gibt weitere Regionen in Japan, in denen Sake hergestellt wird, und die eine ebenso lange Tradition haben wie Saku. Ich möchte gern einen Beitrag zur Förderung von Regionen leisten, bei denen Brauereien in anderen Kommunen im Mittelpunkt stehen.

Bild: Eine Brauereimitarbeiterin erklärt einem Gast die Herstellung von Sake, der nach einem Verfahren gebraut wird, das seit der Edo-Zeit (Anfang 17. Jh. bis Mitte 19. Jh.) angewendet wird. Je nach Jahreszeit beinhalten die Aktivitäten z.B. das Waschen von Reis oder das Herstellen der Hefe.
Verbringen auch Sie, sollten Sie einmal nach Japan kommen, mehr Zeit an einem Ort, um dort eine Facette der Kultur zu erleben, die über Generationen hinweg gepflegt und weitergegeben wird.
Das Original dieses Beitrags wurde von KIZUNA, dem offiziellen Online-Magazin der Regierung von Japan, übernommen und für NEUES AUS JAPAN ins Deutsche übersetzt. Den Originalbeitrag (in englischer Sprache) finden Sie hier: https://www.japan.go.jp/kizuna/2023/06/experience_sake_brewing.html