Filme aus Japan

„Zatoichi - Der blinde Samurai“

(Japan, 2003, 116 Minuten, FSK 16)

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Botschaft von Japan
.Neues aus Japan Nr.6                              Mai 2005

 

 

 

Nach „Nobody knows”, das im letzten Monat angelaufen ist, haben wir leider keine neuen Filmstarts japanischer Filme zu verzeichnen. Lediglich eine DVD-Premiere: am 17. Mai erscheint „Stratosphere Girl“ auf DVD – ich habe den Film in unserer Dezember-Ausgabe 2004 besprochen.

Fast ein Jahr ist es her, dass der neueste Film von Takeshi Kitano in unseren Kinos anlief – der glücklicherweise noch ab und zu in diversen Programmkinos zu sehen ist: „Zatoichi – Der blinde Samurai“. Eine Chance somit für all diejenigen, die ihn noch nicht sehen konnten und denen ich hiermit die Entscheidung für einen Kinoabend erleichtern möchte.

Die inzwischen elfte Regiearbeit des japanischen Multitalents und Kultregisseurs Takeshi Kitano greift erstmalig ein historisches Thema auf. Und nicht irgendeines – die Geschichte des blinden Masseurs und Schwertkämpfers Zatoichi gilt als japanisches Kulturgut und ist zwischen 1962 und 1989 bereits über zwanzig Mal verfilmt worden. Der Plot ist schnell erzählt – Zatoichi ist ein blinder Wanderer, der im Japan des 19. Jahrhunderts durch die Dörfer zieht und seinen Lebensunterhalt durch Glücksspiel und Massagen verdient. Doch hinter der Fassade des behinderten, auf den ersten Blick etwas trottelig wirkenden Alten verbirgt sich ein Meister der Schwertkunst, der blitzschnell und präzise zuzuschlagen weiß und diese Fähigkeit in den Dienst der Gerechtigkeit stellt...

Takeshi Kitanos Film ist eine verwegene Mischung verschiedenster Genres, wie Western, Jidaigeki, Humoreske und Musikfilm. Das ist mutig und war von Kitano nicht anders zu erwarten. Trotzdem ist das Ergebnis – das der Jury der Filmfestspiele in Toronto und Venedig immerhin preiswürdig war – in meinen Augen eher zwiespältig. Wer mit Takeshi Kitanos Filmschaffen vertraut ist, den nimmt es nicht wunder, dass auch dieser Film bis an die Schmerzgrenze gewalttätig ist. Das Kunstblut fließt in Strömen, getötet wird mit einer Coolness, dass man kaum glauben mag, dass Quentin Tarantino „Zatoichi“ vor „Kill Bill“ nicht gesehen haben kann. Nun gehören Blut und abgetrennte Gliedmaßen zu furiosen Schwertkämpfen dazu und sollen uns jetzt nicht weiter beschäftigen – so die etwas sensibleren Gemüter hiermit gewarnt seien. Nein, der Schwachpunkt des Films ist nicht dessen Brutalität, sondern ganz einfach die Geschichte. Diese ist für zwei Stunden Film einfach zu dünn. Man braucht viel Geduld, sich auf die durchaus schönen und ruhigen Bilder einzulassen. Die Protagonisten laden allesamt zu keiner Identifikation ein und so bleibt das auf der Strecke, was Kitanos Filme bislang immer ausmachte: die Tiefgründigkeit, der gewohnte Anspruch. Das ist schade und kann auch nicht durch Kitanos einmalig augenzwinkernde Art und Weise des Erzählens wettgemacht werden.
 

Fazit: Gut gemachter Historienfilm mit furiosen Kampfszenen und einem ungewöhnlich zurückhaltenden Takeshi Kitano. Besticht durch Ästhetik und Humor, lässt allerdings Tiefgründigkeit und Spannung eher vermissen. Der Film wird polarisieren – und nicht erst durch die ungewöhnliche Massen-Step-Szene am Ende... 
 

 
 

J.G.(Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)  


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