Filme aus Japan

„Prinzessin Mononoke“

Japan 1997, 135 min., deutsche Fassung, FSK 12

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Botschaft von Japan
.Neues aus Japan Nr.2                            Januar 2005

 

 

 

Im letzten Monat diesen Jahres erscheinen lediglich zwei japanische Filme neu als DVD auf dem deutschen Markt: Akira Kurosawas „Ran“ und Junji Itos „Uzumaki“. Keine relevanten Neustarts sind in Sicht, weshalb ich mich an dieser Stelle einem Klassiker des Anime widmen möchte – Hayao Miyazakis „Prinzessin Mononoke“.

Nun gibt es kaum einen Superlativ, der diesem Film noch nicht verliehen und nichts, was über diesen Film noch nicht geschrieben worden ist. Trotzdem denke ich, dass es einige unter Ihnen gibt, die – davon ausgehend, dass Trickfilme in erster Linie Kinderfilme sind – Miyazakis Meisterwerk noch nicht gesehen haben. Und ein Meisterwerk ist dieser Film wahrlich. Bezeichnen Barry Cook und Tony Bancroft (Disneys „Mulan“) den Trickfilmregisseur („Heidi“) schlichtweg als „Gott“, so hat sich Miyazaki mit Mononoke zumindest selbst ein Denkmal gesetzt. Der Film lockte in Japan 13 Millionen Menschen in die Kinos und wurde erst durch „Chihiros Reise ins Zauberland“ (ebenfalls Miyazaki) als erfolgreichster japanischer Film abgelöst.

Gehen wir davon aus, dass so viele Menschen nicht irren können - was macht den Zauber dieses Streifens aus? „Prinzessin Mononoke“ erzählt die Geschichte des Emishi-Kriegers Ashitaka, der – ausgezogen, eine Wunde zu heilen, die er sich in Verteidigung seines Dorfes zugezogen hat - in den unerbittlichen Kampf zwischen der Geschäftsfrau Eboshi und ihren Männern mit Prinzessin Mononoke und den Geistern des Waldes verwickelt wird. Eboshi betreibt eine schwer befestigte Eisenhütte und holzt zu deren Betrieb die Wälder ab. Dies bringt sie in Konflikt mit den Tieren des Waldes unter Führung der riesigen Wölfin Moro und deren Ziehtochter Mononoke, die ihr einen blutigen Guerilla-Krieg liefern. Eine bittere Vision, die im Japan des Wirtschaftswachstums der 60er und 70er Jahre bereits mehr als real war, als man in Tokyo vor Smog den Fuji nicht mehr sehen konnte und Tausende Menschen unter der Minamata-Krankheit litten, ausgelöst durch acetaldehydverseuchte Industrieabwässer. Auch wenn man in Japan die Kirschblüte längst wieder in vollen Zügen genießen kann, ist die Problematik aktuell wie je zuvor und erinnern die Berge toter Wildschweine im Film bitter an die Kadaver getöteter BSE-Rinder in Bayern oder Niedersachsen. Der Film ist eine bildgewaltige Parabel auf die Unabdingbarkeit des friedlichen Nebeneinander zwischen Mensch und Natur und ein Appell an das menschliche Gewissen, die Natur und seine Bewohner zu achten und nicht bedingungslosem wirtschaftlichen Wachstum zu opfern. Es ist jedoch nicht nur die höchst aktuelle Geschichte, die berührt, sondern vor allem auch die liebevoll gezeichneten Charaktere (im wahrsten Sinne des Wortes – nur 10% des Films sind computergeneriert), die komplex und deshalb glaubwürdig sind. Weder ist Eboshi nur böse, noch Mononoke nur gut und damit de facto Sympathieträgerin. Es geht somit nicht um den Sieg der einen oder der anderen Seite, sondern in erster Linie um die Wahrnehmung der Belange des Gegenüber und die Aussöhnung zwischen Mensch und Natur.

Fazit: Ein wundervoller Film mit einer fesselnden Botschaft, faszinierenden Bildern und einem Score (Joe Hisaishi), der einem nicht mehr aus dem Kopf geht. Beeindruckende Animation – zum Teil auch sehr realistisch und brutal – die man, wenn möglich, auf großer Leinwand sehen sollte. Und wenn Sie dies tun – achten Sie auf die herzerwärmenden Waldgeister, die die Natur in ihrer Vielfalt und Liebenswürdigkeit repräsentieren und für die allein sich der Gang ins Kino lohnt.
 

 
 

J.G.(Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)  


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