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Grafik-Tools, die von Manga-Künstlern geschätzt werden

Welche Tools werden für die Gestaltung eines Manga verwendet? In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Hilfsmittel die Profis auf welche Weise nutzen, um ihre Manga zu kreieren. (Fotos: KURIHARA Osamu; unterstützt von Wacom)

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Bild: Die Manga-Künstlerin TANAKA Teko erstellt ihre Entwürfe mithilfe eines Bleistifts. Für das Kreieren ihrer Werke nutzt sie eine Kombination aus Schreibutensilien und digitalen Geräten

Manga erfreuen sich bei Menschen auf der ganzen Welt großer Beliebtheit. Seit einigen Jahren werden die meisten Manga von Zeichnern geschaffen, die bei ihrer Arbeit ausschließlich digitale Geräte verwenden. Dennoch gibt es nach wie vor auch Zeichner, die ihre Werke auf Papier erstellen. Sie nutzen bei allen Schritten Stift, Papier und Tinte, angefangen bei den Entwürfen bis hin zu den letzten Feinheiten. Darüber hinaus gibt es nicht wenige „Mangaka“, die sich für eine hybride Arbeitsweise entschieden haben; sie nutzen sowohl Papier und Stift als auch digitale Werkzeuge, um ihre Schöpfungen zu erstellen.

Ein Lieblings-Tool der Mangakünstler ist bis heute der Federhalter mit einer spitzen Feder, die in ein Tintenfass getaucht wird. Der Federhalter ist besonders wichtig bei dem Arbeitsschritt, in dem die Farbe aufgetragen wird und bei dem der Zeichner die zunächst mit Bleistift erstellte Skizze nachzeichnet. Unter den verschiedenen Schreibfedern wird am häufigsten die G Pen-Feder verwendet, um die Umrisse der Manga-Figuren zu zeichnen. Mit ihrem tiefen und offenen Schlitz, der bis zur Mitte der Feder reicht, und der Fähigkeit, die Dicke der gezeichneten Linien mit mehr oder weniger Druck zu variieren, eignet sie sich hierfür besonders gut. Die Maru Pen-Feder wird verwendet, um ganz feine komplexe Linien zu zeichnen, z.B. für Augen, Haare und Hintergründe. Welche Feder sie auch verwenden, viele Manga-Künstler sind davon überzeugt, dass ihre Figuren nur durch das Zeichnen mit der Hand „eine Seele“ erhalten. Sie sind, was ihre nicht-digitalen Tools anbelangt, ausgesprochen wählerisch und bestimmen ihre Federn, Federhalter, Stifte und Farben mit großer Sorgfalt.

Das Verwenden von an Computern angeschlossenen LCD Pen-Tablets mit digitalen Stiften hat auch für Manga ganz neue Möglichkeiten eröffnet. So wie bei Stift und Papier reagiert der digitale Stift auf den Druck der Hand und erlaubt es, in derselben Weise ausdrucksvolle Linien zu zeichnen sowie Farben aufzutragen. Der Künstler kann aus Hunderten Millionen Farben auswählen, und der Hintergrund kann im Nu geändert werden, indem beispielsweise Fotos oder hinzugefügte Hintergrundmuster importiert werden.

Das Erstellen eines Manga – von den ersten Skizzen für die Story bis zu den letzten Details – bedeutet stets einen großen Kraftaufwand. Die Manga werden sich sicherlich weiterentwickeln, da die Zeichner die Vorteile sowohl analoger als auch digitaler Tools nutzen werden.

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Bild: TANAKA Teko demonstriert die einzelnen Schritte bei der Erstellung einer Farbzeichnung. Sie verwendet eine blaue Mine (1) in ihrem Druckbleistift (2), um zu Beginn eine Skizze zu erstellen, die später, wenn die Zeichnung gedruckt wird, nicht mehr sichtbar ist. Im Anschluss nutzt sie einen normalen Bleistift (3), um die Linien des Entwurfs (4) nachzuzeichnen.

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Bild: Danach zeichnet sie die wichtigsten Linien mit Tinte nach. Nach dem Einsetzen einer G Pen-Feder (5) und der Maru Pen-Feder (6) in einen Federhalter taucht sie die Feder in ein Tintenfass (7) und zeichnet die Linien nach (8). Sie wählt genau die richtige Feder für die gewünschte Dicke des Strichs. Dies ist immer ein spannender Arbeitsschritt, weil mit der Hand gezogene Linien nicht korrigiert werden können.

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Bild: Das Coloring geschieht mithilfe eines LCD Pen-Tablet (9). Die per Hand mit Tinte erstellte Zeichnung wird als digitales Bild eingescannt, und anschließend werden die Farben mit einem digitalen Stift hinzugefügt (10). Die Auswahl der Farben geschieht über eine Farbpalette, und ein Pinsel-Tool dient für das Weichzeichnen und andere Effekte (11).

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Bild: Die bunte Zeichnung ist komplett.

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Bild: Manga von TANAKA Teko „Hokago Ponytail“ („Ponytail after School“) (Margaret Comics, Shueisha Inc.)

Vorteile des Zeichnens mit der Hand sowie des digitalen Zeichnens

Digitale Daten können einfach mit anderen geteilt werden und geben einem ein Gefühl der Sicherheit, weil man Fehler stets korrigieren kann. Wenn man andererseits auf Papier zeichnet, können Linien nicht mehr verbessert werden; dies verleiht ihnen aber größere Intensität und Kraft. Ob man nun Schreibutensilien oder digitale Tools nutzt, sehr wichtig ist, dass man immer wieder mit ihnen übt, um wirklich gut zu werden. (Aus einem Interview mit TANAKA Teko)

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Bild: © Teko Tanaka 2024

Das Original dieses Beitrags wurde von niponica, dem Web-Magazin von Web Japan (Außenministerium von Japan), übernommen und für NEUES AUS JAPAN ins Deutsche übersetzt. Den Originalbeitrag (in englischer Sprache) finden Sie hier: https://web-japan.org/niponica/niponica36/en/feature/feature05.html