Filme aus Japan

„Tony Takitani“

(Japan 2004, 75 Minuten, FSK 12)

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Botschaft von Japan
.Neues aus Japan Nr.8                              Juli 2005

 

 

 

 

 

Haruki Murakami gilt als der meistgelesenste japanische Autor der Gegenwart und kann auf eine weltweite treue Fangemeinde bauen. Diese zumindest dürfte auch der ersten Verfilmung einer Erzählung des Autors mit Spannung entgegengesehen haben.

Jun Ichikawa, bislang erfolgreich als Werbefilmer und bekannt geworden durch seinen Film „Tokyo Lullaby“ hat sich der Herausforderung gestellt und sie schlussendlich auch gemeistert. Vielleicht nicht mit Bravour – aber das lässt der knappe (75 Minuten lange) und kühle (viele leblose, braune und graue Bilder) Film gar nicht zu. Er ist reduziert auf das Wesentliche und lässt damit keinen Platz für Euphorie jeder Art.

Wenn ich in unserer Juni-Ausgabe bekannt habe, „Tasogare Seibei“ zu lieben, dann vermuten Sie richtig, dass mir dieser „Tony Takitani“ nicht in diesem Maße liegen kann. Gerade weil Emotionen hier nur im Tiefkühlpack daher kommen, Träume nur dazu da sind, wie Glas zu zerspringen und Männer wie Frauen einsame, auf ihren speziellen Überlebenskosmos reduzierte Lebewesen sind.

Ichikawa hat eine zehn Jahre alte Erzählung von Haruki Murakami verfilmt (aus dem Japanischen von Ursula Gräfe, Dumont Verlag, Köln 2005, 64 Seiten, 14,90 €), die davon handelt, dass ein einsamer Mann seine Liebe findet und sie wieder verliert. Das klingt weitaus melodramatischer als es uns dann auf der Leinwand erscheint – als fast zwangsläufige, unausbleibliche Geschichte des Lebens. Tony Takitani ist einsam aufgewachsen und war Einsamkeit gewohnt, bis er seine Frau traf. Er verliert sie wieder, als er sie bittet, einen Teil ihrer obsessiv erworbenen Designerkleidung in eine Boutique zurückzubringen. Als er wieder allein ist, teilt er diese Einsamkeit mit Wagenladungen von Kleidern, Schuhen, Mänteln, Röcken, Pelzen... Tony Takitani, der in seinem Leben keine Spuren hinterlassen hat, verkauft die Kleidung seiner toten Frau gemeinsam mit der von seinem verstorbenen Vater – einem Jazzmusiker – ererbten Plattensammlung und ist dann wirklich allein.

Murakamis Texte lassen sich zweifelsfrei schwer verfilmen, da sie von Alltäglichem reden, aber nicht wirklich davon handeln. Sie zeigen seinen Alltag, seine Arbeit, Begegnungen, Liebschaften, Trennungen - handeln aber von der Einsamkeit eines jeden Einzelnen, seinen Gefühlen, Sehnsüchten, Ängsten und vor allem der Suche nach Wärme. Die ist in diesem Film genauso wenig zu finden, wie in unseren hochentwickelten, individualisierten Konsumgesellschaften. Ichikawa hat schlichte, einfache Bilder gefunden, diese schlichte Geschichte zu erzählen. Verfremdet fährt die Kamera horizontal von links nach rechts, scheinbar nahtlos von einem Schauplatz zum nächsten. Die Schauspieler - Issey Ogata und Rie Miyazawa („Tasogare Seibei“) - agieren verhalten und illustrieren dieses bebilderte Hörbuch auf unvergessliche Weise.
 

Fazit: Murakamis Helden sind immer einsam. Sie tragen ihr Schicksal in Demut und ohne Aufbegehren. Dieser buddhistische Fatalismus kann über die Vergeblichkeit von Sehnsüchten hinwegtrösten oder aber diese schmerzhaft in Erinnerung bringen. Bleiben wird neben der Trostlosigkeit zumindest die Musik von Ryuichi Sakamoto.  
 

 
 

J.G.(Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)  


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