Botschaft von Japan

Esskultur

Kumi-ame – kleine süße Bonbons mit einer Botschaft

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Fotos: KURIHARA Osamu; Kooperation: my ame

„Kumi-ame“ ist eine Süßigkeit, die aus langen Strängen von Zuckermasse hergestellt wird. Werden diese Stränge in kleine Scheiben geschnitten, zeigen sie an den Schnittflächen jeweils das gleiche Motiv. Das vielfältige Spektrum dieser Motive reicht von Gesichtern über Tiere und Pflanzen bis hin zu Früchten und mehr.

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Bild: „Kumi-ame“ mit der Botschaft „Vielen Dank“ auf Japanisch und Englisch

Ganz früher bezeichnete man Süßigkeiten in Japan als „mizu-ame“. Dabei handelt es sich um einen klebrigen Stärkesirup, für dessen Herstellung die Stärke in Getreidearten wie Reis und Hirse mithilfe von Malz in Zucker verwandelt wurde. Diese Substanz wurde dann so lange geknetet, bis sie zu einer süßen Masse aushärtete. Als sich während der Edo-Zeit (1603-1868) Zucker allgemein verbreitete, wurden japanische Bonbons hergestellt, indem man Zucker mit „mizu-ame“ vermischte. Diese Art von Konfekt erfreute sich in der Bevölkerung rasch allgemeiner Beliebtheit.

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Bild: Die einzelnen Stränge für die „kumi-ame“ werden zunächst immer länger gezogen, wodurch sie gleichzeitig dünner werden

„Kumi-ame“ wurden erstmals während der Edo-Zeit hergestellt. Dabei wird eine Mischung aus „mizu-ame“ und Zucker eingekocht und anschließend in die Länge gezogen, gefaltet und geknetet. Die so entstehenden langen Stränge werden anschließend verschieden eingefärbt. Als Nächstes werden einzelne Stränge zu einer Rolle mit einem Durchmesser von ca. 30 cm zusammengelegt. Wird diese Rolle nun immer mehr in die Länge gezogen und anschließend in kleine Scheiben geschnitten, erscheint auf jeder Schnittfläche das gleiche Motiv. Die Süßwarenhersteller haben nur 30-40 Minuten Zeit, wenn die Stränge noch warm und weich genug sind, um die verschiedenen Stränge zu Mustern zu arrangieren und in die Länge zu ziehen. Dies muss rasch geschehen, wobei die Stränge ständig gerollt werden müssen, um die schöne runde Form zu erhalten und das angestrebte Muster nicht zu verziehen.

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Bild: Hier werden die verschiedenen Stränge zu einer Rolle arrangiert

Die Motive dieser Bonbons können nicht nur Bilder, sondern auch kurze Texte zeigen. Ein Produzent von „kumi-ame“ in der Präfektur Aichi stellt Bonbons mit kurzen Botschaften her, die die Kunden selber bestimmen können. Die Spezifikationen, die von einem „kumi-ame“ Designer bereitgestellt werden, beinhalten detaillierte Anweisungen in Bezug auf die Farben und die Anordnung für jede einzelne Bestellung. Ein komplizierter Text kann auf diese Weise aus über hundert verschiedenen Strängen bestehen. Deren Anordnung erfordert große Sorgfalt, da jede Ungenauigkeit und jeder Fehler die Buchstaben unlesbar werden lässt. Gibt es andererseits zu wenige Buchstaben oder nicht genug Striche in einem Schriftzeichen, wird die Balance zum Problem, weil es dann schwierig ist, die Abstände zwischen den einzelnen Buchstaben richtig zu bestimmen. Es braucht also viel Erfahrung und auch die Intuition eines echten Profis, um sich das fertige Produkt vorstellen und die Stränge in effizienter Weise anordnen zu können.

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Bild: Zum Schluss wird die Rolle zu einem 2 cm dünnen Strang lang gezogen

Bonbons wie diese mit kurzen Textbotschaften eignen sich hervorragend dazu, persönliche Gefühle zu übermitteln. Sie stellen ein informelles Geschenk dar, mit dem gute Wünsche und Freundlichkeit in greifbarer Form zum Ausdruck gebracht werden. Auch wenn sie eher klein sind, schmeckt man beim Lutschen dieser Bonbons, wie ihr Aroma und ihre Süße in den Körper aufgenommen werden.

Das Original dieses Beitrags wurde von niponica, dem Web-Magazin von Web Japan (Außenministerium von Japan), übernommen und für NEUES AUS JAPAN ins Deutsche übersetzt. Den Originalbeitrag (in englischer Sprache) finden Sie hier: https://web-japan.org/niponica/niponica36/en/feature/feature07.html