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.Neues aus Japan Nr.6                              Mai 2005

 

 

 

 

 

 

Interview mit Yasushi Akashi


 

Yashushi Akashi - 1954 Studienabschluss an der Universität Tokyo. Studium an der University of Virginia und der Fletcher School of Law and Diplomacy. 1957 Eintritt in das Sekretariat der Vereinten Nationen. U.a. als VN-Botschafter Japans und als VN-Untergeneralsekretär tätig. Nach Ausscheiden aus den Vereinten Nationen leitete Akashi das Hiroshima Friedensinstitut und das Japanische Zentrum für Konfliktverhütung. Neben seiner Tätigkeit als Vortragsredner und Kommentator ist er auch Repräsentant der Regierung von Japan für den Wiederaufbau von Sri Lanka.

 


Frage:
Wir möchten Sie zunächst zu Ihrer Karriere bei den Vereinten Nationen befragen. Sie haben 1957 als erster Japaner überhaupt für das VN-Sekretariat gearbeitet und waren viele Jahre für die VN tätig.

Akashi:
Ich war insgesamt 35 Jahre im VN-Sekretariat, davon achtzehn Jahre als Untergeneralsekretär. Darüber hinaus war ich auch fünf Jahre lang VN-Botschafter Japans. Ich weiß nicht, ob man darauf stolz sein kann. Meine Fähigkeiten waren eher beschränkt und ich denke, letzten Endes habe ich nur zu den Vereinten Nationen getaugt und zu nichts anderem.

[…]

Frage:
Wie denken Sie über das Verhältnis Japans zu den Vereinten Nationen und insbesondere über seine jüngsten Anstrengungen, einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat zu erhalten?

Akashi:
Ich befürworte einen ständigen Sitz Japans im VN-Sicherheitsrat. In einer solchen Position kann das Land weitreichende Beiträge leisten, eine konstruktive Rolle bei der Wahrung des internationalen Friedens und der Sicherheit übernehmen und sich mit anderen Themen wie Soziale Sicherheit, Entwicklung und Erhaltung der globalen Umwelt befassen. Japan muss auf internationaler Bühne eine wichtige Rolle spielen. Es wäre für die VN ein Verlust, wenn Japan von ihren wichtigen Aktivitäten ausgeschlossen würde. Viele Menschen in Japan sind der Auffassung, dass ihr Land trotz seiner großen Beiträge für diese Organisation dort keine Stimme hat. Das ist nicht gut.

Der Sicherheitsrat ist das bekannteste Gremium der VN, und ich hoffe, dass mittlere und kleinere Staaten eine größere Rolle in ihm und in anderen Organen der VN übernehmen werden. Wichtige Staaten wie Japan oder Indien sind dagegen für die ständige Mitgliedschaft und für die Übernahme von Verantwortung in Schlüsselpositionen ausreichend qualifiziert.

Frage:
Im Herbst letzten Jahres hielt Ministerpräsident Junichiro Koizumi eine Rede vor der VN-Generalversammlung und erlangte die gegenseitige Unterstützung einer Gruppe von Staaten für Japans Wunsch nach einem ständigen Sitz.

Akashi:
Dies ist eine sehr positive Entwicklung. Die Gruppe von vier wichtigen und aufstrebenden Mächten - Japan, Indien, Deutschland und Brasilien - hat sich zusammengeschlossen, um nach Wegen für eine Reform des VN-Sicherheitsrates zu suchen; sie alle sollten ständige Mitglieder des Rates werden. Dies wird natürlich dazu führen, dass andere Staaten sich übergangen fühlen; jedoch ragen die Beiträge dieser vier Mächte zusammen mit den Beiträgen afrikanischer Mächte, die sich dieser Kampagne hoffentlich anschließen werden, am meisten heraus.

Ich hoffe, dass Länder wie die Vereinigten Staaten und China, die diesen Vorschlag zur Ausweitung des Gremiums nicht ausdrücklich befürworten, gründlich über die Vorteile nachdenken, die eine Mitgliedschaft dieser Staaten in einem erneuerten Sicherheitsrat mit sich brächte.

