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Feature - Ikebana - die Kunst des Blumensteckens
Ikebana ist einer der auch außerhalb Japans gängigen japanischen Begriffe und die Kunst des Blumensteckens wird hierzulande inzwischen vielfach unterrichtet und praktiziert. Der Name kommt von ikeru = leben und hana = Blume(n) und wird oft etwas poetisch als "Blumen zum Leben erwecken" übersetzt.
Entwickelt hat sich die Kunst ursprünglich aus der buddhistischen Tradition der Blumenopfer, die in Japan seit Anfang des 7. Jahrhunderts wichtig wurde.
Diese Blumen waren meist symmetrisch und extrem simpel angeordnet und wurden zusammen mit einer Kerze und Räucherwerk vor einem buddhistischen Bild oder Symbol dargebracht.
Erst im späten 15. Jahrhundert wurden aufwendigere Arrangements gestaltet, die nicht nur dekorativ sondern auch kontemplativ gedacht waren. Sengyô soll 1462 das erste Arrangement im rikka-Stil ("stehende Blumen") geschaffen haben. Die anfangs sieben (später neun) asymmetrisch gefächerten Zweige symbolisierten Elemente bzw. Merkmale der Natur. Gleichzeitig entstanden komplexe Theorien, die in Werken gesammelt und überliefert wurden. Die Kunst des Blumensteckens florierte unter der Aristokratie im 16. und 17. Jahrhundert. Die tokonoma (Schmucknische) wurde zum typischen Platz für die Blumenarrangements. Erst schmückten die Werke nur die privaten Räume und dann aber auch wurden sie auch öffentlich zur Schau gestellt.
Im späten 16. Jahrhundert kam mit der gestrengen Teezeremonie ein passenderes chabana (cha = Tee + hana = Blume; Blumengesteck bei der Teezeremonie) auf. Der nageire-Stil ("hineinwerfen"), der weitaus schlichter war als der inzwischen hoch elaborierte, prächtige rikka-Stil, betonte mehr die natürliche Schönheit der Materialien. Oft wurde nur ein einziger Zweig verwendet. Als sein Gründer gilt Sen no Rikyû (1522-91).
Ende des 17. Jahrhunderts, als statt des Adel und Klerus Händler die treibende Kraft der Gesellschaft wurden, entwickelte sich der shôka-Stil, der meist aus drei in einem asymmetrischen Dreieck angeordneten Zweigen bestand und die Schlichtheit der nageire mit der Würde der rikka verband. Idealerweise sollten die Zweige hierbei die Essenz der Pflanze selber und seines Wuchses ausdrücken. Je nach Schule sind die drei Zweige unterschiedlich lang bzw. zueinander angeordnet und bezeichnet, aber seit dem 19. Jahrhundert haben sich die Namen Himmel (ten), Erde (chi) und Mensch (jin) durchgesetzt. Der Name shôka bedeutet "lebende Blumen" und wird mit denselben Zeichen wie ikebana geschrieben, welches der moderne Name für die Kunst des Blumensteckens. Einige Schulen bevorzugen wiederum die Lesung "seika".
Noch heute lernen vor allem junge Mädchen und Frauen diese Kunst. Der jahreszeitliche Bezug der verwendeten Blumen und Materialen sowie die Harmonie des Arrangements und die Kombination mit dem Gefäß sind dabei sehr wichtig. Es gibt viele verschiedene Stile, Schulen und Wettbewerbe. Einige Künstler schaffen immer avantgardistischere Werke, für die gar keine floralen und somit vergänglichen Elemente mehr verwendet werden.
Hier in Deutschland werden die verschiedenen Schulen von einem Bundesverband vertreten:
http://www.ikebana-bundesverband.de/