In Japan glaubt man,
dass der erste Traum in einem neuen Jahr Aufschluss darüber gibt, wie sich
dieses Jahr für den Träumenden entwickelt. Da der Neujahrstag eher ein Tag
des stillen Feierns ist und die Menschen in der Regel erst am zweiten Tag
wieder zum normalen Alltag zurückkehren, ist der hatsu-yume (der erste Traum
eines neuen Jahres) gewöhnlich der Traum in der Nacht des zweiten Januar.
Die große Bedeutung, die die Menschen hatsu-yume beimessen, reicht tief in
die Vergangenheit zurück. So gibt es z.B. eine historische Aufzeichnung über
einen hatsu-yume, den Kaiser Suinin träumte, der um das 4. Jahrhundert
regiert haben soll.

Der Überlieferung nach kommen in den drei besten Träume, die man haben kann,
der Berg Fuji, Falken und Auberginen vor - in dieser Reihenfolge. Es gibt
zahlreiche Theorien darüber, die zu erklären versuchen, warum Träume über
diese drei Dinge als glückverheißend gelten. Eine lautet, dass es sich
hierbei um hohe Gegenstände handelt: der höchste Berg Japans ist der Fuji,
ein anderer Berg in der Nähe ist der Ashitaka (-taka bedeutet Falke), der
etwa halb so hoch ist wie der Fuji. Und Auberginen wurden vielleicht deshalb
gewählt, um sich über ihren „hohen“ Preis im alten Japan lustig zu machen.
Während der Feudalzeit war der „erste Traum“ für die Menschen allerdings
keineswegs immer eine lustige Angelegenheit. Sie unternahmen große Anstrengungen um
sicherzustellen, dass sie einen glücklichen Traum träumten. Eine davon war,
unter das Kopfkissen das Bild eines Schiffes mit dem Schriftzeichen für
„Schatz“ auf dem Segel zu legen. Dieser Brauch wurde während der
Muromachi-Zeit (14.-16. Jh.) üblich und von allen Kreisen der Bevölkerung -
vom obersten Fürsten bis zu einfachen Städtern - befolgt; man schob das Bild
eines Schatzschiffes unter das Kopfkissen in der Hoffnung, dass das
neue Jahr
Glück und Reichtum bringen würde.
Druckversion 
|