Frage:
Japan spielt durch sein Engagement im Rahmen von Blauhelmmissionen und im Bereich Entwicklungshilfe inzwischen eine wichtige Rolle auf internationaler Bühne. Wird das Land weiter in diesen beiden Bereichen aktiv sein?

Akashi:
Ich glaube ja. Japan wird sein Engagement fortführen; es wird seine Teilnahme an Friedensmissionen der VN und anderen friedensschaffenden Maßnahmen ausweiten. Wenn man sieht, was wir in Afghanistan, Osttimor und Sri Lanka unternehmen, dann wird deutlich, dass Japan nicht nur in traditionellen Bereichen der Entwicklung tätig ist, sondern seine Entwicklungshilfe auch für die Festigung des Friedens nutzt. Ich denke, diese Anstrengungen finden viel Zustimmung.

Die japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte kamen bereits u.a. in Kambodscha, Osttimor, Mosambik und auf den Golan-Höhen zum Einsatz. Ich hoffe, dass Japan hier noch mehr Engagement zeigt, insbesondere in Afrika, wo der größte Teil der gegenwärtigen Friedensmissionen der VN durchgeführt wird. Diese Operationen sind multidimensional geworden, und sie brauchen die Unterstützung von allen möglichen Experten wie z.B. Polizisten und Verwaltungsfachleuten. Wir müssen auch eine größere Bereitschaft zeigen, junge Japaner in diesen Bereichen auszubilden.

Bei diesen zivilen Aktivitäten kommt den Nichtregierungsorganisationen eine wichtige Rolle zu. In Afghanistan und Sri Lanka bieten japanische Organisationen medizinische Hilfe und Dienstleistungen im Sozialbereich an. Sie arbeiten mit anderen Organisationen - lokalen und internationalen - sowie mit VN-Organisationen zusammen. Viele dieser Organisationen sind jedoch klein und haben noch wenig Erfahrung. Ich halte es daher für dringend notwendig, noch mehr junge Menschen auszubilden, damit sie sich an diesen Aktivitäten beteiligen können.

Frage:
Wie denken Sie über die Zahl der Japanerinnen und Japaner, die bei den Vereinten Nationen arbeiten?

Akashi:
Es ist ermutigend zu beobachten, dass immer mehr meiner Landsleute für die VN tätig sind. Allerdings sind es noch immer zu wenige. Trotz des Zuwachses in den letzten Jahren besteht nach wie vor ein Mangel an qualifiziertem Personal, um Stellen bei den VN zu besetzen. Viele Japanerinnen und Japaner verlassen ihre Posten wieder, so dass sich trotz der Neuzugänge die Zahl nur wenig verändert hat.

Es gibt übrigens mehr Frauen als Männer aus Japan, die für die VN arbeiten. Ich begrüße natürlich das große Interesse unter den japanischen Frauen an den VN, aber ich sähe es gern, wenn sich auch mehr Männer bewerben würden. Ich hoffe, dass wir hier ein ausgewogenes Gleichgewicht erreichen werden.

Frage:
Sie sind nun als Repräsentant der Regierung von Japan für friedensschaffende Maßnahmen in Sri Lanka tätig. Wurde ihre Arbeit durch die jüngste Flutkatastrophe schwieriger?

Akashi:
Nein. Auch wenn die Flutkatastrophe für jeden ein großes Unglück war, konnten wir danach doch auch ermutigende Beispiele von Kooperation zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen beobachten. Es war für die Menschen eine einzigartige Gelegenheit zu lernen, wie man angesichts einer allgemeinen Herausforderung zusammen wirken kann. Wir müssen die Möglichkeiten, die uns die Katastrophe in dieser Hinsicht erschlossen hat, auf vielfältige Weise nutzen.

Wir setzen uns für die Gestaltung der Grundlagen für eine neue Freundschaft ein, die auf Sri Lanka zwischen der Mehrheit der Singhalesen und der tamilischen Minderheit entstanden ist. In Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten, Norwegen und der EU versuchen wir, die Konfliktparteien in Sri Lanka dazu zu ermuntern die Situation im Land zu verbessern. Auch wenn das gegenseitige Misstrauen noch groß ist, gibt es doch ermutigende Anzeichen. Wir werden unser Engagement daher fortsetzen.


                                                                                   (Quelle: Auszug aus 'Web Japan')

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