Viele Industriestaaten stehen vor der schwierigen Aufgabe, wie sie
angesichts steigender Arbeitslosigkeit und der raschen Ausbreitung schlecht
bezahlter Aushilfsjobs jungen Menschen reguläre Arbeitsplätze anbieten
können. In manchen Fällen rührt das Problem von der Kluft her, die zwischen
den Vorstellungen junger Berufstätiger über Arbeitgeber oder die angestrebte
Tätigkeit und der Realität am Arbeitsplatz besteht. Die in Japan
unternommenen Lösungs-versuche erfahren zunehmend auch international
Aufmerksamkeit, da man sich in diesem Land darauf konzentriert, junge
Menschen mit solchen Tätigkeiten zusammenzuführen, die zu ihnen passen.
Schließen der Kluft
Im Dezember 2001 startete das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und
Soziales ein Programm, bei dem Arbeitgeber junge Berufstätige für eine in
der Regel dreimonatige Probezeit einstellen können. Dieses Programm zielt
vor allem darauf ab, junge Berufstätige davon abzuhalten, nach zwei oder
drei Jahren ihre Arbeit aufzugeben, weil diese oft glauben, dass die Arbeit
nicht ihren Vorstellungen entspricht. Jedes Unternehmen, das junge
Berufstätige einstellt, erhält einen monatlichen Zuschuss von 50 000 Yen (knapp
400 Euro) für jeden Teilnehmer während der Probezeit. Nachdem diese
abgelaufen ist, kann der Beschäftigte als regulärer Arbeitnehmer angestellt
werden, vorausgesetzt beide Seiten glauben, dass sie zueinander passen.
Die Teilnehmer des Programms sind unter 35 Jahre alt und haben ihren
Arbeitsplatz durch Hello Work, das landesweite Netzwerk öffentlicher
Arbeitsvermittlungen gefunden. Während der Probezeit können die jungen
Arbeitnehmer herausfinden, ob ihnen die derzeit ausgeübte Tätigkeit liegt.
Zugleich bietet sich ihnen die Möglichkeit zu bestimmen, was sie tun müssen,
um ihre Fähigkeiten weiter zu verbessern. Die Arbeitgeber wiederum nutzen
diese Zeit um festzustellen, ob die Beschäftigten über die richtige
Einstellung und Fähigkeiten verfügen, um erfolgreich mit den Kollegen
zusammenarbeiten zu können.
Ein Handelsunternehmen für zahnmedizinische Ausrüstung hat im Rahmen dieses
Programms acht junge Berufstätige eingestellt. Das im Tokyoter Bezirk Taito
ansässige Unternehmen ist von der Beratung bei der Gründung von
Zahnarztpraxen bis hin zur Belieferung der Praxen mit entsprechender
Ausrüstung und Medikamenten aktiv. Neben dem benötigten Fachwissen schätzt
das Unternehmen seine Beschäftigten auf Probe auch in Bezug auf Haltung und
allgemeine Fähigkeiten ein, z.B. ob diese auf Vertrauen basierende
Beziehungen zu den Kunden aufbauen können. Ein Mitarbeiter des Unter-nehmens
meint: „Wir nutzen dieses System um sicherzustellen, dass wir die
geeignetsten Mitarbeiter einstellen, da eine kurzfristig getroffene
Entscheidung über eine feste Anstellung große Risiken in sich birgt.“
Freeter im Blick
Im Haushaltsjahr 2003 beteiligten sich laut Ministerium ca. 37 700 Personen
an diesem Programm, von denen 32 000 die Probezeit vollständig absolvierten.
Von diesen wiederum wurden 80% als reguläre Mitarbeiter übernommen. Das
Ministerium zielt darauf ab, die Teilnehmerzahl des Programms im
Haushaltsjahr 2005 auf 60 000 aufzustocken.
Das Ministerium hofft, dass viele der Teilnehmer aus der Gruppe der
sogenannten Freeter (junge Menschen, die in keinem regulären
Beschäftigungsverhältnis stehen, sondern einen oder mehrere Aushilfsjobs
ausüben) kommen werden. Die Zahl der Menschen zwischen 15 und 34 Jahren, die
nach dem Schul- bzw. Hochschulabschluss als Freeter arbeiten oder arbeiten
wollen, lag 2003 bei 2,17 Millionen und nimmt jährlich um ca. 100 000 zu.
Gerade jetzt, wo der Arbeitsmarkt erste Anzeichen für eine Erholung zeigt,
möchte das Ministerium mehr Freeter zu regulären Arbeitnehmern machen. Einer
der Schritte dafür war das Anheben des Höchstalters der teilnehmenden
Freeter am Programm von 29 auf 34 Jahre im Oktober 2004. Dies ist
Bestandteil des Plans des Ministeriums das Programm weiter auszuweiten, das
in seiner Anfangsphase so erfolgversprechend läuft.
(Quelle: Web Japan)
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