Botschaft von Japan
.Neues aus Japan Nr.3                           Februar 2005
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Die Geschichte vom Reisgarbenfeuer


 

 

Die schwere Flutkatastrophe im Indischen Ozean Ende 2004 hat gerade auch in Japan große Betroffenheit ausgelöst, da dieses Land seit alters her besonders oft unter Flut-wellen leidet. Inzwischen hat sich die japanische Bezeichnung „Tsunami“ für eine Flut-welle, die nach einem Seebeben die Küstenregionen der Anrainerstaaten verwüstet, inter-national eingebürgert.

Im Zusammenhang mit der jüngsten Flutkatastrophe erinnerte das japanische Institut für Brandsicherheit und Katastrophenvorsorge (ISAD) auf seiner Homepage an eine histo-rische Episode, die vielen älteren Japanern noch aus Schulbüchern bekannt ist: „Die Geschichte vom Reisgarbenfeuer“.

1854 gab es vor der Küste der jetzigen Präfektur Wakayama in Zentraljapan ein See-beben, das eine große Flutwelle auslöste. Der Schulze eines Küstendorfes, Hamaguchi Goryo (1820-1885), bemerkte von seinem Anwesen aus, das auf einer Erhöhung über der Küste lag, wie das Meer sich plötzlich in unnatürlicher Weise zurückzog. Er vermutete, dass eine Flutwelle im Anrollen sei und überlegte, wie er die Menschen in seinem Dorf rasch retten könne, welche die Veränderungen auf dem Meer noch nicht bemerkt hatten. Da keine Zeit blieb, zur Küste hinunterzulaufen, entschied er sich dafür, Feuer an die Reisgarben zu legen, die in seinem Anwesen zum Trocknen aufgestellt waren. Damals waren alle Mitglieder einer Dorfgemeinschaft dazu verpflichtet, bei Ausbruch eines Feuers sofort zur Unglücksstelle zu eilen und bei den Löscharbeiten zu helfen. Die Dorfbewohner eilten nun sofort zum Anwesen ihres Schulzen und blieben so von der inzwischen an-rollenden Flutwelle verschont. Der Schulze hatte einen Teil seiner Ernte geopfert, um seine Mitbewohner zu retten. Diese Geschichte wurde einige Jahrzehnte später durch die Erzählung „A Living God“ des in Japan lebenden Schriftstellers Lafcadio Hearn auch inter-national bekannt. Noch später wurde die Geschichte für das Lesebuch der 5. Grundschul-klassen adaptiert und bis 1945 verwendet. Dank dieser Geschichte haben viele ältere Japaner noch heute eine anschauliche Vorstellung von der Bedrohung durch Flutwellen.

Das Institut für Brandsicherheit und Katastrophenvorsorge weist darauf hin, dass heute die Tsunami-Warnungen des Meteorologischen Amtes via Radio, Fernsehen und Funk in Japan die Aufgabe des „Reisgarbenfeuers“ übernommen haben. Nach wie vor aber ist es wesentlich, dass die Menschen sofort gewarnt werden und dass die so Gewarnten genau wissen, wie sie sich zu verhalten haben.
 

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